Killing time
einen
Kopf-hoch-
Blick zu und ging aus dem Zimmer. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb er in dem kleinen Flur zwischen den beiden Schlafzimmern stehen und betete stumm. Das hatte er schon sehr lange nicht mehr getan. Er betete für Mary Lee. Und er betete darum, dass er diese eine Chance, Kevin ein richtiger Vater zu sein, nicht vermasseln würde.
Da sie ihr schreckliches Geheimnis nicht länger für sich behalten konnte, hatte Thomasina ihre Schwester angerufen und sie gebeten, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen. Und als Amanda da war, hatte sie ihr alles erzählt, angefangen mit den »Liebesbotschaften« bis hin zu dem ungeöffneten Briefumschlag, der nach wie vor auf dem Küchentisch lag.
»Du hättest die anderen Sachen nicht wegwerfen sollen«, sagte Amanda. »Die Polizei müsste sie sehen. Sie werden jeden Beweis brauchen, den sie kriegen können, falls sie Brandon Kelley verhaften.«
»Ich … ich hatte nicht nachgedacht«, gestand Thomasina. »Ich wollte nur, dass das alles verschwindet. Ich konnte es nicht im Haus behalten und wollte die Sachen nie wieder sehen müssen.«
»Soll ich ihn öffnen?« Amanda zeigte auf den braunen Umschlag.
»Nein, das mache ich. Ich wollte nur abwarten, bis du da bist, ehe ich hineinsehe.«
»Dann mal los.« Amanda stand hinter Thomasinas Stuhl und legte ihr beschützend die Hände auf die Schultern. »Ich bin bei dir.«
Thomasinas Hände zitterten so sehr, dass sie erst einmal innehielt, nachdem sie den Umschlag hochgehoben hatte. »Ich bin ein nervliches Wrack. Das hat er aus mir gemacht, und ich habe es zugelassen. Ich war so unendlich dumm.« Angespornt von ihrer Wut und ihrer Empörung riss sie den Umschlag auf, drehte ihn kopfüber und sah zu, wie zwei kleine Briefe und drei Skizzenblätter hinausrutschten und auf den Tisch segelten. Ihr fiel auf, dass einer der kleinen Umschläge flach und der andere gewölbt war, als wäre er mit Luftpolsterfolie ausgekleidet.
»Er schickt immer eine Nachricht.« Thomasina griff zuerst nach dem flachen Umschlag.
»Vielleicht solltest du erst den anderen öffnen und die Zeichnungen ansehen, bevor du die Nachricht liest.«
Thomasina schüttelte nur den Kopf, riss den flachen Umschlag auf und holte den Briefbogen hervor.
Zunächst las sie selbst die Nachricht.
Ich weiß, dass du mich liebst und mir gefallen willst. Bald, sehr bald schon werden wir zusammen
sein, und dann kannst du mir zeigen, wie sehr du mich magst.
Sie reichte ihrer Schwester den Briefbogen. »Sollen wir vielleicht Handschuhe tragen oder so was? Falls Fingerabdrücke drauf sind …«
»Lies diesen verdammten Brief einfach, ja?« Tränen schwammen in Thomasinas Augen.
Amanda achtete sorgsam darauf, das Blatt nur ganz am Rand zu berühren, als sie es nahm, und las. »Mach den anderen Umschlag auf.«
Thomasina öffnete den gewölbten Umschlag und zog ein rechteckiges Täschchen aus Luftpolsterfolie heraus. Als sie die Folie aufriss, kam ein goldenes Fußkettchen zum Vorschein. Sie ließ es auf den Tisch fallen, als hätte sie sich die Finger daran verbrannt.
»Jetzt die Zeichnungen«, wies Amanda sie an.
Thomasina drehte sie um und sah sich eine nach der anderen an, bevor sie sie an ihre Schwester weiterreichte. Allein vom Ansehen wurde ihr speiübel.
»Oh, Thomasina, die sind furchtbar«, sagte Amanda. »Wenn Brandon Kelley die gemacht hat, dann muss er wahnsinnig sein. Und sollte er dir so etwas antun wollen, ist er gefährlich.« Sie schwenkte das dritte Bild durch die Luft. »Dieses Bild zeigt dich mit durchschnittener Kehle und blutenden Brüsten.« Amanda warf die Zeichnung beiseite, lief aus der Küche zum Telefon und sagte: »Ich rufe jetzt Chief Nichols an. Auch wenn er nichts gegen Brandon Kelley in der Hand hat, kann er ihn auf jeden Fall dafür verhaften, dass er dich belästigt.«
»Warte«, rief Thomasina ihrer Schwester nach.
»Nein, ich warte nicht. Ich rufe die Polizei an. Das hättest du übrigens schon längst tun sollen.«
»Wir werden die Polizei auch anrufen und ihnen alles erzählen«, sagte Thomasina. »Aber … aber ich kann nicht beweisen, dass Brandon derjenige ist, der mir die Briefe, Geschenke und Zeichnungen geschickt hat.«
»Wer kann es sonst sein? Er ist Künstler, und nur ein sehr talentierter Künstler kann diese gemeinen, kranken Bilder malen. Außerdem flirtet er seit Monaten mit dir, oder nicht? Und als er heute deine Nachricht bekam, ist er nicht zu dir gegangen und hat
Weitere Kostenlose Bücher