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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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inzwischen offiziell war. Wer war Franklin? War ich ihm schon mal begegnet? Der Name kam mir bekannt vor, aber sicher war ich mir nicht.
    Wieder dieses Gefühl, dass sich etwas zusammenbraute. Gewitterwolken im Anzug.
    Laura deutete meinen Gesichtsausdruck falsch. »Ich weiß.«
    Ich nickte, dachte aber: Nein, weißt du nicht.
    25
    O kay, Billy«, fing ich an. »Wir richten uns ganz nach dir. Du hast alle Zeit der Welt. Sobald du Angst bekommst oder dich etwas zu sehr aufregt, machen wir eine Pause. Ist das in Ordnung?«
    Billy Martin nickte – wenn auch ein wenig zu schnell. Ich war überzeugt, dass er Angst hatte und durcheinander war, denn jedem, der bei klarem Verstand war, ginge das so, noch dazu, wenn er ein zwölf Jahre alter Junge wäre. Dennoch schien er wild entschlossen, sich das nicht anmerken zu lassen, jedenfalls so entschlossen, wie zwölfjährige Jungen das gemeinhin sind.
    »Gut«, sagte ich.
    Wir befanden uns im Salon: dem Raum im zweiten Stock des Reviers, der heiklen Befragungen vorbehalten war. Laura und ich saßen auf einem Zweisitzer Billy und seinem Vater gegenüber. Eine Polizistin, die immer hinzugeholt wurde, wenn Kinder verhört wurden, saß etwas abseits.
    Die Einrichtung des Raums entsprach eher der eines Wohnzimmers denn eines Vernehmungsraums. Alles, was zur normalen Ausstattung eines solchen Raums gehörte, war, so gut es ging, versteckt worden, so dass nur noch ein Gegenstand auffällig war, die schwarze Kugelkamera, die oben in einer Ecke hing. Billy schien aber ohnehin keinen Blick dafür zu haben. Flatterhaft huschte sein Blick zwischen mir, Laura und dem Fußboden hin und her, als müsse er unbedingt vermeiden, jemandem länger in die Augen zu sehen, damit man nicht die Angst in seinen eigenen erkennen würde.
    Der Kleine tat mir leid. Er wirkte sogar noch jünger, als er tatsächlich war – ein Knochengerüst mit ungepflegtem braunem Haar und einem schäbigen T-Shirt, das vor ihm allem Anschein nach schon jemand getragen hatte und das ihm mindestens zwei Nummern zu groß war. Die Jeans waren löchrig und unten ausgefranst, dort, wo seine billigen Turnschuhe den blauen Stoff aufgescheuert und das schmutzige Gewebe zerschlissen hatten.
    Hauptsächlich aber tat er mir wegen seines Vaters leid, den die Not, in der sein Sohn steckte, kaum zu berühren schien. Er saß nur da, die dicken Arme über dem ausladenden Bauch verschränkt und mit zornesrotem Gesicht – als wäre er herbestellt worden, weil sein Sohn irgendetwas ausgefressen hatte. Tatsächlich waren wir gesetzlich verpflichtet, ihn hinzuzuziehen, obgleich es allen – einschließlich Billy und ihm selbst – anders lieber gewesen wäre.
    »Gut«, fing ich noch einmal an. »Kannst du uns erzählen, warum du überhaupt in den Wald gegangen bist?«
    Er rutschte nervös auf seinem Platz hin und her. »Ich habe gespielt.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Gehst du da oft hin?«
    »Ab und zu.«
    Sein Vater neben ihm schnaubte verächtlich.
    Ich fuhr fort: »Aber du wusstest, dass man dort vorsichtig sein muss, oder? Bei den Meldungen, die in der letzten Zeit in den Nachrichten gekommen sind?«
    »Kann sein.« Peinlich berührt und kaum merklich zuckte er mit den Schultern. »Ich dachte eben, es würde schon nichts passieren.«
    »Ich weiß. Und was hast du gemacht?«
    Er zögerte.
    »Erzähl ruhig«, ermunterte ich ihn. »Dir passiert nichts, versprochen.«
    »Ich wollte mir Pfeil und Bogen bauen.«
    »Was?«, schnaubte sein Vater erregt. »Pfeil und Bogen? Was zum Teufel wolltest du damit?«
    Billy versank tiefer in dem Sofa, als wollte er ganz darin verschwinden. Natürlich war es in seinem Alter – auf der Schwelle zum Jugendlichen – demütigend, so etwas gestehen zu müssen, und die Reaktion seines Vaters machte alles noch schlimmer.
    Dass Billy Martin ein kleiner Junge ohne allzu viele Freunde und ohne Selbstvertrauen war, lag auf der Hand. Und jetzt wurde auch klar, warum. Das Qualvollste, was einem im Polizeidienst widerfahren kann, ist vermutlich die Erkenntnis, dass einige Kinder nie auch nur den Hauch einer Chance haben.
    »Dann wolltest du wohl Cowboy und Indianer spielen? Irgendwie so was?«
    »Kann sein.«
    »Das ist ein tolles Spiel. Ich habe das in deinem Alter früher auch gern gespielt. Ich hatte nicht viele Freunde und wurde immer gehänselt. Und dann stellte ich mir immer vor, auf die Kinder zu schießen, die mich geärgert haben.«
    Sein Vater schnaubte wieder, was ich aber überging, denn in diesem Augenblick

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