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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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Sollen die nur sehen, wie geladen ihre vornehmen Gäste sind!
    Dann falte ich das kleine Zettelchen genussvoll zusammen, warte, bis die Zicke wieder herguckt, diesmal schon mit besorgt gerunzelter Stirn, hebe den Zettel demonstrativ noch einmal in die Höhe und werfe ihn dann mit einem gemeinen Grinsen in den Kasten, als wäre ich ein amerikanischer Präsident, der soeben ihr Gnadengesuch abgelehnt hat.
    Ha, das hat gesessen.
    Voller Genugtuung beobachte ich, wie sie nervös auf ihrem Stuhl herumzurutschen beginnt, und nun kann ich mich endlich in Ruhe meinem Vergnügen widmen – das natürlich als Erstes darin bestehen wird, Sepia und Sonja von meiner Großtat zu erzählen.
    Die beiden Herren, die vor dem eigentlichen Casinoeingang im Inneren des Gebäudes die Tickets kontrollieren und abreißen, sind dann im Gegensatz zu der Empfangsdame auch noch freundlich, und zufrieden marschiere ich hinein.
    Dabei überkommt mich schlagartig eine Woge tiefer Ehrfurcht.
    Ich meine, das ist nicht irgendein Laden. Das ist das weltberühmte Casino von Monte Carlo. Und ich, die kleine Heidi Mertens, bin hier mittendrin. Endlich.
    Wobei: Von innen ist es ein bisschen kleiner als erwartet. Und merkwürdig, hier im ersten Saal gibt es außer sieben oder acht Roulettetischen eigentlich gar nichts. Das wundert mich ein bisschen, habe ich beim Begriff Casino doch immer automatisch dieses Bild vor Augen, wie supercoole Typen Blackjack spielen, während ihre übertrieben geschminkten Gespielinnen in winzigen Kleidchen sie unterwürfig anhimmeln, oder dieses andere Spiel mit den Würfeln, das Robert Redford in Ein unmoralisches Angebot gespielt hat , bevor er Demi Moore für eine schlappe Million flachlegte.
    Leicht befremdet mache ich ein paar Schritte auf die Tische zu und halte gleichzeitig nach meinen Freundinnen Ausschau, und plötzlich entdecke ich Sonja. Sie sitzt an einem Roulettetisch, und zu meiner Überraschung stehen einige Leute um sie herum und beobachten interessiert, wie sie spielt.
    Augenblicklich erwacht die Neugierde in mir. Was ist so interessant an ihrem Spiel, dass die anderen Gäste sich um sie scharen und ihr über die Schulter gucken?
    Klar, wir haben davon gesprochen, die Bank zu sprengen, aber das war doch bloß so eine Art beschwipster Jungmädchenschwur. Sollte sie jetzt etwa tatsächlich Ernst machen? Oh mein Gott.
    Gerade als ich zu ihrem Tisch komme, wird ein Platz neben ihr frei, sodass ich mich setzen kann. Sonja registriert es aus den Augenwinkeln.
    »Na, alles klargegangen mit der Ziege?«, fragt sie beiläufig, ohne dabei den Croupier aus den Augen zu lassen, der soeben die Kugel mahnend hochhält.
    »Ja, mehr oder weniger. Aber keine Bange, ich habe mich ordentlich beschwert über sie. Die haben da draußen nämlich einen Beschwerdebriefkasten.«
    »Ah ja, tatsächlich? Was hast du denn geschrieben?«
    »Also, ich … egal, erzähle ich dir später«, sage ich dann, weil ich sehe, dass es sie im Moment ohnehin nicht interessiert. Sie hat jetzt nur noch Augen für die Kugel, die der Croupier mit einem eleganten »Rien ne va plus!« gegen die Drehrichtung der Roulettescheibe in die Umlaufbahn der Außenbande wirft.
    »Worauf hast du denn gesetzt?«, flüstere ich.
    »Auf Rot.«
    »Nur auf Rot und sonst nichts? Ist das nicht langweilig?«, wundere ich mich.
    »Inzwischen nicht mehr. Ich habe mit fünf Euro Einsatz begonnen und jedes Mal verdoppelt, weil immer Schwarz kam. Da kommt mit der Zeit ein ganz schöner Einsatz zusammen.«
    »Tatsächlich? Wie oft kam denn Schwarz?«, erkundige ich mich.
    »Neun Mal hintereinander.«
    Neun Mal, das sind dann ja … fünf, zehn, zwanzig, vierzig … ich nehme die Finger, und es dauert ein paar Sekunden – dann muss ich mir auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzuschreien.
    Oh mein Gott. Das müssen über zweitausend Euro sein! Meine Freundin hat ein Vermögen auf Rot gesetzt und beobachtet jetzt mit starrem Blick die Kugel, die immer noch die rotierende Scheibe umkreist. Und jetzt ist auf einmal auch klar, warum ihr die ganzen Leute zusehen. Diese Geier haben anscheinend ihre Spieltaktik mitbekommen und warten jetzt nur darauf, dass sie ins Unglück stürzt!
    »Sonja, du bist verrückt!«, presse ich zwischen meinen zusammengepressten Lippen hervor.
    »Keine Sorge, das ist mein letzter Versuch. Wenn’s diesmal nicht klappt, gebe ich’s auf«, versucht sie mich zu beruhigen, aber vor lauter Anspannung ballt sie ihre Fäuste, dass die Knöchel weiß unter der

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