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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Edmund atmete hinten in seinem Bett schwer und mit offenem Mund. Es war etwas windig, und ein Ast schlug ab und zu gegen das Fenster. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach denken, wie sicher man sich fühlte, wenn man in seinem warmen Bett lag. Wie behütet.
    Solange man liegen blieb, heißt es. Denn die Wirklichkeit außerhalb des Betts, das war etwas anderes. Etwas Andersartiges. Schon wenn man nur seine Füße auf den kalten Boden stellte und sich in die Welt hinausbegab, setzte man sich damit einem Meer an Risiken und Schrecken aus. Zwar gab es dort immer irgendwelche Henrys, Ewas und Edmunds. Aber es gab auch blaue Veilchen, angeschwollene Lippen und Fäuste, die hart und schonungslos wie Stein waren. Es gab Beschlüsse, die gefasst werden mussten, und Dinge, die vorsichtig angepackt werden mussten, ob man nun wollte oder nicht. Es gab Väter, die schlugen und Treblinkas und Krebsgeschwüre, die immer weiter wuchsen.
    Draußen in der Welt. Außerhalb des Betts, auf dem Boden. Ich drehte mich um und zog die Decke dichter um mich. Leise konnte ich hören, wie Henry und Ewa sich unten unterhielten. Offensichtlich war an diesem Abend keine Musik angesagt. Mir war klar, dass es nicht so ein Abend war. Es war eine
    andere Art von Abend.
    Ich überlegte, worüber sich die beiden wohl unterhielten. Dachte eine Weile nach, ob dieser Trick mit dem Glas an der Wand wohl funktionierte, den die Detektive im Kino ab und zu benutzten. Ob das wirklich klappte. Ob er auch durch einen Fußboden klappen könnte.
    Neben Edmunds Bett stand ein halb volles Glas. Es gehörte zu seiner Kriegführung gegen die Mandelentzündung, viel zu trinken, also hätte ich den Hörtest machen können. Wenn ich wirklich hätte wissen wollen, worüber Henry und Ewa da unten sprachen, wären keine größeren Anstrengungen notwendig gewesen. Fenster auf und raus mit dem Apfelsaftrest, mehr nicht. Und dann runter auf den Boden, das Glas auf die Bretter und das Ohr drangelegt. So einfach war das.
    Ich tat es nicht. Vielleicht war ich einfach zu müde. Vielleicht hatte ich auch das Gefühl, dass es nicht besonders gentlemanlike gewesen wäre.
    Verdammt noch mal, wenigstens ein Gentleman wollte ich bleiben.
    Das war gar kein dummes Lebensmotto, hatten Edmund und ich beschlossen. Natürlich konnte man darüber diskutieren, wie gentlemanlike es gewesen war, in den Rabatten zu stehen und Henry und Ewa an dem bewussten Abend zu beobachten, aber auch ein Gentleman hatte seine schlechten Tage. Wie die Sonne ihre Flecken hatte.
    So sinnierte ich, während ich in meinem sicheren Bett lag. Die Stimmen von unten erreichten mich nur als ein entferntes Murmeln, und als ich endlich einschlief, träumte ich sofort Henrys dunkle Stimme fort. Ich hörte nur noch Ewa, und dann war ich es, mit dem sie sprach. Sie saß neben mir im Bett oder eher schräg hinter mir, und massierte wieder meine verspannten Muskeln. Die Schultern und anderes. Wenn ich nie wieder aus diesem Traum erwacht wäre, wäre das auch nicht so schlimm gewesen.
    ***
    Am nächsten Morgen lag ein Zettel auf dem Küchentisch.
     
    Muss einiges erledigen. Komme heute Nacht erst nach zwölf Uhr zurück. Fleischklöße und Pfirsiche sind in der Speisekammer. Henry
     
    Es war ungewöhnlich für meinen Bruder, eine Nachricht darüber zu hinterlassen, was er vorhatte, und ich nahm an, dass Ewa Kaludis dahinter steckte.
    Zwar war Henry sonst nie länger als sechs, acht Stunden von Genezareth weg, und diesmal sollten es der ganze Tag und der Abend sein, aber dennoch sah es ihm nicht ähnlich, so etwas aufzuschreiben. Nicht meinem Bruder, oh nein.
    Ich schaute nach, ob wirklich zwei Dosen auf dem Regal in der Speisekammer standen. Dem war so. Eine mit Mor Elnas Elchklößen in Sahnesoße. Eine mit Pfirsichhälften in Sirup. Das klang gar nicht schlecht, dachte ich, auch wenn ich das mit dem Sirup nicht so recht verstand. Vorausgesetzt, Edmunds heutiger Appetit blieb, wie er gewesen war, konnte ich - immerhin das - zumindest davon ausgehen, dass ich mir reichlich den Bauch voll schlagen würde. Nur schade, dass es kein Achtel Sahne zu den Pfirsichen gab, dachte ich noch, aber allein zu Laxmans zu radeln oder zu rudern, nur wegen eines lächerlichen Sahneklackses, das erschien mir dann doch etwas übertrieben. Und es war schon gar nicht in Betracht zu ziehen angesichts der Gewitterwolken, die sich zusammenzogen.
    Es wurde ein reichlich schlaffer Tag. Zumindest anfangs. Edmund war auf dem Weg der Besserung, wie

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