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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Wein, denn im Geschmack des Atems des ganzen Zauberwaldes lagen Erregung und unausgesprochene Versprechungen, wenn auch kein pheromonischer Impuls stark genug wurde, um eine bewußte Ebene zu erreichen, und keiner hielt sich lange genug, um vom Kleinhirn verstanden zu werden. So konnte sich der Geist, der auf diesen ätherischen Brisen trieb, einmal hierhin und einmal dorthin wenden, den Molekülen folgend, auf die er im Augenblick traf, gleich einem monomerischen Film im Sonnenwind.
    Das heißt, sobald ich auf einem Blatt landete, drehte ich meinen Körper in einer Bewegung, die aus der ballistischen Unvermeidlichkeit des Augenblicks zu entstehen schien, die aber dennoch meine vorherige Richtung veränderte, wenn ich mich in einer fließenden Bewegung wieder abstieß.
    Die Bewegung fühlte sich angenehm an; das ist alles, was ich wirklich darüber zu sagen vermag; sie erschien wie ein unvermeidlicher Schritt im Tanz der feinen Blumendüfte in meinem Bewußtsein, im Tanz meines Geistes durch den Wald der Blumen.
     
    Im Laufe des Tages fühlte ich mich immer besser, während ich dem parfümierten Wind folgte, der durch das gelöste Haar meines Bewußtseins strich, und spürte auch eine größere Harmonie mit Guy. Ich war ihm sogar dankbar, daß er mich herausgefordert hatte, seinem mutigen Beispiel zu folgen, denn ich hatte Vertrauen zum behütenden Geist des Bloomenveldts gefaßt.
    Welchen Grund gab es, dem Geist einer pflanzlichen Intelligenz zu mißtrauen, dessen Eigeninteresse ihn dazu gebracht hatte, Essenzen zu entwickeln, mit denen wir uns ergötzten? Warum sollte eine solche Symbiose den Partnern schaden?
    Denn in dem komplexen Parfüm hoch über dem Bloomenveldt konnte man die moralische Neutralität der Blumen schmecken. Wenn, wie der Baba gesagt hatte, das Bloomenveldt irgendwann jedem Geist seine eigene vollkommene Blume bot, folgte dann nicht daraus, daß man nie einer anderen als der Blüte der eigenen Bestimmung verfallen konnte?
    So flatterte ich luftig unzählige goldene Sommerstunden durch die Wipfel des Bloomenveldts, tanzte wie ein munterer Schmetterling fröhlich durch die großen, edlen Blumen.
    Doch als die Sonne den Zenith überschritten hatte und ich mich nach dem Gipfelpunkt meines letzten schwebenden Sprungs durch die psychotropischen Wolken senkte, spürte ich plötzlich den Drang, den Körper zu verdrehen, um mitten in der Luft meine Flugbahn zu verändern, denn plötzlich war ein mächtiger Duft aus dem Hintergrund herangeweht, ein wundervolles Aroma, das mein Kleinhirn eindringlich mit verschwenderischen Versprechungen von vollkommenem Frieden und sexueller Ekstase lockte, als wäre dieser Duft zugleich aus Lotus und ausgesprochen erotischem Moschus komponiert.
    Ich landete etwas unbeholfen auf dem nächsten Blatt, denn mein Versuch, mitten in der Luft den Kurs zu ändern, war nicht sehr erfolgreich verlaufen, ebensowenig wie mein Bewußtsein über mein Tun noch nicht ganz mit der Handlung selbst übereinstimmte.
    Ich sprang wieder los, nicht um eine weite Entfernung zu überwinden, sondern in einem flachen Bogen, der mich, das verstand ich nun, zur Quelle des Duftes bringen würde, wenn auch der Grund für mein Verhalten eine Feinheit meiner Motivationen war, die ich im Augenblick nicht ganz begreifen konnte.
    Ich landete auf einer Fläche aus Blättern, auf der drei Blumen derselben Art wuchsen, jeweils in ein paar Dutzend Metern Abstand. Es waren hohe, röhrenförmige Blumen, deren große und teilweise eingefaltete Blütenblätter lebhaft rosa waren, mit Flecken aus gleichermaßen lebhaftem Preußischblau. Die pollenschweren blauen Köpfe der Stempel lugten ganz oben durch die geschürzten Blumenlippen hervor wie Knospen in der Öffnung eleganter Vasen.
    Dieses botanische Detail enthüllt sich mir erst im Rückblick, denn ich bemerkte damals kaum etwas außer einer überwältigenden Sehnsucht und den Menschen, die sich um die Blumen versammelt hatten.
    Es waren mehr, als wir je zusammen auf dem Bloomenveldt gesehen hatten, mindestens ein Dutzend; an jeder Blume vielleicht vier oder fünf. Die meisten trugen alte, verblichene Kleider und zeigten den übersättigten Gesichtsausdruck, den wir schon so oft gesehen hatten.
    Doch unter ihnen befand sich ein weitaus schönerer Menschentypus – nackt und schlank, vollkommene Exemplare beider Geschlechter unserer Art, die stolz und aufrecht standen und sich mit einer animalischen Anmut bewegten, die bewies, daß sie nie die Kleider oder

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