Killing time
Erkundigungen einholen, wenn er sich sicherer war und sie mehr Fakten hatten.
»Ziehen Sie da nicht etwas voreilige Schlüsse?« Hensley war sichtlich verärgert. »Sollten wir nicht abwarten, was die Autopsie und die Forensik ergeben, bevor wir Mutmaßungen in diesem Fall anstellen?«
»Niemand zieht hier voreilige Schlüsse«, sagte Patterson. »Und wir stellen auch keine Mutmaßungen an. Aber jede Meinung zählt. Wir können zu diesem Zeitpunkt gar nichts ausschließen.« Er wandte sich an Jim. »Es schadet ja nicht, in den benachbarten Bezirken nachzufragen, ob es dort ähnliche Morde gab. Aber wenn unser Mörder ein Nomade ist, wird es noch schwieriger werden, den Fall zu lösen.«
Jim nickte. »Ich möchte ungern ihren Ehemann und die Eltern belästigen, aber ich finde, wir sollten noch einmal mit ihnen reden und uns auch bei ihr zu Hause umsehen.« Jim sah Bernie an. »Vielleicht kann Sheriff Mays uns dabei helfen.«
»Denken Sie immer noch, dass es der Ehemann gewesen sein könnte?«, fragte Hensley.
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete Jim. »Aber es ist durchaus möglich, dass er oder ihre Eltern uns mehr sagen können, als sie bisher gesagt haben.«
»Warum hätten sie uns irgendwas verheimlichen sollen?« Hensley kniff die Augen zusammen, bis sie nur noch zwei schmale Schlitze waren. »Sie haben sich verzweifelt gewünscht, dass wir Stephanie finden. Und sie hätten alles getan, um …«
»Ich habe nicht behauptet, dass sie uns absichtlich etwas verheimlichen«, erklärte Jim. »Aber der Ehemann und die Eltern standen unter einem unerträglichen emotionalen Druck und können deshalb Dinge vergessen oder als unwichtig angesehen haben. Sagten Sie nicht alle, dass der Ehemann während der letzten sieben oder acht Tage meistens unter starken Beruhigungsmitteln stand?«
»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Bernie. »Und Sie haben recht. Ich werde Ed gleich morgen früh anrufen und einen neuen Gesprächstermin mit Stephanies Mann und ihren Eltern vereinbaren lassen. Außerdem kann er uns Kyle Prestons Erlaubnis besorgen, das Haus zu durchsuchen.«
»Er wird glauben, dass wir ihn verdächtigen«, wandte Hensley ein. »Und selbst wenn er unschuldig ist, kann ihn das dazu bringen, dass er dichtmacht und sich einen Anwalt nimmt.«
»Nicht, solange wir uns richtig verhalten.« Agent Patterson sah Jim an. »Wir haben keinen Grund, den Ehemann zu verdächtigen, und das sollten wir ihm von vornherein klarmachen. Aber wenn er uns eine Hausdurchsuchung verweigert, nun …«
Bernie blickte auf ihre Uhr. Zwanzig vor elf. »Es ist schon spät, Leute. Warum machen wir nicht Schluss für heute, schlafen alle ein bisschen und starten morgen früh frisch durch?«
»Eine gute Idee.« Patterson stand auf.
Hensley erhob sich ebenfalls und streckte sich. »Agent Patterson, soll ich Sie zum Hotel fahren, oder sind Sie mit Ihrem Wagen hier?«
»Danke, ich gehe zu Fuß zurück. Es ist nicht weit, und das Wetter ist gut. Außerdem kann ich beim Gehen am besten nachdenken.«
Hensley nickte, schüttelte Patterson die Hand und sagte Bernie und Jim gute Nacht, bevor er zur Tür ging.
Patterson verabschiedete sich noch von Jim und Bernie. »Ist sieben Uhr morgen früh okay für Sie beide?«
»Ja, sieben ist gut«, antworteten Jim und Bernie im Chor, sahen einander an und schmunzelten.
Jim fiel ein alberner Spruch dazu ein: Wir leben noch ein Jahr zusammen. Wie oft hatte sein Vater das gesagt, wenn zwei Leute exakt zur selben Zeit dasselbe sagten.
Sobald Patterson gegangen war, sammelte Bernie die leeren Styroporkaffeebecher ein und warf sie in den Müll. Jim nahm die Glaskanne von der Kaffeemaschine und ging damit ins Bad nebenan. Dort schüttete er den restlichen Kaffee in den Ausguss, spülte die Kanne aus und brachte sie zurück in sein Büro.
»Sie haben sich kaum zu dem Fall geäußert«, sagte Bernie.
»Im Moment ist ja auch noch nicht viel zu sagen. Wir haben noch keinen Autopsiebericht und keine …«
»Was soll uns ein Autopsiebericht sagen, das wir nicht schon wüssten? Morris hat die Leiche am Fundort angesehen und uns erzählt, dass sie offensichtlich vergewaltigt und gefoltert wurde. Und die Todesursache ist klar. Jemand hat ihr die Kehle aufgeschlitzt.«
»Es geht nicht nur um die Autopsie. Patterson hat auch noch nichts von seinen Tatortermittlern gehört.«
»Bis morgen müsste er einen vorläufigen Bericht haben. Aber Sie sind doch ein erfahrener Ermittler. Sie haben sich am Fundort
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