Killing time
dass man mir meine Unsicherheit anmerkt. Schließlich hatte ich noch nie mit einem Serientäter zu tun. Nicht hier in Adams County.«
Als Jim nicht antwortete, blickte sie kurz zu ihm. Er starrte geradeaus und sah sie nicht an. Auf einmal fühlte sie sich schrecklich verletzlich und dumm. Sie hatte sich ihrem Chief Deputy gegenüber so offen geäußert, dass es sie selbst erschreckte. Warum musste sie ausgerechnet heute Abend unter verbaler Inkontinenz leiden – und warum ausgerechnet bei Jim Norton?
Über mehrere Minuten schwiegen sie beide, und es kam Bernie wie Stunden vor.
»Zu heftig?«, fragte sie schließlich.
»Wie bitte?«
»Habe ich Ihnen mehr gesagt, als Sie hören wollten?«
»Nein, das ist es nicht. Ich dachte nur gerade, dass ich möglicherweise zu weit gegangen bin. Ihre Beziehung zu Ihrem Vater geht mich ja eigentlich nichts an.«
»Oh.«
Natürlich. Wenn sie über persönliche Dinge sprachen, wäre ihre Beziehung keine rein berufliche mehr, sondern eine intime. Bernie fuhr zusammen. Falsches Wort. Intimität bedeutete immerhin auch eine starke Gefühlsbindung, Romantik, sogar Sex. Und sie konnte von Jim bestenfalls Freundschaft erwarten.
»He, sehen Sie da vorn.« Jim zeigte nach rechts. »Da steht ein Wagen. Vielleicht ist es Thomasina Hardys Auto.«
Bernie fuhr von der Straße herunter und hielt direkt hinter dem Grand Am. Vorsichtig stiegen Jim und sie aus dem Jeep und sahen sich den verlassenen Wagen an.
»Ein Platten.« Jim zeigte auf einen der Reifen.
»Sehen Sie sich alles an. Ich gehe inzwischen zum Wagen zurück und erkundige mich, ob das wirklich Thomasinas Auto ist.«
Jim nickte zustimmend.
Bis sie über Funk nachgefragt und das Nummernschild hatte überprüfen lassen, war Jim mit der Inspektion des Wagens durch und kam ihr entgegen, als sie wieder aus ihrem Jeep stieg.
»Es ist Thomasina Hardys Wagen«, sagte Bernie.
»Kein Anzeichen für gewaltsames Einbrechen. Der Wagen ist verriegelt.«
»Das gefällt mir überhaupt nicht.«
»Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Ich habe zwei Hilfssheriffs herbeordert, damit sie den Fundort sichern«, sagte Bernie. »In der Zwischenzeit rufen wir beim College an und fragen nach, ob Thomasina dort angekommen ist.«
Als sie wieder im Jeep saßen und auf die Hilfssheriffs warteten, rief Bernie noch einmal das College an.
»Nein, Sheriff Granger, Miss Hardy ist nicht hier, aber ihre Mutter und ihr Schwager sind da. Sie machen sich schreckliche Sorgen«, sagte Miss Everett. »Sie haben ihren Wagen an der Landstraße 157 gefunden, aber von Thomasina gibt es keine Spur.«
»Kann ich bitte mit dem Schwager sprechen?«
»Sicher, er steht direkt vor mir.«
»Hallo, hier ist Mike Anderson. Haben Sie Thomasina gefunden?«
»Nein, leider nicht«, antwortete Bernie. »Wir sind hier bei ihrem Wagen an der 157 . Ich habe meine Hilfssheriffs hergerufen, um den Standort zu sichern.«
»Sie glauben auch, dass ihr etwas zugestoßen ist, oder?«
»Ich weiß es nicht.« Nur keine Gefühle zeigen. Verhalte dich professionell, ermahnte sie sich. »Sobald hier alles gesichert ist, würden mein Chief Deputy und ich uns gern mit Thomasinas Familie unterhalten, vor allem mit ihrer Schwester.«
»Welche Schwester? Sie hat zwei.«
»Die, mit der sie heute Abend bei Chief Nichols war.«
»Das ist meine Frau«, sagte Mike. »Amanda.« Er senkte die Stimme, bis er nur noch flüsterte. »Hören Sie, Inez, also Thomasinas Mutter, weiß nichts von dem Stalker. Thomasina hat erst heute Nachmittag Amanda von ihm erzählt, und Amanda erzählte es mir heute Abend. Können wir das noch irgendwie vor Inez geheim halten? Sie hat schon so genug Angst um ihre Tochter.«
»Mr. Anderson, ich möchte, dass Sie und Mrs. Hardy zu sich nach Hause zurückfahren. Sagen Sie Ihrer Frau, was passiert ist, und warten Sie auf uns. Ich fürchte, wir können Ihrer Schwiegermutter die Fakten nicht ersparen. Thomasina wurde von einem Stalker verfolgt, und jetzt wird sie vermisst. Eins und eins ergibt gewöhnlich zwei.«
»Ich verstehe. Wir …« Er schluckte hörbar. »Wir fahren nach Hause und warten auf Sie. Und Sheriff, bitte, finden Sie Thomasina.«
»Wir tun unser Bestes.«
Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, wandte sie sich zu Jim. »Wir könnten einen Suchtrupp bilden, aber wir wüssten nicht, wo wir suchen sollen. Es scheint offensichtlich, dass jemand vorbeikam und Thomasina anbot, sie zu fahren. Jetzt kann sie entweder in Tennessee sein oder
Weitere Kostenlose Bücher