Killing time
direkt vor unserer Nase.«
»Professor Kelley sollte lieber ein wasserdichtes Alibi haben«, sagte Jim.
»Sie mögen Dr. Kelley ebenso wenig wie ich, stimmt’s?«
»Ich würde sogar sagen, er widert mich an. Aber nur weil er ein arroganter Weiberheld ist, muss er ja nicht automatisch auch ein Kidnapper, Vergewaltiger und Mörder sein.«
Bernie lief es eiskalt den Rücken herunter, und sie erschauderte. »Mein Gott, ich hoffe, Thomasina taucht wohlbehalten wieder auf und kann uns eine logische Erklärung dafür bieten, was mit ihr passiert ist.«
»Ja, das wäre schön, aber wir beide wissen, dass die Anzeichen eher gegen ein Happy End sprechen.«
»Sie meinen, der Mörder von Stephanie und Jacque hat Thomasina entführt, oder?«
Er nickte. »Gleich morgen früh fülle ich das Formular für das Steckbrief-Programm des FBI aus und gebe ihnen alle Informationen über die Morde an Stephanie und Jacque. Wir müssen wissen, ob es noch mehr Fälle gibt, die den beiden anderen ähneln. Falls ja, finden wir vielleicht einen Anhaltspunkt.«
Bernies Büro verfügte über ein spezielles Computerprogramm, über das sie Angaben direkt ans Steckbrief-Programm beim FBI leiten konnten. Ihr Vater hatte es damals gegen Ende seiner Dienstzeit eingeführt, weil er wild entschlossen war, das Sheriff-Büro von Adams County ins einundzwanzigste Jahrhundert zu führen.
»Aber ich dachte, wir wären uns einig, dass der Täter aus dieser Gegend sein muss, weil Stephanie ihn kannte und ihm vertraute. Und genauso wird es auch heute bei Thomasina gewesen sein. Sie ist zu einem Mann ins Auto gestiegen, den sie kannte und dem sie vertraute. Und wenn dem so ist, wie kann uns dann das Steckbrief-Programm helfen, irgendetwas über unseren Täter herauszufinden?«
»Stimmt, wir gehen davon aus, dass Stephanie und Thomasina den Mann kannten, der sie entführt hat, aber das Steckbrief-Programm kann uns vielleicht helfen herauszufinden, ob der Täter immer schon hier lebte und Jacque sein erstes Opfer war. Er könnte allerdings auch vorher getötet haben, anderswo, und erst vor einem Jahr oder so hierhergezogen sein.«
»Der ganze Bezirk wird in Aufruhr sein«, sagte Bernie. »Sollte Thomasina nicht wie durch ein Wunder wieder auftauchen, habe ich keine andere Wahl, als morgen eine Pressekonferenz zu geben. Und ich weiß nicht, was ich da sagen soll. Einerseits möchte ich alle Frauen aufrufen, uns sofort zu informieren, wenn sie Briefe, Geschenke und Zeichnungen von einem heimlichen Verehrer bekommen, und andererseits kann ich keine näheren Informationen preisgeben, ohne die Ermittlungen zu gefährden.«
Jim streckte den Arm aus, legte eine Hand auf Bernies Schulter und sah sie an. »Sollte dieser Kerl bei seinem Tatmuster bleiben und wie bei Stephanie und Jacque vorgehen, bleiben uns zwei Wochen, um Thomasina zu finden, bevor er sie umbringt.«
Bernie schloss die Augen und schickte ein stummes Gebet gen Himmel, in dem sie den Allmächtigen anflehte, ihnen zu helfen – und Thomasina Hardy zu helfen, wo immer sie heute Abend sein mochte.
In einem halbdunklen Raum kam Thomasina zu sich. In ihrem Kopf hämmerte es, und ihr war schwindlig.
Was war mit ihr passiert? Warum war sie hier?
Wo war »hier«?
In dem Moment, als sie den Kopf vom Kissen hob, wurde ihr klar, dass sie auf einer Art Bett lag. Sie versuchte, sich aufzusetzen, konnte es aber nicht.
Warum konnte sie nicht?
Sie wollte die Arme heben, stellte jedoch fest, dass ihre Handgelenke über ihrem Kopf zusammengebunden waren. Als sie den Mund öffnete, um zu schreien, ging auch das nicht. Und nun erkannte sie, dass jemand sie gefesselt und geknebelt hatte. Sie war vollkommen hilflos und … sie wandte den Kopf und blickte sich in dem kleinen, schattigen Raum um, der nur durch ein schwaches Licht beleuchtet wurde, bei dem es sich vermutlich um eine Nachtlampe handeln musste.
Sie war allein. Ganz allein.
Denk nach, Thomasina, denk nach, beschwor sie sich selbst.
Sie war auf dem Weg zu ihrem Donnerstagabendkurs am College gewesen, als sie einen Platten hatte. Dann hatte sie ihre Mutter angerufen, die sagte, sie würde ihr Mike schicken, damit er ihren Reifen wechselte. Aber bevor Mike eintraf …
O Gott! Nein!
Er war vorbeigekommen und hatte ihr angeboten, sie zum College zu fahren und anschließend zurück zu ihrem Wagen, um Mike beim Reifenwechsel zu helfen. Sie hatte keinen Grund gehabt, ihm zu misstrauen, sondern vielmehr allen Grund, sich bei ihm sicher zu
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