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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wurde schwächer, hallte jedoch in dem riesigen Raum, den sie betreten hatte, von allen Seiten dumpf wider.
    Jeder Muskel in ihrem Körper war erschlafft, und einen Moment – oder eine Ewigkeit – lang glaubte sie, gleich ohnmächtig zusammenzubrechen.
    Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft, suchte verzweifelt nach irgendeiner Erklärung für das, was sie erlebte.
    Ein Alptraum?
    Aber sie war wach! Sie wußte, daß sie wach war.
    Eine Einbildung! Das mußte es sein. Alles, was sie gesehen hatte, konnte nur eine Einbildung sein. Der Dunst im Haus, die bizarre Veränderung ihres Wandgemäldes, die Kälte – Einbildungen!
    Ihre Augen huschten verstört umher, und ihr Verstand klammerte sich an den Begriff ›Einbildung‹, weil die Bilder andernfalls nicht zu verkraften waren. Jareds schwarzer Kellerraum hatte sich in eine Art Kathedrale verwandelt. Als sie die Tür aufgestoßen hatte, war sie einen Moment lang von grellem Licht geblendet worden. Doch dann fand sie sich in einem Gewölbe von so gewaltigen Ausmaßen wieder, daß der Hintergrund trotz des kalten Lichts, das von überall und nirgends herzukommen schien, in totale Finsternis getaucht war. Doch was sie zum Schreien gebracht hatte, das war der Anblick des Altars, der den ganzen Raum beherrschte, obwohl er unerreichbar fern zu sein schien.
    Knochen! Der ganze Altar bestand aus Menschenknochen – aus Tausenden von Menschenknochen. Darauf standen flakkernde Kerzen, die rußten und einen Gestank nach brennendem Fleisch verströmten.
    Eine Hand lag auf dem Altar.
    Eine Menschenhand.
    Eine rechte Hand.
    Die Fingernägel waren gelb und zersplittert, die lederne Haut hing in Fetzen herab und der gebogene Zeigefinger schien auf Janet zu deuten. Sie wußte instinktiv, woher diese Hand stammte: aus dem geschändeten Grab von George Conway. Obwohl das Bild sich schon unauslöschlich in ihren Geist eingebrannt hatte, schaute sie weg, wurde aber sofort mit einem anderen gräßlichen Anblick konfrontiert: der abgeschnittenen rechten Vorderpfote eines Hundes. Am Fell konnte sie erkennen, daß es Scouts Pfote war! Daneben lag eine weitere Pfote, doch das Tier, dem sie gehört hatte, war Janet unbekannt.
    Von Ekel geschüttelt, riß sie ihre Augen von den unheimlichen Gegenständen los. Ihr Blick fiel auf etwas noch viel Schaurigeres: Über dem Altar schwebte ein auf den Kopf gestelltes Kreuz.
    An dem Kreuz hing eine Gestalt mit dem Kopf nach unten, beide Füße waren mit einem einzigen großen Nagel angenagelt. Zwei weitere Nägel waren am Querbalken durch die Handgelenke getrieben.
    Die Gestalt hatte eine große Wunde in der rechten Körperhälfte, aus der Blut hervorsickerte, aber nicht nur das!
    Maden, Unmengen von Maden, krochen aus dem zerfetzten Fleisch.
    Janets Blicke glitten zum Gesicht der Gestalt hinab, und dann begann sie derart zu schreien, daß ihre Stimme den riesigen Raum erfüllte. Das Echo dröhnte in ihren Ohren und verwandelte sich dabei in höhnisches Gelächter. Es waren ihre eigenen in Todesqual verzerrten Gesichtszüge, die sie über dem Altar sah. Blut lief ihr über die Wangen und versickerte in den Haaren.
    Janet fühlte jetzt den Schmerz in ihren durchbohrten Händen und Füßen, und die Wunde, in der sich unzählige Maden tummelten, brannte unerträglich. Sie spürte das heiße Blut, das aus der Wunde rann, und der kupferige Geruch stieg ihr in die Nase. Sie versuchte, einen Schritt zu machen, brach dann aber in die Knie und schrie wieder auf, als ihre blutenden Hände gegen den Boden prallten.
    Drogen!
    Das mußte es sein! Sie war unter Drogen gesetzt worden. Aber auch das ergab keinen Sinn, denn sie konnte sich an alles erinnern, seit Ted gestern abend nach Hause gekommen war.
    An den Liebesakt.
    Ans Einschlafen in seinen Armen.
    Ans Aufwachen, erholt und zufrieden.
    Sie hatte nichts gegessen und nichts getrunken.
    Aber wie …? Janet brachte ihre Frage nicht zu Ende, denn nun tauchten zwei Gestalten auf. Obwohl sie ihr den Rücken zuwandten, erkannte sie beide sofort.
    Ihr Mann.
    Und ihr Sohn.
    Sie legten gemeinsam ein Bündel auf den Altar – etwas, das in ein Tierfell eingewickelt war.
    Goldfarbenes Fell.
    Janet erkannte es sofort, und im selben Moment wurde ihr klar, was sich in dem Bündel befand.
    »Molly!« kreischte sie.
    Die Schmerzen in ihren Händen und Füßen vergessend, rannte sie auf den grotesken Altar zu. Ein schauriges Gelächter aus dem Nichts rollte über sie hinweg, und Ted und Jared drehten sich nach ihr um.
    Ted deutete mit

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