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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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sich dann gleich wieder verziehen, sobald die verzockt sind.
    Und dann ist da noch dieser runde, haarige Bauch direkt neben meiner linken Schulter.
    Moment mal. Wie war das gerade? Wo ist der denn plötzlich hergekommen? Der ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen, und überhaupt, seit wann dürfen nackte, haarige Bäuche ins Casino?
    Unwillkürlich reiße ich den Kopf herum, um den dazugehörigen Mann zu begutachten – und verfalle augenblicklich in befremdetes Staunen.
    Der Mann trägt ausgewaschene beige Cordhosen, die verdächtig nach einem Familienerbstück aussehen, dazu einen hellgrünen Sommerpulli, den er entweder zu heiß gewaschen oder gekauft hat, als er noch zwanzig Kilo weniger auf die Waage brachte – was jetzt wiederum mir die Möglichkeit gibt, einen gut zehn Zentimeter breiten, frei liegenden Streifen seines haarigen, weißen Speckbauchs aus allernächster Nähe zu betrachten. Und sein Gesicht rundet das Ganze in perfekter Weise ab: Es glänzt speckig und ist umrahmt von dunklem, fettigem Haar, dazu eine Brille, die aus zwei Brenngläsern zu bestehen scheint, hinter denen winzige Augen direkt auf mein Dekolleté herunterstarren.
    Augenblicklich laufe ich rot an. Ungefähr genau so hatte ich mir eine Casinobekanntschaft nicht vorgestellt. Um von vornherein Missverständnisse zu vermeiden, feuere ich als Sofortmaßnahme einen empörten Blick ab, dann knöpfe ich den obersten Knopf meines Kleides zu, schlage meine Beine eng übereinander und wende mich wieder dem Spieltisch zu.
    So, das müsste reichen, damit er sich bloß keine falschen Hoffnungen macht.
    »Scheint so, als hätte da gerade jemand einen Verehrer gefunden«, kichert Sonja plötzlich auch noch reichlich unpassend neben mir. »Und, was sagt die Kommunikationsexpertin: Wie viele Millionen hat der wohl auf dem Konto?«
    »Kein Kommentar«, gebe ich schmallippig zurück.
    Ich bin immer noch verwundert über den Anblick des Mannes, aber insgeheim bin ich auch ein wenig verärgert. Ich meine, mir ist schon klar, dass es hier freien Zutritt gibt, aber müssen sie deswegen wirklich jeden hereinlassen?
    Dann, nachdem die Kugel schon wieder nicht auf die Fünfzehn gefallen ist, reagiert endlich auch der Chefcroupier. Er erhebt sich und beginnt den Tisch zu umrunden. Er ist eine eindrucksvolle Erscheinung, ziemlich groß, mit breiten Schultern und kräftigen Händen. Gar keine Frage, er wird den Mann ohne große Umschweife hinauswerfen, und im nächsten Moment tut mir der auch schon wieder leid. Und tatsächlich, der Chefcroupier hebt seine furchterregende Pranke, und ich ducke mich schon vorsorglich für den Fall, dass der Kerl Widerstand leistet und es zu einem Kampf kommt. Au Backe, jetzt geht’s los. Der Dicke hebt ebenfalls seine Hand, und ich denke schon, jetzt knallt’s, als der Croupier plötzlich die Hand des anderen ergreift und – schüttelt!
    Okay, hier läuft gerade etwas ziemlich Schräges ab, auf das ich mir absolut keinen Reim machen kann. Fasziniert verfolge ich, wie der Chefcroupier jetzt nicht nur die Hand des Mannes schüttelt, sondern dazu auch noch mit geradezu lächerlicher Unterwürfigkeit ein paar Sätze mit ihm wechselt, die kein bisschen klingen, als würde er ihn auffordern, das Casino zu verlassen.
    Sonja und ich tauschen ratlose Blicke aus. Hat hier eine Obdachlosentombola stattgefunden und dieser Mann hat als ersten Preis einen Casinoaufenthalt gewonnen? Oder haben sie ihn engagiert, um Leute wie mich, die mit zu geringen Einsätzen spielen, von den Tischen zu vertreiben?
    Und dann kommt es gleich noch erstaunlicher.
    Der Croupier geht nämlich wieder an seinen Platz zurück und schiebt dem Mann wortlos einen Haufen Jetons über den Tisch zu – und damit meine ich keine erbärmlichen, orangefarbenen Rundlinge, sondern ausnahmslos teure, rechteckige – und der Dickbauch muss nicht einmal dafür bezahlen!
    »Hast du das gesehen?«, raune ich Sonja zu. »Der kriegt die Jetons, ohne zu bezahlen!«
    »Ja, ich hab’s gesehen. Er muss hier ein eigenes Konto haben. Sei bloß nett zu ihm, der ist anscheinend stinkreich«, klärt Sonja mich leise auf.
    »Nett sein, zu dem ? Du spinnst wohl!«
    Geld ist schließlich nicht alles im Leben, oder?
    Wobei … die Frage ist natürlich, wie reich er wirklich ist, und mit der richtigen Mode, einem vernünftigen Friseur und einem Solarium-Zehnerblock …
    Ich riskiere noch einmal einen verstohlenen Blick und streiche dann alles gleich wieder. Keine Chance. Geld ist wirklich

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