Kim Schneyder
erklärt Albert in lockerem Plauderton. »Ich erwarte zwar ein paar Freunde, aber bis die eingetroffen sind, können Sie gerne auf ihren Plätzen bleiben.« Er spricht ein paar Worte auf Französisch zum Kellner, woraufhin der verwundert die Augenbrauen hochzieht, unterwürfig nickt und sich dann verzieht.
»Der Mann da ist … Albert! «, kommt es jetzt aus Sepias Mund. Ihre Erstarrung beginnt sich langsam zu lösen, und ihr Blick zuckt zwischen Sonja, Albert und mir hin und her. »Das ist der Fürst … das ist Albert von Monaco!«, betont sie noch einmal, als wären wir schwer von Begriff.
»Ja, Sepia, wir haben’s kapiert«, raune ich ihr zu. »Und jetzt mach deinen Mund wieder zu, langsam wird das peinlich.«
»Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr …«, sagt Sonja zu Albert und sucht nach der passenden Anrede. »… Fürst? «, versucht sie dann, und es klingt dermaßen doof, dass ich mir auf die Zunge beißen muss, um nicht loszukichern.
»Warum so förmlich? Wir sind hier auf keinem Staatsempfang. Nennen Sie mich doch einfach Albert«, bietet er an, und ich kann kaum fassen, wie umgänglich dieser Mann ist.
Ich meine, das muss man sich einmal geben. Er ist der Fürst, der Herrscher über dieses Land, und im Vergleich dazu sind wir doch … nichts. Und dennoch ist er so nett zu uns.
»Wie bitte? Ich meine … sehr gern«, stottert Sonja herum. »Nochmals vielen Dank, das ist wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen … Albert .« Sie verschluckt sich beinahe, als sie seinen Namen ausspricht.
»Kein Problem«, gibt er zurück, dann stellt er schnell klar: »Ich muss mich nur schon im Voraus entschuldigen: Wenn meine Gesellschaft eintrifft, müsste ich Sie bitten, diese Plätze zu räumen.« Er sieht auf die Uhr. »Aber ich denke, uns bleibt noch ein bisschen Zeit.« Dann winkt er jemandem hinter ihm, und ein zweiter Mann erscheint. Er ist bedeutend größer und trägt einen dunklen Anzug, und als er uns mit einem kurzen, aber wachsamen Blick mustert und dann im Hintergrund Stellung bezieht, begreife ich, dass er ein Bodyguard ist.
»Ich darf den Damen doch Gesellschaft leisten?«, fragt Albert und setzt sich dann ohne Umschweife zu uns.
Wir nicken alle drei wie auf Kommando. Als er so neben mir sitzt, überkommt es mich auf einmal wie ein verzögerter, aber dafür umso tiefer gehender Schock.
Albert von Monaco hat soeben neben mir Platz genommen … und reicht mir jetzt auch noch die Hand, als Sonja uns nacheinander vorstellt!
»Angenehm.« Sein Lächeln wirkt offen und ehrlich, und ich versinke fast in meinem Fauteuil.
Ich muss das träumen. Ja, genau, das ist bloß wieder so ein dämlicher Traum, und wahrscheinlich rennen im nächsten Moment die Dellberts um die Ecke und …
»Heidi!« Sonjas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
»Ja?«, antworte ich automatisch. Ach nö, jetzt hat sie mich aus meinem Traum gerissen …
Nein, hat sie nicht! Albert sitzt immer noch da und sieht mich fragend an.
»Albert hat gefragt, ob du auch Champagner möchtest«, sagt Sonja mit eindringlichem Blick.
Oh. Der Kellner ist tatsächlich mit einer Flasche Schampus zurück und wartet nun darauf, ob er mein Glas füllen soll.
»Oh, ja, sehr gerne.«
»Betrachten Sie es als kleine Wiedergutmachung dafür, dass ich Sie später vertreiben muss«, zwinkert Albert uns zu, dann hebt er sein Glas, und wir trinken.
»Gut«, meint er dann. »Nachdem wir uns also kennengelernt haben … dürfte ich erfahren, was Sie in unser schönes Land geführt hat?«
Okay, das wird jetzt ein kleines bisschen schwierig. Small Talk mit einem Fürsten, wie macht man das denn eigentlich? Ich meine, ich kann ihm ja schlecht erzählen, dass Gerhard mich betrogen hat und wir deshalb diesen im Grunde genommen völlig idiotischen Weibertrip gemacht haben, weil ich mich gerächt habe und deswegen …
»Also, die Idee zu dieser Reise kam uns eigentlich, als …«, hebt Sonja an, doch im selben Augenblick ist Sepia wieder vollständig zum Leben erwacht und fällt ihr rücksichtslos ins Wort.
»Es war so«, legt sie ohne Vorwarnung los. »Heidi wurde von ihrem Kerl betrogen, dann hat sie sich gerächt, indem sie ihm einen schwulen Friseur ins Bett gelegt hat, Sonja hat eine erwachsene Tochter und ist geschieden, und ich bin überhaupt solo, und deswegen sind wir hierhergefahren, weil es hier so viele Millionäre gibt und … äh … um ein bisschen Urlaub zu machen«, korrigiert sie sich im letzten Moment und trotzdem
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