Kim Schneyder
ich das mit dem Appetit bei ihm verankern könnte. Auf dem Seminar haben sie uns beigebracht, dass man bei solchen Dingen vorsichtig sein soll, weil das Unterbewusstsein Suggestionen wörtlich nimmt. Würde ich ihm also suggerieren, er hätte gar keinen Appetit mehr, würde er unter Umständen die nächsten Tage gar nichts mehr essen … Aber ich könnte zum Beispiel sagen …
»Ist er in Hypnose?« Sepia ist auf einmal ganz dicht an mich herangerückt und betrachtet Albert neugierig.
»Ja, ist er«, antworte ich.
»Dann kannst du ihm jetzt also alles einreden, was du willst?«, setzt sie verdächtig aufgekratzt nach.
Ich habe keine Ahnung, worauf sie hinauswill, aber irgendein Gefühl lässt mich nichts Gutes erahnen.
»Na ja, fast alles«, gebe ich zurück. »Das haben wir ja vorhin bei Heinz gesehen. Ich könnte ihm allerdings nichts einreden, was absolut gegen seine Prinzipien verstoßen würde«, schränke ich dann ein.
»Klasse, das reicht mir schon!«, stößt sie aufgeregt hervor. »Dann sag ihm jetzt, dass er mich heiraten will!«
Ich soll was? Einen Moment lang fehlen mir die Worte.
»Sepia, hast du sie noch alle?«, fahre ich sie dann empört an. »Das werde ich natürlich nicht tun, wir haben ausgemacht, dass ich seinen Appetit einbremse, und nichts weiter.«
»Aber Heidi, begreifst du denn nicht?« Sie sieht mich eindringlich an. »Das ist die Chance. Wenn es klappt, werde ich die Fürstin von Monaco.«
Sepia von Monaco . Na, das würde ja passen. Die High Society würde sicher Augen machen bei diesem Musterbeispiel an Anmut und Eleganz.
»Sepia, vergiss es, das geht doch gar nicht«, wehre ich mich erneut.
»Aber warum denn nicht?«, will sie aufgebracht wissen. »Wenn Heinz im Rampoldi seine bescheuerte Hymne singen konnte, dann wird Albert mich doch wohl auch heiraten können.«
»Aber das ist etwas ganz anderes!«
»Heidi, bitte«, verlegt sie sich auf einmal aufs Betteln. »Tu es mir zuliebe, für deine beste Freundin … Und was kann schon passieren? Im schlimmsten Fall klappt es eben nicht, und er kann sich hinterher ohnehin an nichts mehr erinnern …«
Ich kann sehen, dass der Bodyguard langsam unruhig wird, weil er merkt, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht programmmäßig verläuft, und auch Sonja ist das schon aufgefallen.
»Sepia, jetzt lass Heidi endlich machen!«, springt sie mir bei. »Der Leibwächter guckt schon ganz streng.«
»Dann soll Heidi mir doch einfach den kleinen Gefallen tun!«, fordert Sepia stur.
Jetzt schlägt’s dreizehn. Wie hat sie das gerade genannt? Kleiner Gefallen? Die Frau hat echt Nerven … und meine geben langsam ihren Geist auf.
Schlagartig wird mir klar, dass Sepia mir keine Ruhe lassen wird, bis ich ihr ihren beknackten Wunsch erfüllt habe.
Und eigentlich hat sie ja auch recht. Es kann schließlich wirklich nichts passieren. Erstens wird es sowieso nicht klappen, und selbst wenn: Dann wäre Albert eben ein paar Tage lang in meine Freundin verliebt, denn die Wirkung einer Hypnose lässt ja bekanntlich mit der Zeit nach, wenn man keine speziellen Verstärker in das Unterbewusstsein des Probanden einbaut, und damit würde sich das Problem ganz von allein wieder in Luft auflösen.
»Heidi, bitte, bitte«, legt Sepia ganz zappelig nach.
Ich sehe sie einen Moment lang an, dann zucke ich resignierend die Schultern.
»Also schön, ich kann’s versuchen«, gebe ich nach, was sie mit einer jubelnden Geste quittiert. »Aber ich kann dir auch gleich versprechen, dass es nicht klappen wird«, füge ich hinzu.
»Egal, versuch es einfach«, sagt sie. »Wir werden schon sehen, was dabei rauskommt.«
»Okay …« Ich überlege schnell, wie so etwas funktionieren könnte. Da Albert Sepia kaum kennt, kann ich nicht einfach sagen: »Du willst Sepia heiraten!«, denn das würde überhaupt nicht seinem Empfinden entsprechen und damit von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Hm. Ich könnte ihm aber vielleicht einen Floh ins Ohr setzen, dass er sie zum Beispiel als Person attraktiv findet, und wenn er sie dann ansieht, dann wäre das so ähnlich wie Liebe auf den ersten Blick …
Egal, ich sage jetzt einfach irgendwas, damit wir endlich weitermachen können.
»Gut, Albert«, nehme ich wieder den Kontakt zu ihm auf. »Du fühlst dich immer noch völlig entspannt und so wohl wie schon lange nicht mehr, und du hörst nur auf meine Stimme … ich möchte dir jetzt jemanden vorstellen …« Ich lasse meine grauen Zellen rotieren. Ja, so
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