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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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theoretisch möglich wäre, hören Amokläufer nicht einfach so auf: Sie machen so lange weiter, bis wir sie stoppen oder sie sich selbst außer Gefecht setzen.
    Ja, Laura hatte recht. Es wäre schon ein unglaublicher Zufall, wenn zwei Opfer auf sehr ähnliche Weise innerhalb so kurzer Zeit umkämen. Aber die andere Möglichkeit – dass Gregory oder irgendjemand anderer beide umgebracht hatte – schien noch unwahrscheinlicher. Was die Wahrscheinlichkeit anging, ließ ich diesmal jedoch meinen Verstand über mein Bauchgefühl siegen.
    Was nicht heißen soll, dass es einfach auf Knopfdruck ging.
    Young hatte die ganze Zeit schweigend dagesessen und den Blick zwischen Laura und mir hin- und herwandern lassen wie bei einem Tennismatch. Jetzt beugte er sich vor, legte die Ellbogen auf den Schreibtisch und stellte die Finger kirchturmartig unter seinem Kinn auf, bereit, seinen Beitrag zu leisten und das Urteil zu verkünden.
    »Was wäre, wenn Tom Gregory einen Grund hatte, auch diesen Herrn nicht zu mögen? Könnte es eine Verbindung zwischen den beiden Opfern geben?«
    »Schon möglich, Sir«, räumte ich ein. »Aber ich kann keine erkennen. Geographisch ist es dieselbe Gegend, aber die Opfer sind trotz der ärmlichen Umstände, in denen sie lebten, von vollkommen unterschiedlicher sozialer Herkunft.«
    Young nickte.
    »Wir müssen die Identifizierung abwarten, bevor wir irgendetwas ausschließen können.«
    »Ja, Sir.«
    »Vielleicht ist der Täter zum Fluss hinuntergegangen, um sich der Mordwaffe zu entledigen. Dort stieß er auf Opfer Nummer zwei und beschloss, sich auch dieses vom Hals zu schaffen.«
    »Wir suchen gerade den Fluss ab, Sir.«
    »Dann teilen Sie also meine Ansicht?«
    »Ja, Sir. Obwohl, wenn das so ist, warum dann diese extremen Verletzungen? Für mich sieht es so aus, als hätte das Opfer geschlafen, als es angegriffen wurde. Er hätte also auch einfach den Rückzug antreten und eine andere Stelle suchen können.«
    »Das sind alles Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen. Aber bis dahin gehen wir davon aus, dass die Fälle zusammenhängen.« Er seufzte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Gregory müsste bald hier sein. Warten wir ab, was er zu sagen hat.«
    »Natürlich, Sir.«
    Ich sah Laura an. Sie erwiderte meinen Blick und schüttelte den Kopf.
    »Natürlich, Sir.«

    Alles, was Tom Gregory zu sagen hatte, war: »Sie wollen mich wohl verarschen. Verpisst euch. Beide. Ihr könnt mich mal am Arsch lecken.«
    Ich sagte: »Tom, wir können uns leider nicht verpissen.«
    Wir befanden uns in einem der oberen Vernehmungsräume: einem schmucklosen, funktionalen Raum mit nichts als einem Metalltisch, Stühlen, Laura, mir und der Hauptfigur.
    Gregory war eins achtzig groß, in der Mitte sehr üppig, und hatte eine fleischige Figur. Der Typ Mann, der in seinem Leben vermutlich nicht einen Tag Sport getrieben hatte, aber bei einer Rauferei nicht ungefährlich wäre. Er war Anfang vierzig, hatte sich das schüttere Haar zur Glatze geschoren, trug billige Jeans und ein schmutziges, rotes Holzfällerhemd. Der Anblick erinnerte an einen schrottreifen Laster, der irgendwo auf einem Rastplatz darauf wartete, dass sein Besitzer nach Hause kam.
    »Sie wollen mich verarschen«, wiederholte er.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich das nicht vorhabe.«
    Ungläubig saß er da. Die Gefühlsregung stand ihm so unmissverständlich in sein unrasiertes Gesicht geschrieben, wie ich es von den meisten Emotionen fraglos erwartete. Sensibel war er nicht, und er schien sich auch wenig Gedanken darüber zu machen, was die Leute denken könnten, wenn er vor sich hertrug, was er fühlte. Männern wie ihm, vermute ich, reicht allein die Tatsache, dass sie etwas fühlen, um dies kompromisslos und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen.
    Er starrte mich einen Augenblick lang an, lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück, der unter dem Gewicht ächzte, und verschränkte seine fleischigen Arme vor der Brust. Natürlich hielt er die Situation für ziemlich schwachsinnig, und wenn ich ehrlich bin, dachte ich in diesem Moment dasselbe von ihm.
    »Sie müssen mich verarschen«, sagte er noch einmal.
    »Sie sind ein wenig langsam im Kopf, Tom. Das überrascht mich eigentlich. Eigentlich sehen Sie aus, als wären Sie um einiges schlauer.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll gar nichts heißen. Es heißt, dass Sie sich ziemlich dumm aufführen. Eigentlich sogar dümmer, als Sie aussehen. Ich weiß nicht, wie Sie das

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