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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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ein paar Jahren beendet, und seinen Namen hatte er seinem deformierten Kopf zu verdanken. Es hatte den Anschein, als wäre die untere Hälfte seines Gesichts nicht vorhanden, und wenn er redete, sah es aus, als wollte er sich selbst was ins Ohr flüstern. Ich kannte ihn nicht besonders gut. Das tat eigentlich niemand; meistens blieb er für sich, ich weiß nicht, ob das nun an seinem Aussehen lag oder einen anderen Grund hatte.
    »Der Blöd-Raffe steht am Eingang«, sagte er und sah besorgt und dadurch noch deformierter aus.
    »Oh, Scheiße«, sagte ich.
    Dass der Blöd-Raffe am Eingang stand, bedeutete, dass es ein Problem werden könnte, umsonst hineinzukommen. Zwar boten die morschen alten Holzlatten, die den Festplatz umgaben, hier und da gute Möglichkeiten, durchzuschlüpfen - besonders hinter der stinkenden so genannten Bedürfnisanstalt in der dunkelsten Ecke -, aber Blöd-Raffe war bekannt für seine Fähigkeit, die Besucher herauszufischen, die keinen Eintritt bezahlt hatten, schon allein dadurch, dass er ihnen einen scharfen Blick zuwarf. Und da das wahrscheinlich die einzige Fähigkeit war, die er besaß, benutzte er sie auch gern. Besonders wenn er einen schwächlichen Minderjährigen entdeckte, der keine gültige Eintrittskarte vorzuweisen hatte, zeigte er sich gern höhnisch und unerbittlich. Und ging mit harter Hand vor. Deshalb wurde er wohl so oft als Wache angeheuert. Ich glaube nicht einmal, dass er dafür etwas bezahlt bekam. Die Uniform genügte ihm schon. Wie auch immer, es hatte keinen Zweck, mit Blöd-Raffe diskutieren zu wollen, möglicherweise zu behaupten, man hätte bezahlt, aber die Eintrittskarte verloren, das war ungefähr genauso sinnlos, wie mit einem Polizisten zu streiten, wenn man ohne Licht am Fahrrad gefahren war.
    »Wollt ihr etwas bezahlen?«, wollte Lasse Schiefmaul wissen.
    Edmund und ich gruben in unseren Taschen und machten Kassensturz.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ist es voll?«
    »Stinkvoll«, erklärte Lasse Schiefmaul. »Ach, Scheiße, ich riskiere es. Hab sowieso kein Geld.«
    Edmund und ich entschieden uns für einen Kompromiss. Ich würde bezahlen, während Edmund sich Schiefmaul auf dem Weg hinters Pissoir anschloss. Blöd-Raffe hatte noch nicht richtig kapiert, wer Edmund war, da er ja neu hinzugezogen war, mich hingegen kannte er umso besser. Benny und ich waren erst vor weniger als einem Monat aus Tajkon Filipsons weltberühmtem Jahrmarkt auf dem Gelände von Hammarberg rausgeschmissen worden.
    Die Rechnung ging auf, wie sich herausstellen sollte. Eine halbe Stunde später stieß Blöd-Raffe auf uns drei, als wir uns vor der Bude mit den Luftgewehren herumtrieben. Edmund zog sich diskret zurück, ich zeigte mit unterdrücktem Triumph meine gültige Eintrittskarte, und Lasse Schiefmaul wurde mit Donner und Doria rausgeschmissen.
    »Du verfluchter Idiot, lass dich doch begraben!«, schrie er, sobald er in Sicherheit draußen auf der Straße war.
    Blöd-Raffe grinste nur und schob sich mehr Kautabak rein. Er rollte mit seinen gelben Augen, zog seine Uniform zurecht und begab sich ins Menschengetümmel, um sogleich nach neuen Opfern zu suchen.
    Die Pflicht rief.
     
    ***
     
    Ich war schon vorher zweimal im Lackapark gewesen, beide Male im letzten Sommer. Eigentlich gab es da für uns nicht besonders viel zu tun, für Edmund und mich. Die Angebote zum Tanz, zum Knutschen und Saufen richteten sich in erster Linie an etwas ältere Kaliber als uns.
    Aber wir nahmen trotzdem etwas mit. Das ein oder andere Interessante, das uns einen Einblick darin geben konnte, was das Leben uns in ein paar Jahren zu bieten haben würde.
    Das Pokerzelt zum Beispiel, in das wir uns begaben, sobald Lasse Schiefmaul aus dem Spiel ausgeschieden war. In diesem verqualmten Wirtshaus drängten sich etwa zehn Talente aus der Umgebung, die das Profiteam Harry Diamond und seine Ehefrau Vicky Diamond herausfordern wollten, übrigens ein sehenswertes Paar. Ihre Sündhaftigkeit war so offenbar, dass es schon in den Hosen juckte, wenn man nur in die Nähe des Zelts kam.
    Bei dem Spiel handelte es sich um eine Art Poker mit hohen Einsätzen. Harry spielte gegen drei oder vier gleichzeitig, und Vicky hielt die Bank. Sie behandelte das Kartenspiel, als wäre sie mit ihm in der Hand geboren worden, und es war unmöglich festzustellen, ob sie von oben oder von unten gab. Wenn es besonders kritisch war, beugte sie sich gern weit vor, sodass ihr ihre glänzend polierte Brust fast aus dem Ausschnitt

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