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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Text kein Wort zu verstehen war, weil das Hämmern des Synthesizers alles andere übertönte. Molly, die bisher zufrieden gegessen hatte, begann vor Schreck zu weinen, und Janet sprang wie von der Tarantel gestochen auf – eine Reflexhandlung, die in den vergangenen Jahren so manches Mal verhindert hatte, daß Ted explodierte. »Ich sorge dafür, daß er die Musik …«, sagte sie hastig, aber auch ihr Mann war schon aufgestanden.
    »Kümmere du dich um Molly«, riet er ihr freundlich. »In Gegenwart seines Freundes ist es für Jared bestimmt weniger peinlich, wenn ich ihn zurechtweise.«
    Während er nach oben eilte, nahm Janet ihre schreiende Tochter auf den Schoß. Gleich darauf verstummte die Musik, und Molly rieb sich schniefend die Augen und wollte auf ihren Platz zurück. Sobald Janet sie in den Kinder-Stuhl gesetzt hatte, schob sie sich eine Handvoll Kartoffeln in den Mund. Daß der größte Teil auf ihrem Lätzchen landete, störte sie nicht im geringsten.
    Als Ted zurückkam, rechnete Janet damit, daß die ohrenbetäubende Musik wieder einsetzen würde. Die Stille hielt jedoch an.
    »Wie hast du das geschafft?« fragte sie.
    »Das war ganz einfach.« Ted lehnte sich entspannt zurück. »Wir haben einen kleinen Handel abgeschlossen.«
    »Einen Handel?« wiederholte Janet verblüfft. »Welcher Art denn?«
    Er grinste vergnügt. »Eigentlich dürfte ich dich nicht einweihen, weil es sich um eine Vereinbarung zwischen Männern handelt, aber du wirst es ja sowieso herausfinden … Also, ich habe ihm einen Kellerraum zur Verfügung gestellt.«
    Janet starrte ihren Mann verständnislos an und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber das mußt du mir näher erklären.«
    Ted zuckte die Achseln. »Überleg doch mal, Jared ist fast sechzehn, stimmt’s? Teenager lieben nun einmal solche Musik.«
    »Ich nicht«, widersprach Kim, schränkte ihre Behauptung aber vorsichtshalber ein: »Jedenfalls nicht in dieser Lautstärke, bei der einem fast das Trommelfell platzt!«
    »Deinem Bruder scheint das aber zu gefallen, oder seinem Freund, was auf das gleiche hinausläuft. Und weil wir mit etwas Glück in einigen Monaten zahlende Gäste im Haus haben werden, ist es mir lieber, wenn Jared sich unten im Keller austobt. Ich habe ihm gesagt, daß er sich das Zimmer ganz nach seinem eigenen Geschmack einrichten darf, unter der Bedingung, daß es schalldicht wird, damit hier oben niemand von seiner Musik belästigt wird. Auf diese Weise hat er seine Privatsphäre, und wir können ein Zimmer mehr vermieten, ein Zimmer mit Bad, das nicht von unordentlichen Teenagern in einen Saustall verwandelt wird!«
    »Ich habe im Bad noch nie einen Saustall angerichtet«, protestierte Kim, wechselte aber rasch das Thema, als ihre Mutter sie mit gehobenen Brauen ansah. »Und wenn ich nun auch ein Zimmer im Keller haben möchte?«
    »Möchtest du das denn?« fragte ihr Vater mit ruhiger Stimme und ausdrucksloser Miene.
    Kim schauderte es allein schon bei der Vorstellung, in einem der dunklen, modrigen Räume hausen zu müssen, die nur von wenigen nackten Glühbirnen erhellt wurden. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein!«
    »Das dachte ich mir fast«, kommentierte Ted trocken, während er Janet zuzwinkerte.
    Eine halbe Stunde später – Kim saß wieder über den Hausaufgaben, und Jared war mit Luke in den Keller gegangen, um sein neues Zimmer auszusuchen – spülte Janet das Geschirr und ließ dabei in Gedanken den Tag noch einmal Revue passieren.
    Wie war es nur möglich, daß sie heute morgen fest entschlossen gewesen war, einen endgültigen Schlußstrich unter ihre Ehe zu ziehen, und daß sie sich jetzt darauf freute, einen gemütlichen Abend mit dem Mann zu verbringen, den sie vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden um jeden Preis verlassen wollte?
    Aber es war nicht derselbe Mann!
    Auf unerklärliche Weise schien er letzte Nacht im Vollrausch schlagartig zur Vernunft gekommen zu sein, und der Ted, den sie heute erlebt hatte, war für sie kein Fremder, sondern der Mann, in den sie sich vor vielen Jahren verliebt hatte. Das war der Ted, den sie unbedingt heiraten wollte, obwohl ihre Freunde sie davor warnten.
    Letzten Endes hatte sie doch recht behalten. Vielleicht, wurde sie von ihrer Mutter gewarnt, und der lästige Einwand ließ sich natürlich nicht von der Hand weisen.
    Ted hatte schon so oft große Versprechungen gemacht. Und jedesmal hatte er sie gebrochen.
    Warum sollte es diesmal anders sein? In der stillen Küche mußte sie sich

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