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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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bewölkt. Mit leichtem Gegenwind. Als wir durch Hallsberg strampelten, kam ein Regenschauer, deshalb kehrten wir in Lampas Konditorei hinter dem Bahnhof ein und tranken jeder eine Limonade und aßen eine Semmel. Edmund stopfte eine Krone in die Jukebox. Während wir dasaßen, unsere Limonade tranken und in den Regen starrten, hörten wir dreimal hintereinander Cotton Fields. Edmund behauptete, es gäbe keine andere Platte in dem Kasten, die es wert wäre, sich anzuhören, und ich glaubte ihm unbesehen.
    Cotton Fields war sowieso eine saustarke Platte.
    Ich hatte Edmund vor dem Klevabuckel gewarnt, aber das hatte ihn nur noch mehr herausgefordert.
    »Ich nehme ihn in einem Schwung«, behauptete er. »Darauf wette ich fünfzig Öre.«
    »Du kriegst 'ne Krone«, sagte ich, denn ich wusste, wovon wir redeten. »Ohne Rennrad ist der ganze Kleva nicht zu schaffen.«
    Edmund und ich, wir hatten beide alte Räder ohne andere Finessen als den Gepäckträger und eine Klingel. Keine Stange. Keine Gänge. Keine Handbremse. Edmunds war jedenfalls ein Crescent. Meine hellgrüne Gurke hieß Ferm und war nichts, mit dem man sich brüsten konnte.
    »Ich will einen ehrlichen Versuch machen«, verkündete Edmund feierlich, als wir näher herankamen und die Steigung vor uns sahen. »Keine weiteren Fragen.«
    Er schaffte es fast bis zur Hälfte. Danach mussten wir eine Viertelstunde am Wegrand sitzen, bis Edmunds Beine ihm wieder gehorchen wollten. Als ich bei ihm angekommen war, war er ganz bleich im Gesicht, und kleine Speichelbläschen hingen ihm in den Mundwinkeln. Er lag mit zitternden Beinen am Grabenrand, das Rad neben sich.
    »Unglaublicher Buckel«, stöhnte er. »Als wir in Sveg wohnten, gab es da einen richtigen Teufelsberg, aber der hier ist ja tausendmal schlimmer. Ich hab da hinten etwas gekotzt, setz dich nicht rein.«
    Er zeigte auf die Stelle, und ich legte mich in sicherem Abstand hin. Faltete die Hände hinter dem Kopf und blinzelte in den Himmel und zu den Wolken hinauf, die sich mal zusammenballten, mal wieder auseinander faserten. Edmund schnaufte immer noch und hatte anscheinend Schwierigkeiten, etwas hervorzubringen, deshalb lagen wir einfach ein paar Minuten so da und versuchten irgendwie, wieder zu uns selbst zu finden.
    Da fanden wir uns also am Straßenrand wieder, auf halben Weg den Klevabuckel hinauf. An einem Sonntag im Juni 1962.
    Mir kam der Gedanke, dass es unmöglich gewesen wäre, einfach so still nebeneinander zu liegen, wenn Benny statt Edmund bei mir gewesen wäre. Dann hätten wir auf jeden Fall reichlich geflucht und geschimpft, aber mit Edmund zusammen konnte ich ganz still sein, ohne dass es mir irgendwie sonderbar erschienen wäre.
    Damals nicht und auch später bei anderen Gelegenheiten nicht - wenn er vor Milchsäureschock nicht gerade kurz vor der Ohnmacht war. Man konnte miteinander reden oder auch nicht reden, so einfach war das. Ich dachte eine Weile darüber nach, aber ich konnte nicht sagen, was der Grund dafür war, ob es daran lag, dass seine Mutter Alkoholikerin war, oder daran, dass er so lange im Norden gelebt hatte. Aber es war ja auch egal. Die Hauptsache war doch, dass es so war. Ich fand, Edmunds Ruhe war eine äußerst vorteilhafte Eigenschaft, und ich beschloss, ihm das zu sagen, wenn ich ihn erst einmal etwas besser kennen gelernt hätte. In ein paar Tagen oder so.
    Henry hatte sechzehn Dosen Ulla-Bellas Fleischklöße in brauner Soße zum reinsten Schleuderpreis bei Laxmans erstehen können - bei dem Supermarkt in Äsbro, dem Ort, der nur ein paar Kilometer von Genezareth entfernt war -, und am ersten Abend aßen wir zwei davon.
    Zusammen mit Pellkartoffeln und Preiselbeeren, die Henry aus der Stadt mitgebracht hatte. Und Milch oder Apfelsaft, ganz nach Belieben.
    Es schmeckte gar nicht so schlecht. Hinterher übernahmen Edmund und ich den Abwasch, während Henry sich mit Kaffee und Zigaretten draußen in einen der Liegestühle setzte. Er hatte einen Schreibblock auf den Knien, in den er ab und zu ein paar Zeilen schrieb, wobei es aussah, als nickte er sich selbst bestätigend zu.
    Später am Abend hackte er am Schreibtisch in seinem Zimmer auf die Facit ein. Mir war klar, dass es sich dabei um das Buch handelte, das er zur Welt bringen wollte. Das über das Leben. The real thing.
    Und ich begriff, dass es bei uns jetzt die nächste Zeit so ablaufen würde.
    Ulla-Bellas Fleischklöße mit Kartoffeln und Preiselbeeren.
    Henry und der existenzielle Roman.
    Edmund und ich beim

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