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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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dass er auf einmal zu schielen beginnt.
    Verdammte Scheiße, beim Seminar ist das nie passiert! Was mache ich denn jetzt? Weiterreden, auf jeden Fall weiterreden! Er muss müde werden, das ist das Allerwichtigste!
    »Achte auf das Pendel, fühle, wie müde deine Augenlider dabei werden … achte nur auf das Pendel … und auf meine Stimme und … äh … auf die Musik natürlich …«
    Die in diesem Moment verstummt, weil das verdammte Lied zu Ende ist. Einen Moment lang erfüllt erwartungsvolles Schweigen den Raum, dann flüstert Sonja mit einem Anflug von Hektik in der Stimme: »Soll ich’s noch mal abspielen?«
    Und von Heinz kommt: »Muss ich weiter auf das Pendel schauen?«
    Mist. So wird das nie was. Ich kann diesen blöden Text nicht mehr, und abgesehen davon hat das schon auf dem Seminar nicht funktioniert, geschweige denn jetzt in dieser Umgebung. Kein Mensch könnte hier jemanden hypnotisieren!
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Sepia und Sonja mich gespannt beobachten, während Heinz es kaum noch schafft, seine Augen offen zu halten. Ich denke schnell nach. Ich brauche eine effektivere Methode, etwas, wobei ich nicht so lange quatschen muss. Dann habe ich plötzlich eine Idee: Wir hatten doch auch das Thema Blitzhypnose, dabei muss man den Probanden eigentlich nur überrumpeln, um dann im richtigen Moment in sein Unterbewusstsein einzudringen. Wie ging dieser eine Trick schnell noch? Ah, ich hab’s!
    »Nein, nein, schon gut, Heinz, du kannst dich jetzt entspannen.« Ich senke das Pendel, was er mit einem dankbaren Seufzer quittiert.
    »Bin ich jetzt in Hypnose?«, fragt er neugierig.
    »Nein, noch nicht … das war nur eine … äh … Vorbereitung zur eigentlichen Induktion – die wir jetzt machen!«, improvisiere ich hastig. »Also gut, rück auf deinem Stuhl ein Stück nach vorn, bis du die Lehne in deinem Rücken nicht mehr spürst …« Er befolgt meine Anweisungen. »Okay, und jetzt schließt du die Augen und beginnst mit dem Oberkörper langsam vor und zurück zu schaukeln, ganz sachte … Sonja, das Lied!«, raune ich ihr zwischendurch unauffällig zu.
    Die Musik setzt wieder ein, und Heinz beginnt langsam vor und zurück zu schaukeln. Ich hole tief Luft. Jetzt gilt es. Ich habe das noch nie ausprobiert, aber bei den Vorführungen auf dem Hypnoseseminar war dieser Trick einfach der Knaller.
    Ich warte noch ein paar Sekunden, bis Heinz in den richtigen Rhythmus kommt, und aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Sepia und Sonja uns beide mit angehaltenem Atem beobachten. Dann rücke ich ganz nahe an Heinz heran, der jetzt in sanftem Rhythmus seinen Oberkörper vor und zurück wiegt. Ich hebe meine Hände an sein rechtes Ohr und warte, bis sein Kopf wieder nach hinten pendelt, dann klatsche ich direkt neben seinem Ohr kräftig in die Hände und schreie dazu laut: »Schlaf!«
    Ich sehe, wie Heinz zusammenfährt, und auch Sepia und Sonja reißen erschrocken die Augen auf. Ich wage gar nicht zu atmen. Heinz macht keinen Mucks, und ich starre ihn ängstlich an.
    Als er sich nach ein paar Sekunden immer noch nicht rührt, nehme ich all meinen Mut zusammen und gehe noch einen Schritt weiter. Ich tippe ihm mit dem Daumen an die Stirn und sage: »Du kannst dich jetzt zurücklehnen und sinkst dabei immer tiefer, immer tiefer wird dein Schlaf, und du fühlst dich dabei so wohl wie noch nie in deinem Leben …«
    Dann geschieht das Unfassbare. Fasziniert beobachten wir, wie Heinz ganz langsam nach hinten kippt, bis sein Körper die Lehne erreicht, und dann zerfließt sein Gesicht plötzlich in ein warmes, glückseliges Lächeln.
    Keine von uns rührt sich.
    »Ist er jetzt in Hypnose?«, wispert Sonja.
    Gute Frage. Heinz bewegt sich nicht, er atmet dabei aber gleichmäßig und entspannt, und dabei sieht er so richtig … glücklich aus.
    Ich fasse es nicht. Ich glaube, ich habe soeben zum allerersten Mal in meinem Leben einen Menschen hypnotisiert!
    »Ich glaube, ja.« Ich räuspere mich, weil meine Stimme ganz kratzig klingt. »Ich meine, ja, klar, natürlich, er ist jetzt in Hypnose«, setze ich dann möglichst zuversichtlich nach und bete gleichzeitig, dass er es wirklich ist und uns nicht bloß einen Streich spielt und zum Beispiel im nächsten Moment aufspringt und uns allen einen Riesenschrecken versetzt.
    Aber nichts dergleichen geschieht, stattdessen schlummert Heinz nur weiter sanft vor sich hin. Wahnsinn. Der ist wahrhaftig in Hypnose, und ich bin diejenige, die ihn in diesen Zustand versetzt

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