Kim Schneyder
nur Augen für Albert hat. »Heidi, was ist denn nun mit ihm?«, fragt sie mich, ohne den Blick von ihm zu nehmen. »Denkst du, es hat funktioniert?«
Ich werfe einen schnellen Blick auf Albert, der sich immer noch ein bisschen bedröppelt umsieht.
»Nein, ich glaube nicht«, antworte ich ganz offen. »Ich glaube, es hätte sowieso nicht funktioniert, außerdem hatte ich viel zu wenig Zeit …«
Alberts Blick fällt jetzt auf mich, und dann auf Sepia, und dabei leuchten seine Augen auf einmal ein bisschen auf.
Das gibt’s doch gar nicht! Sollte es tatsächlich funktioniert haben? Ich starre ihn gebannt an. Ganz offensichtlich tut sich in seinem Gehirn etwas bei ihrem Anblick. Ich warte schon darauf, dass er etwas zu ihr sagt, ihr vielleicht seine Liebe erklären wird …
Doch nichts dergleichen geschieht. Stattdessen sagt er nur zu mir: »So, meine Damen, es tut mir leid, ich muss Sie nun verabschieden.« Er zuckt mit höflichem Bedauern die Schultern, dann steht er auf und reicht uns nacheinander die Hand. Bei Sepia verharrt er ein bisschen und wirkt einen Moment lang verwirrt und gleichzeitig nachdenklich, doch dann lässt er sie ohne weiteren Kommentar einfach gehen.
Ich kann ihr ansehen, wie enttäuscht sie ist, und ich kann ihr kaum folgen, als sie sich grob zwischen den hereinströmenden Menschen durchrempelt.
»Sepia, jetzt sei nicht eingeschnappt!«, rufe ich ihr nach. »Ich habe dir doch gesagt, dass das nicht klappen wird!«
Doch sie ignoriert mich und bahnt sich nur stur weiter ihren Weg Richtung Ausgang. Ich habe sie beinahe eingeholt, als ich plötzlich mit einer anderen Person zusammenstoße, die in die entgegengesetzte Richtung will. Ich werde ziemlich heftig zur Seite geschleudert und bin ein wenig überrascht von der Härte des Aufpralls. Einen knappen Moment lang stehen wir uns gegenüber, und bei der Gelegenheit kann ich mir die Person ansehen: Es ist eine Frau, ziemlich groß, mindestens so groß wie Sepia, und sie wirkt überaus kräftig, obwohl sie ein ganz schmales Gesicht hat. Und dann erkenne ich sie plötzlich wieder. Das ist doch diese Schwimmerin, wie hieß die schnell noch … ah ja, Charlene Wittstock.
Und sie ist die Freundin von Albert!
Okay, jetzt nur nichts falsch machen. Bloß nicht diskutieren und stattdessen schleunigst zusehen, dass ich von hier wegkomme, bevor sie womöglich noch Wind davon bekommt, dass ich soeben ihren Fürsten mit meiner Freundin verkuppeln wollte …
18
Jetzt ist schon wieder etwas Sonderbares im Gange.
Ich werde mitten in der Nacht wach und weiß anfangs gar nicht, weshalb. Also bleibe ich still liegen und lausche, kann jedoch nichts hören außer dem sanften Plätschern der Wellen, die den Rumpf der Scene it zart umschmeicheln.
Moment mal, wieso bin ich überhaupt wieder an Bord der Scene it? Schnell rufe ich mir den gestrigen Abend ins Gedächtnis. Nachdem wir Jimmy’z verlassen hatten (Habe ich das geträumt, oder habe ich tatsächlich Albert von Monaco hypnotisiert?!), sind wir noch auf ein paar Drinks ins Le Shangri-La, wo ich mir ziemliche Vorhaltungen von Sepia anhören musste, weil das mit Albert in die Hose gegangen war (Ja, genau! Habe ich ihn also doch hypnotisiert! Ich glaube, ich spinne!), und dann bin ich an Bord der Scene it, wie ich es Bodo am Nachmittag zugesagt hatte. Er hat dann aber schon geschlafen, also habe ich es mir wieder in meiner Kabine vom Vortag gemütlich gemacht. So weit, so gut.
Was aber hat mich jetzt geweckt? Ich horche weiter in die Finsternis hinein, kann jedoch nichts hören außer den Wellen und zwischendurch Bodos Schnarchen, anscheinend fester Bestandteil seiner nächtlichen Regenerationsphasen.
Dann plötzlich ein Geräusch! Es klingt wie ein Knarren, und gleich darauf folgt ein leichtes Klopfen. Und Schritte. Sie klingen jedoch nicht so, als kämen sie von der Scene it , sondern vielmehr von der Windkiss . Und dann plötzlich Stimmen, unterdrückt und undeutlich.
Männerstimmen!
Ich setze mich erschrocken auf. Was geht da vor sich?
Ich lausche erneut, und wieder vernehme ich Geräusche, und dann wieder Stimmen, die ziemlich verdächtig miteinander flüstern.
Bei aller Aufregung packt mich jetzt spontan die Neugierde.
Was um alles in der Welt treiben diese Typen mitten in der Nacht an Deck ihres Schiffes? Und warum flüstern sie?
Okay, zu nachtschlafender Zeit in einem Hafen erfordert es schon die allgemeine Rücksichtnahme, dass man nicht allzu viel Lärm macht, aber dieses
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