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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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eingestehen, daß es vielleicht nicht anders sein würde. Ihr blieb nichts anderes übrig als abzuwarten.
    Doch im Augenblick fühlte sie sich endlich wieder verheiratet. Und solange dieses Gefühl anhielt, wollte sie es genießen.
    »Bist du sicher, daß das eine gute Idee ist?« fragte Luke skeptisch, während er sich umschaute. Der Raum war höchstens zwölf Quadratmeter groß, mit Wänden aus dicken Eichenbrettern, die an die schweren Stützbalken des Hauses genagelt waren. Eine nackte Glühbirne baumelte von der Decke herab, und obwohl es an einer Wand hoch oben zwei kleine Fenster gab, durch die tagsüber vielleicht etwas Licht einfallen würde, konnte man bestenfalls ein winziges Stück Himmel sehen. Ein kalter Schauer überlief Luke bei der Vorstellung, hier einziehen zu müssen, und wenn er die Wahl zwischen diesem Verlies und dem hellen Zimmer im ersten Stock gehabt hätte, das mindestens doppelt so groß war, hätte er keine Sekunde gezaudert. Aber auch ein winziger Raum würde ihm genügen, solange es ein richtiges Fenster gab, das man öffnen konnte, um frische Luft hereinzulassen.
    Hier unten roch es muffig, woran wohl der Betonboden schuld war, in dessen Rissen Schimmelpilze wucherten. »Was ist das denn?« Luke deutete auf ein Gitter mitten im Boden.
    »Die Abwassergrube«, erklärte Jared. »Wenn der Keller mal überschwemmt wird, kann das Wasser hier abfließen, und wenn die Grube voll ist, wird eine Pumpe in Gang gesetzt, die das Wasser nach draußen befördert.«
    Luke fügte der langen Liste von Minuspunkten, die dieser Raum aufwies, einen weiteren hinzu. »Und du willst wirklich in einem Zimmer schlafen, das überflutet werden könnte?«
    Jared zuckte die Achseln. »So schlimm wird es schon nicht werden!« grinste er, und seine Augen funkelten im grellen Schein der nackten Glühbirne. »Ich fühle mich hier unten wesentlich wohler als oben, wo ich nicht in Ruhe machen kann, was ich will.«
    »Es gibt ja nicht mal ein Klo«, betonte Luke.
    »Doch, drüben in der Ecke, in der Nähe der Treppe«, entgegnete Jared.
    »Und wenn du mitten in der Nacht pinkeln mußt, willst du dorthin? Herrgott, hier wimmelt es doch bestimmt von Spinnen und sonstigem Ungeziefer!«
    »Noch nie was von Insektenspray gehört? Wenn man es in rauhen Mengen versprüht und den Keller für ein paar Stunden dicht macht, hat er Spuk schnell ein Ende.«
    »Dein Dad wird von dieser Idee hell begeistert sein!« spottete Luke.
    »Schließlich war es ja seine Idee, daß ich in den Keller umziehen soll«, entgegnete Jared. »Sag mal, hast du einen Joint?«
    Luke warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. »Und wenn ich einen hätte?«
    Jared verdrehte die Augen. »Dann könnten wir ihn rauchen, was denn sonst?«
    Luke starrte ihn fassungslos an. »Während deine Eltern zu Hause sind?«
    »Warum nicht?« Jared zuckte mit den Schultern. »Das ist doch das Tolle an diesem Kellerraum. Hier kommt garantiert keiner vorbei, der etwas riechen könnte!«
    »Wetten, daß du dich nicht traust?« forderte Luke ihn heraus, wodurch er natürlich zugab, einen Joint zu haben.
    »Ich hol’ uns schnell von oben ein paar Cokes und was zu knabbern«, grinste Jared, »und beim Rauchen überlegen wir uns dann, wie wir diesen Raum einrichten wollen.«
    Keine fünf Minuten später schleppte er außer den Cokes und Kartoffelchips auch mehrere Kerzen und das Radio aus seinem bisherigen Zimmer an, schob den Stecker in die einzige Steckdose an der Wand und schaltete das Gerät ein – allerdings ziemlich leise, um sicherzustellen, daß niemand herunterkommen würde, um sich zu beschweren. »Also, was ist Luke? Teilst du den Joint mit mir?«
    Luke runzelte die Stirn. »Woher hast du gewußt, daß ich einen habe?«
    »Ich weiß alles mögliche«, lächelte Jared geheimnisvoll.
    Luke holte eine rote Blechdose aus der Hosentasche und öffnete sie. Obenauf lagen harmlose Pfefferminzbonbons, aber unter einem Stück Papier waren drei Joints versteckt. Zwei der sorgfältig gerollten Zigaretten nahm er heraus und legte sie auf den Boden, bevor er das Döschchen wieder in seine Tasche schob.
    Schweigend überreichte er Jared einen seiner kostbaren Joints.
    Jared zündete ihn mit einem Streichholz an und machte einen tiefen Lungenzug. Den Atem anhaltend, um den Rauch möglichst lange einwirken zu lassen, gab er Luke die Zigarette zurück. Sie rauchten abwechselnd, setzten sich nach dem dritten Zug auf den Boden und lehnten sich an die Eichenwand. »Na siehst du«, sagte

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