Kim Schneyder
»Gerade solche Klubs leben davon, dass scharfe Frauen im Publikum sind.« Sie geht jetzt so schnell, dass Sonja und ich kaum Schritt halten können, und ihre sehnigen Oberarme schwingen dabei im Takt mit. »Und falls nicht, können wir es immer noch machen wie die Russen …«
»Bloß nicht wieder diese Russennummer, Sepia!«, falle ich ihr ins Wort.
»Und wieso nicht?« Sie streift mich mit einem trotzigen Blick. »Im Café de Paris hat’s doch auch funktioniert.«
»Ja, aber dort gab es keine Türsteher«, antworte ich. »Und jetzt mach gefälligst freundliche Nasenlöcher!«
Wir haben den Eingang erreicht. Drei riesige Kerle in schwarzen Anzügen haben sich davor aufgebaut und sortieren die Leute aus, die sie nicht in ihrem Etablissement haben wollen. Wir stellen uns brav in die Reihe, und bis wir drankommen, haben sie mindestens zwei Drittel der Wartenden wieder weggeschickt. Als sie uns zu sich heranwinken, habe ich ein extrem ungutes Gefühl. Sonja tritt als Erste vor, und der Wortführer der Security fragt sie etwas auf Englisch. Sonja gibt Antwort und deutet auf Sepia und mich, woraufhin die drei uns begutachten wie Kühe auf dem Markt. Dann stecken sie die Köpfe zusammen und tuscheln miteinander, und schließlich lachen sie.
»Was haben die denn?«, fragt Sepia mit verdächtig schmalen Lippen.
»Sepia, halt dich bloß zurück!«, raune ich ihr unauffällig zu.
»Es geht um dein Kleid«, meint Sonja zögernd.
»Wieso, was ist denn damit?« Auweia, Sepias Körperhaltung zeigt mir eindeutig, dass sie auf Krawall gebürstet ist.
»Nun, ich glaube …« Sonjas Blick beginnt hektisch zu flackern, als auf einmal der eine Securitymann gutmütig auflacht und etwas sagt, das unter anderem wie »okay« klingt. »… sie finden es gut! «, vollendet Sonja erleichtert ihren Satz. »Großartig, wir können rein!«
»Gott sei Dank!«, entfährt es mir, während Sepia den Bodyguards zuzwinkert und im Vorbeigehen noch eine Pirouette vollführt, woraufhin die die Augen verdrehen und sich gegenseitig vielsagend angrinsen.
Als wir den Klub betreten, wummert uns die Musik entgegen. Grelle Discobeleuchtung zuckt durch den Raum, und gut gelaunte Menschen tummeln sich ausgelassen auf der Tanzfläche und an der Bar. Wir schieben uns langsam durch die Menschenmenge, und ich ertappe mich dabei, wie ich unwillkürlich Ausschau nach irgendwelchen Promis halte. Da hinten in der Ecke, ist das nicht dieser französische Pianist, wie hieß der schnell noch … und dort, der eine Typ mit den wuscheligen, dunklen Haaren im roten Seidenhemd, das ist doch Antonio Banderas! Nein, ist er nicht, erkenne ich enttäuscht, als die Frau sich umdreht. Aber die eine Dürre, die auf der Tanzfläche gerade so abgeht, die sieht aus wie diese Modedesignerin aus dem Fernsehen, die behauptet hat, Heidi Klum wäre in Wirklichkeit ein Transvestit …
Ich bin ganz kribbelig vor Anspannung, und als wir an der Tanzfläche vorbei sind, gelangen wir zu einem breiten Ausgang, der auf eine Terrasse hinausführt, auf der sich eine weitere Tanzfläche sowie mehrere Tische befinden.
»Seht mal, da drüben!« Sonja deutet verzückt auf das Meer hinaus, wo sich die Lichter von Monte Carlo auf der schwarzen Wasseroberfläche verführerisch spiegeln. Ich kann ihre Begeisterung verstehen, diese Szenerie ist geradezu unwirklich schön. Wir betrachten eine Weile schwärmerisch die faszinierende Kulisse, dann meint Sonja mit einem Seufzer: »Es ist wie im Film, findet ihr nicht?«
»Ja, das sieht toll aus«, nickt Sepia. »Aber davon mal abgesehen tun mir die Füße weh vom Laufen, und Durst habe ich auch. Hat eine von euch vielleicht einen freien Tisch entdeckt, an dem wir uns setzen können?«
Ich schüttle den Kopf. »Im großen Saal war alles besetzt, soviel ich gesehen habe, aber es gab da ein paar Türen, die möglicherweise zu irgendwelchen Seitenräumen führen. Wie wär’s, wenn ihr an der Theke Getränke holt und ich sehe inzwischen, ob ich uns einen Tisch besorgen kann?«, schlage ich vor.
Die beiden sind einverstanden, und wir machen uns auf den Weg. Wieder im Gebäude, biegen sie gleich zur Theke ab, während ich mich nach links schlage und die erste Tür ansteuere, die ich sehe. Unauffällig versuche ich sie aufzudrücken, doch enttäuscht stelle ich fest, dass sie versperrt ist. Okay, dann eben die nächste. Ich dränge mich an ein paar kichernden Gören in ultrakurzen Miniröcken vorbei – Moment mal, war die eine etwa Ashley Tisdale? –
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