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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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fiel, und dann gab es niemanden mehr, der darauf achtete, was sie mit den Karten machte. Alle, die spielten, kannten diesen Trick, aber das nützte nichts. Trotzdem glotzten sie auf die Titten und wurden angeschmiert, so lief das nun einmal.
    An diesem Abend sahen wir, wie Doppel-Anton, der ältere Bruder von Balthazar Lindblom, fünfzig Kronen in weniger als einer Viertelstunde verspielte, und wie ein fetter Eierhändler aus Hjortkvarn das Zelt mit der Drohung verließ, später zurückzukommen und Harry die Eier und Vicky die Titten abzuschneiden.
    Nach dem Pokerzelt gingen wir zu den Spielautomaten. Es gab nur acht einarmige Banditen unter dem durchhängenden Planendach, aber es gelang uns, ziemlich schnell zwei Kronen loszuwerden, weshalb wir etwas trüben Gedanken nachhingen, als wir dieses Etablissement verließen und plötzlich Ewa Kaludis entdeckten.
    Sie stand ganz allein zwischen dem Spielzelt und der Tanzfläche und rauchte eine Zigarette. Sie war ganz in Weiß gekleidet, die Handtasche, die ihr nachlässig über die Schulter hing, war auch weiß, und mir wurde schlagartig bewusst, warum sie dort mitten in dem Menschengemenge so allein stand.
    Sie war ganz einfach zu schön. Wie eine Göttin oder wie eine
    Kim Novak. Man kann der Sonne nicht unbegrenzt entgegenfliegen, und das spürten alle, die sie an diesem Sommerabend sahen. Es war inzwischen an einigen Stellen des Parks schummrig geworden, besonders dort, wo die Lampen nicht hinreichten, und Ewa Kaludis stand an einer der dunkleren Stellen. Obwohl das gar keinen Zweck hatte, sie hatte so etwas wie einen Schein um sich herum - als wäre sie ein Engel oder mit einer dieser selbstleuchtenden Farben bemalt, die Spielzeug-Jonsson immer für seine Schneemänner im Schaufenster für die Weihnachtsdekoration im Dezember benutzte.
    Wir blieben abrupt stehen, Edmund und ich.
    »Oh«, sagte Edmund.
    Ich sagte gar nichts. Kniff fest die Augen zusammen, nahm all meinen Mut zusammen und ging zu ihr hin. Das dauerte zwei Sekunden, die eine Ewigkeit lang währten, und als ich angekommen war, fühlte ich mich sehr viel älter.
    »Hallo, Ewa«, sagte ich, viel mutiger als Oberst Darkin und Jurij Gagarin zusammen.
    Sie sah auf.
    »Na, so was«, sagte sie freudig überrascht. »Wie schön. Seid ihr auch hier?«
    Leider ließ mich diese herzliche Begrüßung gänzlich verstummen, aber Edmund stand nur zwei Schritte hinter mir und kam mir zu Hilfe.
    »Aber klar«, antwortete er. »Und Sie stehen hier ganz einsam und verlassen herum?«
    Ich fühlte einen heftigen Stich voller Neid, dass nicht mir dieser Satz eingefallen war. Männlich beschützend und gleichzeitig etwas verwegen frech im Ton.
    Sie lachte auf und zog an ihrer Zigarette.
    »Ich warte auf meinen Verlobten«, sagte sie.
    »Und wo ist der?«, fragte Edmund.
    Sie gab keine Antwort. Zuckte nur kurz mit den Schultern, und im gleichen Augenblick tauchte Berra Albertsson zusammen mit Atle Eriksson, einem anderen Handballspieler, aus der Dunkelheit auf. Sie hatten einander die Arme um die Schultern gelegt, lachten über irgendetwas laut und künstlich. Es war ganz deutlich, dass sie nur hinter dem Zelt verschwunden waren, um zu pinkeln und sich einen zu genehmigen. Berra ließ Atle los und legte stattdessen seinen Arm um Ewa Kaludis. Dann bohrte er seinen Blick in uns.
    »Was sind denn das hier für Spanferkel?«, fragte er.
    Atle Eriksson lachte, dass eine Schnapsdunstwolke aus seinem Mund kam.
    »Das sind Erik und Edmund«, erklärte Ewa Kaludis.
    »Ich habe sie in der Stavaschule kennen gelernt. Das sind zwei nette Jungs.«
    »Das will ich glauben«, erwiderte Kanonen-Berra und drückte sie noch fester an sich. »Aber jetzt lass uns verflucht noch mal endlich tanzen. Bis später, ihr Lausbuben!«
    »Bis später«, sagten Edmund und ich wie aus einem Munde. Und dann verschwanden sie. Wir blieben eine Weile auf der Stelle stehen und schauten ihnen nach.
    »Was für ein Arschloch«, sagte Edmund. »Ich begreife nicht, was sie an dem gut findet.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich. »Es ist nicht leicht zu verstehen, was Frauen denken.«
    »Das ist so einer, dem man am liebsten eins in die Fresse hauen möchte«, fuhr Edmund fort.
    »Genau«, bestätigte ich.
     
    ***
     
    Wir trieben uns ein paar Stunden im Lackapark herum. Stellten fest, dass Britt Laxman offensichtlich an diesem Abend etwas anderes vorhatte und gaben unseren jämmerlichen Etat so langsam aus, wie es nur ging. Zuckerwatte. Ein Schokoladenrad. Eine

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