Killing time
konzentrieren. Um ihret- und um seinetwillen musste er Thomasina freigeben. Und das bald. Am Anfang hatte er so große Hoffnungen gehegt und solch phantastische Träume gehabt, wie es für sie beide sein würde. Er hatte sich gewünscht, dass sie »die Eine« war. Alles an ihr schien ihm so richtig. Sie war jung und hübsch, mit dichtem, dunklem Haar und einem bezaubernden Lächeln. Und sie war sehr beliebt. Alle Männer mochten sie, begehrten sie, träumten davon, sie zu ficken. Aber sie wollte keinen von ihnen. Nicht so, wie sie ihn wollte. Sie hatte auf ihn gewartet, sich danach gesehnt, mit ihm zusammen zu sein. All seine kleinen Geschenke hatte sie angenommen, von denen jedes ein besonderes Zeichen für seine Zuneigung war.
Sie liebte ihn.
Aber sie liebte ihn nicht genug, um ihm alles zu geben, was er brauchte. Sie versuchte es, doch wieder und wieder versagte sie. Vielleicht war es nicht ihre Schuld, dass sie ihn nicht befriedigen konnte, obwohl er sie doch vollkommen befriedigte. Er wusste, dass er sie befriedigte, denn sie sagte es ihm. Sie mochte alles, was er mit ihr tat, und bettelte stets nach mehr.
Lügen. Nichts als Lügen!
Sie belogen ihn. Jede Einzelne von ihnen. Sie versprachen ihm alles, gaben ihm jedoch nie genug. Irgendetwas enthielten sie ihm vor.
Aber das nächste Mal würde es anders sein. Oder nicht?
Er parkte, stieg aus und verriegelte seinen Wagen. Sie wohnte nur wenige Blocks entfernt. Es war ein kurzer Weg, vor allem wenn er hinten herumging. Um diese Zeit am frühen Morgen, solange es noch dunkel war, konnte ihn niemand sehen. Sie hatte keine Alarmanlage, nicht einmal ein Sicherheitsschloss. Es würde also einfach, in ihr Haus zu gelangen. Sie schlief ja noch. Und wenn er sehr leise und sehr vorsichtig war, könnte er hineingehen, ihr Schlafzimmer suchen und sie beobachten, während sie schlief.
Vielleicht schläft sie nackt.
Sein Schwanz zuckte.
Während er die Gasse hinter den Häusern entlanghuschte, malte er sich aus, wie es mit ihr sein würde. Sie enttäuschte ihn gewiss nicht. Er war sich sicher, dass sie wissen würde, wie sie ihm besser als alle anderen zu Gefallen sein konnte. Sie hatte mit ihm geflirtet, ihn geneckt und ihm mit diesen besonderen Blicken stumme Versprechen gegeben.
Du darfst sie beobachten, aber du darfst sie nicht berühren. Noch nicht.
Nein, er würde sie nicht berühren und nicht anfangen, sie zu umwerben, bevor er nicht mit Thomasina Schluss gemacht hatte. Er war nicht die Sorte Mann, die eine Frau mit einer anderen betrog. Bei den anderen hatte er binnen zwei Wochen gewusst, dass ihre Beziehung nicht hergab, was er sich davon erhoffte. Er und Thomasina waren seit neun Tagen ein Paar, und jetzt schon war ihm klar, dass er sie nie so lieben könnte wie seine erste große Liebe. Aber genau das wollte er – lieben und geliebt werden mit gleich großer Leidenschaft und Hingabe. Er wollte noch einmal haben, was er damals mit
ihr
besessen hatte.
Aber sie hat dich nicht wirklich geliebt …, flüsterte eine innere Stimme ihm zu.
Er summte im Geiste vor sich hin, um die negativen Gedanken zu vertreiben und den Schmerz zu verdrängen.
Als er gerade an den Zaun gelangte, der ihr Grundstück auf der Rückseite von der Gasse trennte, hörte er Stimmen. Wer war um halb fünf Uhr morgens wach und draußen? Abrupt blieb er stehen, spähte in die Dunkelheit und lauschte.
Auf ihrer rückwärtigen Veranda machte er zwei Schatten aus, die teils vom Mond, teils von der Straßenlaterne vor dem Haus beleuchtet wurden. Es waren die Umrisse zweier Menschen, die sich umarmten.
Sie kicherte. Er erkannte ihr Lachen sofort. Aber wer war der Mann? Ihr Ehemann konnte es nicht sein, denn der war im Nahen Osten.
Bei dem Anblick von ihr, die einen Mann auf ihrer Veranda küsste, spannte sich jeder Muskel seines Körpers. Sie gehörte ihm. Wie konnte sie es wagen, sich einem anderen hinzugeben?
Sie ist doch einsam, jetzt wo ihr Mann weg ist. Und sie weiß ja nicht, dass du sie willst und ihr die wahre Liebe geben kannst. Eine Liebe, die auf ewig währt.
Er schlich sich in den benachbarten Garten, wobei er darauf achtete, hinter den Bäumen und Büschen zu bleiben.
»Wenn du doch bleiben könntest«, sagte sie und klammerte sich an den Mann.
»Du weißt, dass das nicht geht. Falls mich jemand sieht …«
»Ich weiß. Ich weiß. Aber verdammt, Ron, ich bin die Heimlichtuerei allmählich leid.«
Ron? Sie hatte den Mann Ron genannt.
Er schlich sich näher heran, so
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