Kind des Glücks
der Blume und verschlangen die Früchte in großen Bissen; es sah nicht sehr elegant aus, denn sie hielten die ovalen Früchte mit beiden Händen vor die Münder, bissen große Stücke aus der vor Saft triefenden Frucht, so groß, wie ihr Mund sie fassen konnte, und würgten sie beinahe hektisch herunter. Zwei waren dicke Männer, die noch mit lumpigen Fetzen bekleidet waren; ihre Tischmanieren schienen besonders nachlässig und unappetitlich. Doch die anderen beiden, ein männliches und ein weibliches Bloomenkind, die ergonomisch gesehen dieselben Bewegungen mit demselben praktischen Ergebnis machten, schienen nicht unansehnlicher als Moussas, die sich systematisch ihre Beeren vornehmen.
Keiner reagierte auf unser Kommen mit Überraschung oder Flucht oder Gegenwehr; allerdings grüßte uns auch keiner oder bot uns Essen an. Kurz gesagt, trotz des Erscheinens von uns bizarren Fremden fuhren sie fort, in der gleichen, still besessenen Weise die Früchte zu verschlingen.
»Hast du ein brillantes Bonmot zur Hand, Guy? Ich muß gestehen, daß mir die rechte Gesprächseröffnung für diese sozialen Kreise fehlt.«
Guy zuckte die Achseln. »Gute Manieren sind offenbar überflüssig.« Und indem er es sagte, schob er das Gesicht zu einem der dicken Burschen vor und sprach laut, nachdrücklich und langsam, wie man sich an ein sehr junges Kind oder einen störrischen Papagei wendet. »Der… Duftgarten… wir… suchen… den… Duftgarten… kennt… ihr… den… Duftgarten?«
Der Mann richtete immerhin den Blick von der Frucht auf Guy, wenn er sich auch nicht aus dem Rhythmus seines Kauens bringen ließ.
»Der Duftgarten! Der Duftgarten!« sang Guy, indem er mir winkte, seine Bemühungen zu unterstützen. »Der Duftgarten! Der Duftgarten!«
Schließlich, nach einer ganzen Weile, bekam unser Gesang ein spärliches Echo, etwa so, wie dieselbe Prozedur einen sprechenden Vogel zur Nachahmung bewegt oder den Wortschatz eines Kindes vergrößert hätte. »Der Duftgarten… Duftgarten…« Doch statt auf das neue Wort zu antworten, stellte der Mann rasch blinzelnd sein Kauen einen Augenblick ein und schien sich zu bemühen, den Klang einer fernen Erinnerung zurückzugewinnen.
»Der Duft garten«, sagte ich betont, und dann ergänzte ich den Rhythmus um zwei weitere Takte. »Wir suchen den Duft garten…«
»Wir… suchen… den… Duft garten… suchen… den… Duftgarten… suchen… den… Duftgarten… suchen… den… Duftgarten…«
Langsam schien sich in seine papageienhafte Wiederholung der Silben eine Bedeutung zu schleichen, und in seine Augen kehrte ein trübes Bewußtsein zurück. Er hatte jetzt zu essen aufgehört, und die tropfende Frucht lag unbeachtet in seiner Hand. »Suchen den Duftgarten«, sagte er entschiedener, während er fast unmerklich nickte, als stimmte er der Weisheit dieses Planes zu.
Nachdem er unserem Unternehmen seinen Segen gegeben hatte, schien es, als hätte er sich ausreichend mit dieser Angelegenheit befaßt, denn er wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Verschlingen der purpurnen Frucht zu.
»Der Duftgarten!« schrie Guy, indem er den Burschen an den Schultern schüttelte. »Wo ist er?«
Der dicke Kerl schien dieses ungebührliche Benehmen nicht übelzunehmen; ebensowenig schenkten uns seine Tischgefährten mehr Aufmerksamkeit, als sie es zuvor bei unseren verbalen Anstrengungen getan hatten. Wirklich, der Bursche schien sogar etwas wie ein Lächeln aufzusetzen.
»Bloomen kinder… Bloomen kinder…«, sang er, indem er unsere Aufmerksamkeit mit einem Blick auf die Exemplare derselben lenkte.
»Die Bloomenkinder fragen?« erkundigte Guy sich. »Die Bloomenkinder fragen? Willst du mir das sagen – die Bloomenkinder fragen?«
»Die Bloomenkinder fragen! Die Bloomenkinder fragen!« sang der Bursche; nachdem er uns diesen Rat erteilt hatte – falls es ein solcher war –, wandte er sich wieder seiner Frucht zu und ließ sich auch durch Rufe und Schütteln nicht wieder stören.
Ich wandte mich achselzuckend an das nächste Bloomenkind, eine hübsche Frau mit straffer Bronzehaut, fließendem langem Haar, einem verzückten Lächeln und strahlenden, leeren blauen Augen. »Wir suchen den Duftgarten«, sagte ich. Ich kam mir ziemlich dumm vor. »Weißt du wirklich, wo er ist?«
Der Klang meiner Stimme veranlaßte sie, mich einen Augenblick anzusehen, doch wenn es nach der bewußten Antwort ging, die ich in ihrem entrückten, ruhigen Gesicht sah, dann hätte ich mich auch an
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