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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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einem Finger auf sie, und sie hatte das Gefühl, von einem glühenden Laserstrahl durchbohrt zu werden. Trotzdem taumelte sie mit ausgestreckten Armen auf den Altar zu und stammelte ein ums andere Mal den Namen ihrer Tochter. »Molly … Molly … Molly … Molly.«
    Das höhnische Gelächter schwoll weiter an, und die unsichtbare Kraft, die von Teds Hand ausging, traf ihren Körper immer wieder. Als sie noch etwa zehn Meter vom Altar entfernt war, öffnete er den Mund.
    »Halt sie auf!«
    Jared gehorchte dem Befehl und ging mit einem funkelnden Dolch in der rechten Hand auf seine Mutter zu.

38. Kapitel

    Vater MacNeill hielt Kims Hände in den seinen und schaute ihr tief in die Augen. Sie spiegelten immer noch das Grauen wider, von dem das Mädchen überwältigt worden war. Er las darin aber auch eine erstaunliche Entschlossenheit. Jetzt, da sie vor dem Haus standen, hatte Kim die lähmende Panik überwunden und war zum Handeln bereit. »Du kannst es, Kimberley«, sagte er ruhig. »Du mußt nur immer daran denken, daß deine Großtante recht hatte. Das Kreuz wird dich beschützen. Du wirst schrecklichere Dinge sehen, als du dir überhaupt vorstellen kannst, aber solange du das Kreuz am Hals trägst, bist du in Sicherheit. Verstehst du das?«
    Kim zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie nickte. In Sicherheit. Sie sagte es sich immer wieder wie ein Mantra vor, während sie nach dem Kreuz an der dünnen goldenen Kette tastete. In Sicherheit …In Sicherheit …in Sicherheit … Wenn das Kettchen aber zerriß? Wenn sie das Kreuz verlor und …
    »Kim … Kiiiimm …«
    Jareds Stimme! Aber sie klang schon schwächer als noch vorhin, so als versinke er immer mehr in jener Tiefe, von der sie geträumt hatte, fast schon unerreichbar. »Jetzt!« flüsterte sie, sie sagte es, mehr zu sich, als zu den beiden Priestern, die sie begleiteten. Kim ließ sie auf dem Gehweg stehen und ging entschlossen auf das Haus zu.
    »Wir können sie doch nicht allein hineingehen lassen«, murmelte Vater Bernard, als das Mädchen den Rasen überquerte.
    Vater MacNeill schwieg, bis Kim die Verandastufen hinter sich gelassen hatte. Sogar auf diese Entfernung hin spürte er die eisige Kälte, die von dem Gebäude ausging, und er glaubte die düstere Aura des Bösen zu sehen, die wie eine schwarze Wolke über allem hing. »Uns bleibt keine andere Wahl«, antwortete er Vater Bernard. »Weder Sie noch ich könnten auch nur die Schwelle übertreten. Wir haben nicht die Kraft dazu.«
    Während Kimberley Conway langsam die schwere Tür öffnete und im nächsten Moment hinter sich schloß, begannen die beiden Priester zu beten.
    Das Geräusch der zufallenden Tür, das im leeren Haus widerhallte, hatte etwas schrecklich Endgültiges an sich. Kim blieb regungslos stehen. Die ganze Atmosphäre hatte sich verändert. Es herrschte eisige Kälte, und Kim wußte, daß keine noch so dicke Kleidung sie vor dieser Kälte schützen könnte. Gleichzeitig war die Luft so schwer, daß sie nach Atem ringen mußte. Ihr Instinkt riet ihr, das Haus zu verlassen.
    Es zu verlassen, bevor es zu spät sein würde.
    Kim trotzte dieser Warnung und ging auf die Treppe zu.
    Eine Ratte tauchte vor ihr aus dem Nichts auf, und sie wich unwillkürlich zurück, einen Angstschrei unterdrückend.
    Nicht real.
    Sie wußte es, sobald sie das kleine goldene Kreuz berührte.
    Die Ratte verschwand.
    Hatte sie sich in Luft aufgelöst, oder war sie nur durch die offene Tür ins Eßzimmer gehuscht?
    Kim stählte sich gegen die Panik, die der Anblick der Ratte bei ihr ausgelöst hatte, und setzte ihren Weg zur Treppe fort. Die Atmosphäre wurde noch drückender, und ihre Füße schienen in Treibsand zu versinken.
    Als sie die Treppe ins Obergeschoß endlich doch erreicht hatte, wurden die Stufen und das Geländer lebendig. Es wimmelte von Schlangen, die sich drohend aufrichteten und zischend mit den Zungen schlugen.
    Ihr Kreuz umklammernd, betrat Kim die erste Stufe, dann die zweite.
    Die Schlangen gaben ihr den Weg frei.
    Auf dem Treppenabsatz hörte sie hinter sich einen gellenden Schrei. Sie wirbelte herum, sah jedoch nichts.
    Ein zweiter Schrei, dicht hinter ihr.
    Sie wirbelte wieder herum. Nichts zu sehen.
    Ein dritter Schrei, der zu schaurigem Geheul anschwoll. Kim hielt sich die Ohren zu, während sie die restliche Treppe hinaufrannte. Vor der Tür zum Elternschlafzimmer blieb sie einen Moment lang stehen und versuchte sich gegen alles zu wappnen, was sie drinnen erwarten

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