Killing time
von den Übungsrastern in meinem Kurs in Quantico.«
Jim zog einen der Besucherstühle neben seinen, damit Bernie sich zu ihm setzen konnte. »Nehmen Sie meinen Stuhl.«
Nachdem sie sich auf seinen breiten Drehsessel gesetzt hatte, nahm Jim auf dem Besucherstuhl Platz und rückte damit näher an sie heran. Dann nahm er den Notizblock, der auf seinem Schreibtisch lag. »Wie Sie wissen, geht es darum, ein Bild von dem Verbrecher und seinem Verbrechen zu erstellen, indem man die Punkte verbindet und sieht, was zusammenpasst.«
»Okay.«
»Wir fangen damit an, dass wir die sechs wichtigsten Fragen stellen und beantworten.«
Bernie riss die Augen auf. »Wer, was, wann, wo, wie und warum?«
Er schnalzte mit der Zunge und grinste sie an. »Ich wusste doch, dass Sie ein kluges Mädchen sind.«
Sie lachte und schüttelte den Kopf.
»Was?«, fragte er verwundert. »Ach ja … es war bestimmt nicht korrekt, Sie ein Mädchen zu nennen, stimmt’s?«
»Mir macht das nichts aus, aber einigen meiner Mitarbeiterinnen schon.«
»Das merk ich mir. Aber ich bin froh, dass Sie nicht so empfindlich sind.«
Bernie räusperte sich. »Also fangen wir mit der Wer-Frage an.«
»Ja, wer sind die Opfer?«, fragte Jim.
»Unsere drei sind alles junge, attraktive Frauen im Alter von Mitte bis Ende zwanzig.«
»Hmm … und was haben sie sonst noch gemeinsam?«
»Thomasina Hardy unterrichtet am Adams County Junior College, Stephanie Preston hat dort studiert, und Jacque Reeves war vor ein paar Jahren Studentin am College.«
»Es könnte Zufall sein, dass das College alle drei verbindet, aber wir werden diese Gemeinsamkeit trotzdem mit aufnehmen.« Jim sah auf seinen Notizblock. »Ist Ihnen aufgefallen, dass alle drei Frauen dunkle Haare und braune Augen hatten?«
»Nein. Also waren sie alle junge, attraktive Brünette.«
»Jung, attraktiv, beliebt, brünett.«
Bernie sah Jim an. »Beliebt?«
»Im Klartext heißt das, dass die Frauen schon mehrere Beziehungen hatten.«
»Okay. Die Antwort auf unsere Wer-Frage ist also junge, attraktive, beliebte Brünette.« Bernie zählte die Eigenschaften an den Fingern ab. »Wir müssen herausfinden, ob diese Beschreibung auch auf diese vier oder fünf Frauen aus dem Steckbrief-Programm passt.«
»Zwei der leitenden Detectives habe ich schon angerufen. Angefangen habe ich mit denen in Georgia, weil diese Fälle die neuesten sind. Ich gehe davon aus, dass sie sich spätestens morgen bei mir melden. Morgen früh rufe ich die Ermittler in den übrigen Bundesstaaten an.«
Bernie nickte.
»Die Wer-Frage ist zweiteilig«, sagte Jim. »Wer die Opfer sind, ist nur der erste Teil.«
»Und der zweite ist, wer der Täter ist.«
»Was für ein Tätertyp ist er?« Jim blickte in Bernies braune Augen. Aus der Nähe erkannte man, dass das Braun von goldenen Punkten durchwirkt war. Seltsam, ihm war nie zuvor aufgefallen, dass ihre Augen anders als Robyns waren. Aber er war Bernie ja auch noch nie so nahe gewesen.
»Unser Täter plant alle Details«, sagte sie. »Er stellt den Frauen nach, was für ihn bedeutet, dass er ihnen den Hof macht. Dann entführt er sie, vergewaltigt sie und bringt sie um. Da Vergewaltigung nichts mit Leidenschaft zu tun hat, sondern mit Macht und Kontrolle, würde ich tippen, dass es ihm vor allem darum geht.«
»Ja, das sehe ich auch so.«
»Demnach ist er ein gut organisierter, machtorientierter Täter.«
»Womit wir zur Was-Frage kommen«, sagte Jim. »Was war in unseren beiden Morden die Todesursache? Gab es abweichendes Sexualverhalten? Ist irgendwas an den Morden ungewöhnlich?«
»Er schlitzte beiden Frauen die Kehle auf. Er folterte und vergewaltigte sie mehrfach. Und was das Ungewöhnliche betrifft – ich würde sagen, das Umwerben ist ungewöhnlich, ebenso wie die Geschenke und die Briefe. Aber was die Fälle Stephanie und Thomasina vor allem von der Norm abweichen lässt, sind die beängstigenden Sadomasozeichnungen.«
Jim schrieb hastig alles mit, während er und Bernie den Fall weiter besprachen. Wann trugen sich die Verbrechen zu? War das jeweilige Datum von Bedeutung? Und wo wurden die Taten begangen?
»Alle drei Opfer wurden entführt, aber wie es scheint, wehrte sich keine der Frauen. Also müssen sie ihren Entführer gekannt und ihm vertraut haben«, sagte Jim.
»Tja, das Wie der Morde ist einfach. Er durchschnitt ihnen mit einem scharfen Messer die Kehle. Und sollten wir Thomasina nicht bald finden, wird ihr dasselbe Schicksal drohen.« Bernie
Weitere Kostenlose Bücher