Kim Schneyder
viel zu spät.
Na, vielen Dank auch, Sepia! Ist echt klasse, dass sie das mit Gerhard und Honzo ausgeplaudert hat, das ist sicher genau das Thema, das einen Fürsten interessiert.
»… und Heidi kann Hypnose!«, schiebt sie dann auf einmal noch nach.
»Sepia!«, zische ich sie wütend an. »Halt endlich den Mund, das interessiert Albert doch alles nicht.«
»Aber nicht doch, natürlich interessiert mich das«, korrigiert Albert mich amüsiert. Dann sieht er mir direkt in die Augen. »Sagen Sie, stimmt das?«, fragt er, und ich fühle, wie mir augenblicklich das Blut ins Gesicht schießt.
Herrje, Sepia! Jetzt hat sie mich mit ihrem losen Mundwerk schon wieder in die Bredouille geritten. Alberts Blick ruht interessiert auf mir, und ich räuspere mich verlegen, bevor ich antworte.
»Also, ja, zum Teil. Gerhard – das ist … war mein Freund – hat mich wirklich betrogen, und das mit Honzo war dann …«
»Ich meinte das mit der Hypnose«, unterbricht Albert mich sanft.
»Oh, das … ja, das ist wahr!« Ganz anders als vorhin bei Heinz macht mich das Thema jetzt gar nicht mehr unsicher, weil ich bei Heinz einen so unglaublichen Treffer gelandet habe.
»Machen Sie das beruflich?«, fragt Albert interessiert weiter.
»Nein … also, ich meine, ich mache nicht nur Hypnose, sondern hauptsächlich mentales Training, und dabei arbeite ich unter anderem auch mit dieser Methode«, erkläre ich, und als ich ihm jetzt so direkt Rede und Antwort stehen muss, packt mich gleich wieder heftige Nervosität.
»Aber Hypnose ist ihr Spezialgebiet, da gehört sie zu den besten überhaupt«, mischt sich Sepia erneut ein.
Ich werfe ihr einen verärgerten Blick zu. Wie kommt sie denn auf diesen Quatsch? Als ich sie jetzt ansehe, entdecke ich auf einmal einen ganz merkwürdigen Ausdruck in ihren Augen. Nanu, was hat sie denn vor? Will sie mir etwa auch bei Albert eine Schiene legen, um einen neuen Kundenkreis zu erschließen? Das wäre natürlich großartig, aber warum fixiert sie sich ausgerechnet wieder auf das Thema Hypnose?
»Heidi hat gerade vorhin im Rampoldi einen Multimillionär hypnotisiert, und ich wette, das könnte sie jetzt auch bei Ihnen«, reitet Sepia ungerührt auf ihrer Welle weiter, und dabei flackert ihr Blick ganz eigenartig zwischen Albert und mir hin und her.
Verdammt, worauf will sie denn hinaus? Sie wird doch nicht etwa glauben, dass Albert sich auf so einen Unfug einlässt?
»Sepia, hör auf damit!« Auch Sonja ist aufgefallen, dass das Gespräch eine merkwürdige Wendung genommen hat, und um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, rammt sie Sepia zusätzlich den Ellbogen in die Seite.
»Wieso denn?« Sepia reibt sich trotzig die Rippen. »Du hast doch selber gesehen, wie sie Heinz hypnotisiert hat!« Dann wirft sie einen herausfordernden Blick auf Albert und schiebt in reichlich gestelztem Tonfall nach: »Aber natürlich erfordert es auch Mut, sich hypnotisieren zu lassen.«
Albert stutzt überrascht, bevor er antwortet: »Also, Mut wäre bei mir wohl nicht das Problem, ich bin immerhin zweimal die Paris-Dakar-Rallye gefahren …«
»Eine Rallye ist aber keine Hypnose«, hält Sepia hochmütig dagegen.
»… und ich war vierfacher Olympionike im Zweierbob«, führt er weiter an.
»Auch Kinder fahren Bob«, wendet Sepia trocken ein.
»Aber nicht mit hundertvierzig Stundenkilometern im Eiskanal!«, hält Albert verblüfft dagegen. »Und ich bin auch zum Südpol marschiert, finden Sie das etwa auch nicht mutig?«
»Das ist ja alles schön und gut«, lächelt Sepia milde. »Aber bei Hypnose lässt man jemand anderen in sein Unterbewusstsein eindringen, und das erfordert wirklich Mut.«
Ich ziehe scharf die Luft ein. Ist Sepia jetzt völlig übergeschnappt? Ich kann sehen, dass Sonja ähnlich aus der Fassung geraten ist wie ich.
Albert starrt Sepia mit offenem Mund an, und ich befürchte, dass er schon im nächsten Moment mit den Fingern schnippen wird, damit uns seine Bodyguards an die Luft setzen.
»Hören Sie, Albert«, mische ich mich bestürzt ein. »Ich muss mich für meine Freundin entschuldigen, sie hat das sicher nicht so gemeint … natürlich ist Bobfahren viel mutiger als sich hypnotisieren zu lassen …«
Doch Albert hört mir gar nicht zu, sondern hebt stattdessen gebieterisch den Arm, was mich schlagartig verstummen lässt.
Er starrt noch eine Sekunde lang auf Sepia, dann sieht er mich an.
»Wie lange würde so etwas denn dauern?«, fragt er mit verwirrender
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