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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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ihn nicht, die Zügel auch mal locker zu lassen. Trotz seines Rufs, ein harter Knochen zu sein, war er ein guter Chef.
    Der Brief stand ganz oben auf der Tagesordnung.
    »Ich glaube, den hat Hicks geschrieben, Sir«, meinte Laura.
    »Ha, ha«, platzte ich heraus.
    »Im Ernst, Sir, er ist übersät von seinen Fingerabdrücken.«
    Ich beugte mich vor. »Ich habe es schon hundert Mal erklärt. Wie hätte ich dieses mutmaßliche Beweismittel entdecken können, ohne Spuren zu hinterlassen?«
    »Wenn du das sagst.«
    »Schluss damit, alle beide!«, schnaubte Young. »Gibt’s noch andere Spuren?«
    »Die Untersuchungen laufen noch, Sir.« Ich lehnte mich wieder zurück. »Sicher ist bisher nur, dass es sich um gewöhnliches Achtzig-Gramm-Papier handelt, das niemand angefasst hat, jedenfalls niemand außer mir. Auf dem Umschlag gibt es natürlich eine Menge Fingerabdrücke, was kaum überraschen dürfte. Die werden gerade untersucht.«
    Er nickte. »Gut. Sonst noch was Greifbares?«
    Es gibt eine Menge Stolperfallen, in die Leute treten können, wenn sie der Polizei etwas schicken. Wirft man einen Brief in den Briefkasten, glaubt man meist, dies sei ein anonymer Akt, bei dem einen niemand beobachtet. Und trotzdem kann man eine Menge Fehler machen.
    Wir haben mal einen Erpresser geschnappt, der seinem Schreiben die Kopie einer Streetview-Karte beigefügt hatte, auf der die Stelle markiert war, von der er das Geld abholen wollte. Natürlich waren weder Fingerabdrücke noch DNS-Spuren darauf zu finden, worauf der vermutlich mächtig stolz war, jedenfalls bis zu dem Augenblick, als wir vor seiner Tür standen. Wie wir ihn gefunden haben? Zum Ausdrucken der Karte musste man online sein, und seine IP-Adresse war seit Jahren die einzige, die sich auf ebendiese Seite verirrt hatte. Irgendetwas vergessen die Leute eben doch immer.
    »Abgesehen von den Abdrücken«, sagte Laura, »war der Umschlag mit einem Klebestreifen verschlossen, so dass wir dort keine DNS-Spuren erwarten können. Wir sind aber dem Stempel nachgegangen.«
    Hier hatten wir normalerweise die besten Chancen: beim zeitlichen wie auch räumlichen Zurückverfolgen eines Briefes. In welchen Briefkasten der Brief eingeworfen worden war, wussten wir bereits. Auch die Sammelstelle war bekannt. Damit hatten wir ein Zeitfenster, in dem sich unser Mann an einer bestimmten Stelle aufgehalten haben musste. Wieder ein Kreuz auf der Landkarte, wenn auch ein sehr kleines.
    »Der Briefkasten befindet sich in der Altstadt, in der Main Street«, erklärte Laura. »Das Material aus der Überwachungskamera gibt nicht viel her. Jedenfalls dürfte es für eine Identifizierung nicht ausreichen, solange wir ihn nicht haben. Bestenfalls danach.«
    Young verzog mürrisch das Gesicht. Mir ging es ähnlich. Natürlich war nach einer Festnahme immer alles in bester Ordnung. Was wir jetzt vor allem brauchten, war jedoch etwas, das uns half, den Kerl überhaupt in die Finger zu bekommen.
    »Wissen wir, wann der Brief eingeworfen wurde?«
    »Gestern Nachmittag. Irgendwann zwischen Mittag- und Abendleerung«, führte ich aus. »Damit haben wir einen Zeitraum von fünf Stunden. Die Leute von der IT sind schon dabei, uns Fotos zu besorgen. Keine Ahnung, wie viele wir am Ende haben werden. Die Gegend ist sehr belebt, und den Brief hat er zu einer Zeit eingeworfen, als viele Leute unterwegs waren. Wir werden schon was finden, auch wenn es schwierig werden dürfte. Irgendeiner von ihnen wird es sein.«
    Schwacher Trost, aber trotzdem wahr. Natürlich hatten wir bereits ein Foto von dem Absender des Briefes – auch wenn wir nicht mit Sicherheit sagen konnten, wer von den vielen Menschen es war.
    Geistesabwesend trommelte Young mit seinem Stift auf der Tischplatte herum.
    »Er hat ihn eingeworfen, nachdem Gibson und Evans umgebracht worden waren.«
    »Stimmt, Sir.«
    »Gehen wir davon aus, dass der Brief echt ist?«
    »Ich nicht«, sagte Laura. »Hicks ist sich nicht sicher.«
    Young sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Natürlich nicht«, erklärte ich. »Ich habe nichts gefunden, was er nicht auch aus den Nachrichten hätte haben können. Wenn sich allerdings jemand einen Scherz mit uns erlaubt, dann ist der Brief erst recht nichts wert.«
    Young nickte. »Genau das macht auch mich stutzig.«
    »Ich meine, er beschreibt die Opfer nicht, obwohl er das hätte tun können. Wenn er nur ein Irrer ist, der uns vorführen will, dann hätte er es um einiges überzeugender anstellen können.«
    »Aber

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