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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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auch wenn es mir widerstrebt, mit hohen Einsätzen zu spielen, beschließe ich, wenigstens bei meiner Spieltaktik etwas zu riskieren.
    »Mit welcher Zahl kann man am meisten gewinnen?«, flüstere ich Sonja unauffällig zu.
    »Welche Zahl ist egal, es geht bloß darum, ob du auf eine einzige setzen willst«, erklärt sie mir.
    »Genau das habe ich vor«, verkünde ich wild entschlossen.
    »Okay, dann such dir eine aus«, meint sie mit hochgezogener Augenbraue. »Wenn sie kommt, gewinnst du das Fünfunddreißigfache, aber die Wahrscheinlichkeit ist minimal, das sage ich dir gleich.«
    Der Chefcroupier mahnt jetzt ungeduldig: »Faites vos jeux, Mesdames et Messieurs!«, und auch die anderen Spieler am Tisch machen schon finstere Gesichter. Sonja bleibt bei ihrer bescheuerten Schwarz-Rot-Taktik und setzt einen Hunderterjeton, diesmal aber auf Schwarz.
    Ich überlege hektisch. Auf welche Zahl soll ich setzen? Ich habe keine Glückszahl im eigentlichen Sinn, woran sonst also könnte ich mich orientieren?
    Mein Geburtsjahr geht nicht, die Spielzahlen gehen ja nur bis sechsunddreißig.
    Mein Alter würde gehen, ich will jedoch nicht riskieren, hinterher von allen gefragt zu werden, wie ich auf die Zahl gekommen bin, mit der ich so viel abgeräumt habe.
    Null geht auch nicht, sonst vermuten womöglich alle, dass ich mich selber für eine halte.
    Welche Zahl bleibt dann noch, so auf die Schnelle?
    »Heidi, nun mach endlich, der wirft gleich!«, drängt Sonja, und tatsächlich, der Croupier verstärkt den Druck, indem er die Kugel mahnend hochhebt.
    Eine Zahl muss her, und zwar schnell! Meine grauen Zellen rotieren. Es sollte etwas Beziehungsvolles sein, etwas, das einen Meilenstein in meinem Leben markiert.
    Vierzehn!, jagt es durch mein Gehirn. Ja genau, das ist es, mit vierzehn habe ich meine Unschuld verloren.
    Na bitte, wenn das kein Meilenstein ist!
    Ich schiebe einen meiner Jetons über den Tisch, und weil meine Arme nicht lang genug sind, um das Feld mit der Vierzehn zu erreichen, sage ich routiniert »quinze«, weil ich bei den anderen Spielern gesehen habe, dass man das so macht.
    Der Croupier, der mir am nächsten sitzt, geht gleich daran, meinen Befehl auszuführen, während der Chefcroupier erleichtert »Rien ne va plus!« seufzt und endlich sein Elfenbeinkügelchen in das Roulette werfen kann. Nichts geht mehr, und ich sehe, wie die Drehscheibe rotiert, wie die Kugel rollt, und wie – der bescheuerte Croupier meinen Jeton währenddessen auf die Fünfzehn legt!
    »Was macht der denn da?«, frage ich Sonja hastig. »Wieso legt er meinen Jeton auf die Fünfzehn?«
    »Das macht er, weil du fünfzehn gesagt hast«, kommt als Antwort.
    Habe ich das? Gibt’s doch nicht! Verdammte Mistsprache, verdammte!
    Wenn jetzt die Vierzehn kommt, werde ich glatt durchdrehen, ich schwör’s. Da hat man vielleicht einmal im Leben Glück, nur dieses eine Mal, und dann ist man so eine sprachliche Supernull und kann nicht einmal eine einfache Zahl auf Französisch sagen. Aber natürlich verrate ich Sonja nichts von meinem Missgeschick, und der scheint das nur recht zu sein, denn sie starrt jetzt auch wieder gebannt auf die Kugel, die das gleiche grausame Spiel wie vorhin treibt. Sie rotiert, sie touchiert, sie hopst und sie springt, und erst nach einer gefühlten Ewigkeit bleibt sie endlich liegen.
    Ich kann gar nicht hingucken.
    »Quinze et noir«, verkündet der Croupier, und ich bin mir schon wieder nicht sicher, welche Zahl damit gemeint ist.
    Schließlich hebe ich doch meinen Blick, und dann sehe ich es: Die Kugel liegt auf der Fünfzehn. Das ist meine Zahl! Ich wage gar nicht, mich zu bewegen, aus Angst, irgendetwas könnte im letzten Moment noch verrutschen. Alles ist auf einmal mucksmäuschenstill, und aus den Augenwinkeln registriere ich, wie mich alle mit offenen Mündern anglotzen.
    »Nicht schlecht für eine Anfängerin, gratuliere«, lächelt Sonja, während der Croupier mir einen Haufen Jetons herüberschiebt, und auch sie hat gewonnen und erhält ihren hellgrünen verdoppelt zurück. »Aber sag, wie bist du ausgerechnet auf die Fünfzehn gekommen, ist das eine Glückszahl von dir?«
    »Stimmt genau, das ist sie«, nicke ich mit glühenden Wangen.
    »Ach ja, und wieso?«
    »Mit fünfzehn habe ich meine Unschuld verloren«, kommt es mir in der Aufregung über die Lippen.
    »Du meine Güte, mit fünfzehn schon? Dann warst du ja ein ziemlich leichtes Mädchen«, murmelt Sonja, und ich glaube, sie meint das sogar ernst.
    Oh

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