Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing time

Killing time

Titel: Killing time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
sprachen, über die Grundausstattung, die sie brauchte, und darüber, dass Bernie sich auf Kevin und ihre Eltern verließ, ihr neues Haustier tagsüber zu betreuen. Zum zweiten Mal fühlte Jim sich auf seltsame Weise an Mutter und Sohn erinnert, als er Bernie und Kevin zusammen sah. Und in diesem Moment wurde Jim bewusst, dass Bernadette Granger ein Naturtalent war, was den Umgang mit Kindern betraf. Sie schien ganz einfach eine mütterliche Begabung zu besitzen.
     
    Auf dem Heimweg sprach Kevin von nichts anderem als Boomer. So nämlich lautete der Name, den er für Bernies schwarz-weißen Welpen ausgesucht hatte. Jim wunderte sich, dass ihm nie zuvor aufgefallen war, wie sehr sein Sohn sich einen Hund wünschte. Na ja, wahrscheinlich war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit Mary Lee zu streiten, um es zu bemerken. Und heute war er auch bereit zuzugeben, dass seine Exfrau nicht allein schuld an den vielen Auseinandersetzungen gewesen war. Wenngleich er ihr nie vergeben würde, dass sie ihn betrogen und versucht hatte, einen Keil zwischen ihn und Kevin zu treiben, so musste er doch eingestehen, dass er ein Gutteil Mitschuld an der Zerrüttung der Familie trug. Und noch Jahre nach der Scheidung hatte er von seiner Exfrau nur das Schlechteste erwartet und ihnen somit beiden stets die Chance verweigert, ein halbwegs normales Verhältnis zu entwickeln.
    Sobald sie zu Hause waren, schickte Jim Kevin ins Bad. »Geh duschen, putz dir die Zähne und dann ab ins Bett. Morgen früh kannst du ausschlafen, da ich die meiste Zeit hier zu Hause arbeiten kann.« Er plante, die leitenden Ermittler in den anderen Südstaaten wegen der vier, möglicherweise fünf Mordfälle, die ihren beiden so unheimlich ähnlich schienen, anzurufen. Und die Telefonate konnte er ebenso gut von zu Hause wie vom Büro aus führen.
    Kevin blieb auf dem Weg aus dem Wohnzimmer stehen. »Denk dran, dass Bernie mich morgen um zwei abholt, damit wir die Sachen für Boomer einkaufen können.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, sagte Jim grinsend. »Und falls doch, erinnerst du mich noch mal dran.«
    »Glaubst du, ich kann morgen mit Mom reden?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht.«
    »Ich habe ein eigenes Handy. Allen hat es mir geschenkt, damit sie mich jederzeit anrufen kann, auch wenn ich nicht hier oder bei den Grangers bin.«
    In Jim regte sich eine unangenehme Eifersucht, und gleich kam er sich wie ein Idiot vor, weil er Allen übelnahm, dass er Kevin Dinge schenkte, die Jim sich nicht leisten konnte. Dabei war es in Wahrheit doch so, dass er gar nicht sicher war, ob er ein eigenes Handy für einen Zwölfjährigen angebracht fand. »Mag sein, dass Mary Lee morgen noch nicht anrufen kann, aber sie meldet sich ganz gewiss bald.«
    »Ja, wenn nicht morgen, dann bestimmt am Sonntag.«
    Egal wie oft seine Exfrau ihn vor seinem Sohn schlechtgemacht hatte, er würde niemals gegenüber Kevin etwas Negatives über sie äußern, vor allem jetzt nicht. Mary Lee war ihr Leben lang ein egoistisches Miststück gewesen, auch damals, zu Beginn ihrer Beziehung. Nur war Jim da viel zu verliebt und zu scharf auf sie gewesen, um zu erkennen, was für ein Mensch sie in Wirklichkeit war. Gott, er war unendlich blöd gewesen. Das Schlimmste aber war, dass Kevin für seinen Fehler bezahlte. Jim war klar, dass er nachsichtig mit Mary Lee sein sollte, machte sie doch gerade Entsetzliches durch. Aber falls diese Erfahrung sie nicht von Grund auf veränderte, dann würde sie einfach weiter eine Frau bleiben, die ihre eigenen Bedürfnisse über die aller anderen stellte, einschließlich Kevins.
    »Mach dich jetzt erst mal bettfertig«, sagte Jim.
    Kevin zögerte.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Jim.
    »Darf ich Bernie morgen einladen, abends mit uns zu essen?«
    Jim nickte. »Ja, klar, frag sie ruhig.«
    »Können wir mit ihr zu King Kone gehen und Hamburger mit Pommes essen?«
    »Wenn du das gern möchtest.«
    »Danke, Dad.«
    Jim stand in der Mitte seines Wohnzimmers und genoss diesen Moment. Danke, Dad. Zwei einfache, kurze Worte, die ihm die Welt bedeuteten. Ob viele geschiedene Väter dieselben Schuldgefühle und dieselbe Wut empfanden, die ihn plagten? Genossen die anderen Wochenendväter jede Minute mit ihren Kindern ebenso wie er?
    Genieß die Zeit mit Kevin, sagte er zu sich selbst. Sie wird früh genug enden, wenn Mary Lee sich wieder erholt und ihn abholen lässt. Jims selbstsüchtige Seite wünschte sich, dass Mary Lee beschloss, als Krebsüberlebende würde ihr

Weitere Kostenlose Bücher