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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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langsam, vorsichtig, um kein Geräusch zu machen.
    Der Junge steht auf.
    John?
    Pssst. Bleib hier.
    Sein Bruder tritt hinaus auf den Flur – es ist dunkel – und schließt die Tür hinter sich. Er lässt den Jungen im stockdunklen Zimmer allein zurück. Sein Herz rast, er kann kaum atmen. Die Haut an seinem ganzen Körper kribbelt.
    Er hat furchtbare Angst.
    Er will nicht, dass sein Bruder das macht – würde lieber laut schreien. Aber er hat Angst um John. Was auch immer er tut, er hat Angst. Ihr Vater ist unbezwingbar; beide wissen das. Sie stellen sich ihm nicht entgegen. Sie tun nichts gegen ihn. Das garantiert zwar nicht ihre Sicherheit, andersherum aber wäre es noch schlimmer. Sie müssen sich still verhalten, sich verstecken und unbemerkt bleiben, solange es geht.
    Auf keinen Fall aber das tun.

    »Der Schlüssel«, sagt der Polizist. »Was hat John damit gemeint? Der Schlüssel wofür?«
    Der Junge sieht ihn an. Sieht ihm direkt in die Augen.
    Und was der Polizist dort sieht, ist gewiss kein Spott. Denn das wäre völlig abwegig. Niemals kann dieses Kind schon so reif und gescheit sein, dass es ihn verhöhnt. Möglich, dass er lügt – aber ein kleiner Junge würde alles tun, damit seine Lügen unentdeckt bleiben, aus Furcht, jemand könnte sie durchschauen. Er würde sich nicht daran weiden, dass jemand ihn durchschaut hat, und sie beide wissen das.
    Der Polizist bemerkt, dass er zu dem Kreuz an seiner Halskette greift, die sich unter seiner Uniform hervorgearbeitet hat und die er nun ängstlich zwischen den Fingern reibt. Er zwingt sich, sie wieder wegzustecken. Dieses Kind ist nicht böse. Er ist es nicht. Er hat einfach zu viel durchgemacht.
    Aber …
    »Der Schlüssel wofür, Andy?«, fragt Sergeant Franklin. »Wofür?«
    Und mit unveränderter Miene erklärt der Achtjährige: »Der Schlüssel zum Waffenschrank meines Vaters.«

Zehnter Tag
    42
    H aben wir uns schon mal gesehen?«
    Ich sah von der Kaffeemaschine auf. Ich befand mich im Aufenthaltsraum am Ende des Flurs, auf dem sich auch der Einsatzraum befand. Ein winziger Raum, der gerade einmal Platz für ein Spülbecken und Schränke, den Getränkeautomaten, neben dem ich stand, und ein paar abgewetzte Sessel bot, in denen zu sitzen niemand je Zeit hatte.
    Franklin stand im Türrahmen.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
    Er machte einen Schritt in den Raum. »Ich bin mir aber sicher. Es geht mir nicht aus dem Kopf. Seit ich hier bin, hatte ich nur noch keine Möglichkeit, Sie zu fragen. Aber ich bin mir absolut sicher. Woher kenne ich Sie?«
    »Ich hab eben ein ziemliches Dutzendgesicht.«
    Bemüht, mir nichts anmerken zu lassen, deutete ich ein Lächeln an, wandte mich mit Herzklopfen wieder zum Getränkeautomaten um und sah zu, wie das heiße Wasser sich zischend und röchelnd in den dünnen Plastikbecher ergoss.
    »Sie haben nicht zufällig schon mal in Buxton gearbeitet?«
    »Nee. Ich war die ganze Zeit hier.«
    Nie in Buxton gearbeitet.
    Ich bin aber dort aufgewachsen. Mein Bruder und ich.
    Und ja, wir haben uns schon mal gesehen.
    Nachdem der Kaffee schließlich durch war, nahm ich den Becher vorsichtig heraus und blies den Dampf über den Rand. Franklin stand immer noch da und sah mich neugierig, ja geradezu eindringlich an. Seiner Körpersprache haftete etwas an, das ich nicht mochte. Es war nicht wie zwischen zwei Kollegen. Es war wie bei einem Verhör. Als wäre er zu dem Schluss gekommen, dass er mich, wenn schon nicht als Kollegen, dann doch in einer ganz anderen Position irgendwann getroffen haben musste.
    Was natürlich auch so war.
    Der Schlüssel wofür, Andy?
    Der Schlüssel wofür?
    Allerdings hatte ich mich verändert. Das war etwas, woran ich mich klammern konnte. Ich hatte inzwischen einen anderen Nachnamen; Gesicht und Körper waren größer geworden und sahen anders aus. Nur noch rudimentäre Züge erinnerten an den kleinen Jungen, den er vor all den Jahren vernommen hatte – äußerlich jedenfalls. Mir hatte er sich wegen der Umstände und des Eindrucks, den er bei mir hinterließ, unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt, während sein Leben seitdem angefüllt gewesen sein musste mit ähnlichen Vorfällen, die bei ihm in Vergessenheit geraten waren oder an die er sich nur noch dunkel erinnerte.
    Ich sah ihn an.
    Er hatte sich kaum verändert im Vergleich zu damals, vor Jahren, als er mich als Polizist vernommen hatte – damals, als ich noch der acht Jahre alte Junge war. Auf das braune Haar hatte sich vielleicht ein

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