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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Gebiet ein wenig eingrenzen können. Für den Anfang jedenfalls.«
    »Und dann?«
    »Das ist der aufwendigere Teil. Es gibt die Möglichkeit, aus dem Video eine Karte von der Gegend zu erstellen. Nicht perfekt natürlich, aber im Prinzip läuft das auf eine topographische Übersichtsskizze hinaus, auf der die Bäume und das Gebiet kartiert sind. Geographisch genau und vielleicht mit vorhandenen Satellitendaten abgleichbar.«
    »Klingt gut.«
    »Leider ist das kein automatisches Verfahren. Sie werden dafür Leute abstellen müssen, die das von Hand machen. Und in bewaldeten Gebieten wird es keine präzisen Ergebnisse bringen.«
    »Zumindest aber bekommen wir eine ungefähre Vorstellung von der Umgebung, so dass wir ein paar Gebiete schon mal ausschließen können.«
    »Stimmt.«
    Nicht ideal, aber besser als nichts.
    »Ich wäre da noch an etwas … Bestimmtem interessiert«, fügte ich hinzu. »Wir wissen, was, und bekommen auch heraus, wer und wo. Aber warum? «
    »Wie meinen Sie das?«
    »Warum macht jemand solch ein Video?«
    »Ich glaube, mit der Frage sind Sie bei einem Psychologen besser aufgehoben.« Renton schüttelte den Kopf. »Ich meine, so etwas kommt vor, auch wenn ich einräumen muss, dass dieser hier schon zu den extremsten Fällen gehört, die mir in meiner Laufbahn untergekommen sind. Serienmörder, hin und wieder auch Serienvergewaltiger, machen Videos, um es noch einmal zu erleben, nehme ich an. Und Kinderpornoringe natürlich auch.«
    Um es noch einmal zu erleben. Wenn seinen Briefen Glauben zu schenken war, dann sah genau das unserem Mann überhaupt nicht ähnlich. An den Morden selbst war er gar nicht so interessiert, eher benutzte er sie als Test. Warum dann ein Video? War es nur dieses eine, damit er beweisen konnte, dass die Briefe wirklich von ihm waren?
    Oder steckte mehr dahinter?
    »Haben Sie schon mal ein Snuff-Movie gesehen?«
    »Nein.« Renton schwieg einen Augenblick. »Jedenfalls nicht von Amts wegen. Von Amts wegen gibt es sie nicht.«
    »Was soll das heißen ›von Amts wegen‹?«
    Er deutete auf das Standbild auf dem Monitor.
    »Na ja, das hier würden viele als Snuff-Movie bezeichnen. Ein Film mit jemandem, der umgebracht wird. Selten, aber es kommt ab und zu vor. Hingegen gibt es Abertausende von Videos, in denen Menschen sterben – Enthauptungen, Unfälle, Material aus Überwachungskameras. Um aber von Amts wegen ein Snuff-Movie zu sein, müsste ein Film eigens hergestellt und verbreitet werden. Gegen Geld.«
    »Erwerbsmäßig?«
    »Genau. Aber niemand hat je einen gefunden. Das ist einer jener Mythen, die makaber genug klingen, um wahr zu sein, es aber nicht sind, wenn man näher darüber nachdenkt. Das Risiko wäre viel zu hoch: vor laufender Kamera jemanden zu ermorden und den Film unter die Leute zu bringen. Und es ist auch gar nicht nötig. Dasselbe ließe sich mit Schauspielern und Spezialeffekten bewerkstelligen. Hollywood macht das die ganze Zeit.«
    »Aber das ist nicht echt. «
    »Nein, aber wenn Sie echte Tote vor laufender Kamera haben wollen, gibt es die schon, vollkommen risikolos. Schon mal von Daniel Pearl gehört? Oder dem Yellow Man? Es lohnt einfach nicht die Mühe, den außerordentlichen Aufwand, etwas Neues zu schaffen und einen Markt dafür zu finden.«
    Er hatte recht. Einen Mord zu filmen ist eine Sache. Das Zeug aber an den Mann bringen? Wohl kaum durch Werbung im Anzeigenteil einer Zeitung.
    »Aber davon abgesehen«, sagte Renton, »erinnert mich das an etwas.«
    Ich runzelte die Stirn: »Wie?«
    Er zog die Stirn kraus, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Der Clip. Ich weiß nicht, was es ist. Er erinnert mich an irgendetwas, ohne dass ich sagen könnte, woran.«
    Ich beugte mich vor. »An einen anderen Mord?«
    »Nein, nein. Wenn ich so etwas schon einmal gesehen hätte, würde ich mich bestimmt erinnern. Nein, es ist etwas anderes. Ich weiß nur nicht, was.«
    »Ein Film?«
    »Möglich. Ich weiß es einfach nicht.« Wieder schüttelte er den Kopf, als verwerfe er den Gedanken, und ich lehnte mich enttäuscht zurück.
    Er klang entrückt: »Es fällt mir bestimmt wieder ein.«
    29
    A n jenem Abend fand ich lange keinen Schlaf.
    Rachel lag neben mir. Sie atmete stoßweise, schnarchte sanft und korrigierte ständig ihre Position. Ihren dicken Bauch hatte sie seitlich auf dem Schwangerschaftskissen abgelegt. Hinzu kam, dass es sehr warm war in dieser Nacht, so dass ich stark schwitzte, obwohl ich schon auf der Decke lag. Aber das war es nicht, was mich

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