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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Art und Weise war, wie man eine Frau wie sie für sich gewann.
    Wie Berra Albertsson?
    Ich erinnere mich noch daran, dass ich still vor mich hinweinte, während wir durch die laue Juninacht dahinradelten.
    Ja, es war mitten in der Nacht, von Edmunds Hinterrad war ein rhythmisches Knarren zu hören, und ich weinte lautlos, ohne zu wissen, warum.
    Am Sonntag kam Vater zu Besuch. Es war eine kurze Visite, Ivar Bäck hatte ihn mitgenommen, und der wollte nur einem Sjölyckebewohner bei einer Fernsehantenne helfen.
    Jedenfalls saßen wir eine Stunde lang draußen auf dem Rasen, aßen Erdbeeren, die er mitgebracht hatte, und unterhielten uns. Obwohl es damit nicht besonders weit her war. Meiner Mutter ging es den Umständen entsprechend gut, erzählte mein Vater. Man wollte eine neue Reihe von Probeuntersuchungen bei ihr durchführen. Das würde ein paar Wochen dauern. Vielleicht einen Monat.
    Danach würde man wohl sehen.
    Kommt Zeit, kommt Rat.
    Henry bot an, unseren Vater im Killer zurückzufahren, wenn er später am Abend sowieso in die Stadt fuhr, aber unser Vater schüttelte den Kopf.
    »Ich fahre mit Bäck zurück«, sagte er. »Das ist am ruhigsten so.«
    Hinterher fragte Edmund, was er denn mit letzterem gemeint hätte. Warum es am ruhigsten war, wenn er mit Bäck fuhr.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Er denkt, Henry fährt wie ein Henker«, sagte ich. »Er traut sich kaum bei ihm einzusteigen.«
    Nachdem mein Vater wieder weg war, fiel mir auf, dass er
    gar nicht nach Emmy Kaskel gefragt hatte.Ich dachte eine
    Weile darüber nach. Vielleicht hatte Henryes ihm ja doch erzählt.
    »Junge, Junge«, sagte Edmund, nachdem er Oberst Darkin und die Goldbarren gelesen hatte. »Das ist absolut nicht von Pappe. Du wirst noch mal Millionär.«
    Ich war mit Oberst Darkin und die Goldbarren schon fertig geworden, bevor wir nach Genezareth fuhren, hatte es aber trotzdem mitgenommen und dazu noch ein neues Heft. Falls es regnen sollte oder mir der Sinn danach stehen würde.
    Der Sinn stand mir danach, und es war natürlich vollkommen unmöglich, es vor Edmund zu verheimlichen, wenn ich meine Comics zeichnete. Nach einiger Seelenpein hatte ich das Heft einfach wie zufällig zwischen den anderen Büchern liegen lassen, und es dauerte nicht lange, bis Edmund es erspäht hatte. Und nicht sehr viel länger, bis er es gelesen hatte.
    »Es ist nichts Besonderes«, sagte ich. »Du kannst es ehrlich sagen.«
    »Nichts Besonderes!«, empörte sich Edmund. »Das ist verflucht noch mal das Beste, was ich gelesen habe, seit sich meine Großmutter den Busen in der Mangel eingeklemmt hat.«
    Das war so eine nordländische Redewendung und wurde als Ausdruck höchsten Lobes und Bewunderung angesehen. Mir wurde plötzlich so leicht ums Herz, dass ich es kaum verbergen konnte.
    »Ach«, wehrte ich ab. »Mach dir doch nicht ins Hemd, du Heringslaich.«
    Das war eine andere nordländische Redewendung.
    Dass der Zeichnergeist über mich gekommen war, hatte etwas mit dem Samstagabend im Lackapark zu tun. Ich musste unbedingt über eine Frau wie Ewa Kaludis schreiben und zeichnen, das schien in mir zu brennen. Vielleicht wollte ich auch gern ein paar richtige Prügeleien darstellen - in einem etwas saubereren Stil, als wir es bei Kanonen-Berra und dem rotwangigen Mulle hatten mit ansehen müssen. Wir hatten versucht, uns vorzustellen, wie Mulle wohl am nächsten Tag ausgesehen hatte, aber im Grunde überstieg das unsere Vorstellungskraft.
    Außerdem zogen am Sonntagabend noch ein paar Regenwolken auf, und während Edmund auf seinem Bett lag und versuchte, einen Brief an seine Mutter in Vissingsberg zu schreiben, lag ich auf meinem und zeichnete die ersten Bilder von Oberst Darkin und das geheimnisvolle Erbe.
    Es war ein sehr angenehmer Abend, ich erinnere mich, dass ich das schon damals dachte.
     
    ***
     
    Je weiter der Sommer fortschritt, umso mehr wurde Henry, mein Bruder, von seinem existenziellen Roman vereinnahmt. Auf fast mysteriöse Weise. Meistens schlief er bis weit in den Tag hinein, stand auf, sprang kurz in den See und setzte sich mit Kaffee und einer Zigarette hinter die Schreibmaschine. Am liebsten draußen auf dem Rasen an dem wackligen Gartentisch, wenn das Wetter es zuließ. Was meistens der Fall war. Wenn es Zeit für die Essensfrage wurde, wehrte er diese Verantwortung fast immer ab. Er gab Edmund und mir einen Fünfer dafür, dass wir uns um alles kümmerten. Den Einkauf, die Zubereitung und den Abwasch.
    Wir hatten nichts

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