Kim Schneyder
Bestimmtheit.
»Sie zu hypnotisieren?«, hauche ich. »Bloß ein paar Minuten.«
»Und dabei könnten Sie mir eine posthypnotische Suggestion setzen?«, fragt er weiter.
»Ja, sicher, wenn Sie das möchten … Was soll ich Ihnen denn suggerieren?«
»Also …« Er beugt sich ein bisschen nach vorne, dann raunt er mir in vertraulichem Tonfall zu: »Ein bisschen weniger Appetit könnte zum Beispiel nicht schaden. Kriegen Sie das hin?«
»Ja … äh, grundsätzlich schon«, gebe ich völlig überrumpelt zurück.
Er nimmt sich noch ein paar Sekunden, um seinen Entschluss zu fassen, dann sagt er auf einmal: »Tun Sie es!«
»Wie bitte?« Ich glaube mich verhört zu haben.
»Tun Sie es!«, wiederholt er. »Versetzen Sie mich in Hypnose und bauen Sie mir eine Appetitbremse ein.« Und mit einem Seitenblick auf Sepia fügt er hinzu: »Niemand sagt mir nach, ich hätte keinen Mut! Also, was müssen wir tun?«
Einen Moment lang bin ich wie gelähmt. Der Fürst von Monaco will sich von mir hypnotisieren lassen!
»Los, Heidi, jetzt mach schon!« Sepia wetzt aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her und nickt mir aufmunternd zu.
Also gut. Also gut! Wenn er es so will. Ich habe Heinz binnen weniger Sekunden in tiefe Trance versetzt, warum also sollte mir das jetzt nicht erneut gelingen? Albert ist schließlich auch nur ein Mensch, oder?
»Ja, also dann …« Ich räuspere mich erneut, dann gebe ich meine Anweisungen: »Sepia, schließ die Tür, und Sonja … die Musik, bitte!« Es dauert keine zwanzig Sekunden, dann ist es angenehm leise und Enya dudelt einschläfernd durch den Raum. Alberts Bodyguard hat unsere Aktivitäten argwöhnisch beobachtet, aber als er Anstalten macht einzuschreiten, stoppt Albert ihn mit ein paar knappen Sätzen, sodass er sich wieder auf seine Beobachterposition zurückzieht.
»Gut«, hebe ich erneut an, und ich fühle dabei, wie mein ganzer Körper zu kribbeln beginnt. »Dann rücken Sie jetzt bitte ein Stück auf Ihrem Sessel nach vorn …« Er befolgt penibel meine Anweisung. »… ja, genau so … und jetzt schließen Sie die Augen und konzentrieren sich nur noch auf meine Stimme …« Ich vereinfache den Text jetzt gleich, indem ich das mit der Musik weglasse. »Alles andere ist völlig bedeutungslos für Sie, Sie hören nur noch auf meine Stimme …« Ich lege eine kleine Pause ein, um seine Aufmerksamkeit zu erhöhen, dann fahre ich fort: »Und jetzt beginnen Sie mit ihrem Oberkörper ganz langsam vor und zurück zu schwingen … ja, genau so … gaanz langsam … Sie schwingen vor und zurück … und Sie fühlen sich dabei unglaublich wohl und völlig entspannt …« Ich lasse ihn ein paarmal hin und her schaukeln, dann rücke ich näher an ihn heran und bringe meine Hände in Position. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass der Bodyguard uns argwöhnisch beobachtet, und Sonja und Sepia starren uns aus weit aufgerissenen Augen an. Dann fasse ich meinen ganzen Mut zusammen und atme tief durch. Wie vorhin bei Heinz klatsche ich mit aller Kraft in die Hände und schreie dazu: »Schlaf!«, und dabei wird mir selbst ganz schwummerig vor lauter Anspannung und Nervosität.
Es ist ähnlich wie vorhin. Sonja und Sepia zucken heftig zusammen, obwohl sie schon wussten, was kommt, und entsetzt sehe ich, wie die Hand des Bodyguards blitzartig in seine Sakkotasche gezuckt ist. Er fixiert mich mit einem warnenden Blick, und ich kann ihm ansehen, dass ihm die ganze Sache nicht geheuer ist. Vorsichtshalber bedeute ich ihm mit der Hand, dass alles in Ordnung ist, dann wende ich mich wieder Albert zu.
Ich kann es gar nicht glauben. Es ist genauso wie vorhin:Albert sitzt bewegungslos da, und er atmet ganz ruhig vor sich hin.
Oh mein Gott, es hat schon wieder funktioniert. Er ist in Trance! Dieser Trick ist echt der Hammer!
Also gut, dann wollen wir das Ganze noch zu Ende bringen. Was hat er gesagt? Er will in Zukunft weniger Appetit haben. Unwillkürlich streift mein Blick sein Bäuchlein, und insgeheim kann ich ihm nur gratulieren zu seinem Wunsch.
Ich lege ihm meinen Daumen an die Stirn und sage: »Du sinkst jetzt tiefer und tiefer, und du fühlst dich dabei so wohl wie noch nie in deinem Leben …« Da, es funktioniert! Er lächelt! »… du sinkst tiefer und tiefer, und du hörst nur noch auf meine Stimme, nichts anderes ist von Bedeutung für dich …«
Ich rede noch ein bisschen weiter, bis ich mir absolut sicher bin, dass er in einer tiefen Trance ist, dann überlege ich mir schnell, wie
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