Kind des Glücks
Existenz.
Jedenfalls bis eine Blume sich anders entschied.
Ich kauerte auf den dicken, weichen Blütenblättern einer weit geöffneten, rosafarbenen Blüte und verschlang zusammen mit einigen anderen berauschten Bloomenkindern große, blaue, ovale Früchte, als die Winde des Verlangens wechselten und mit ihnen die Natur meines Wesens.
Ein blutwarmes, rosiges Parfüm schien direkt durch mich hindurchzuwehen, löste meine genießerische Besessenheit auf, als seine ersten Moleküle ins Willenszentrum meines Gehirns sickerten; plötzlich verblaßten Geruch, Geschmack und die Freuden des Speisens zu schwachen Abstraktionen, die kaum noch zu existieren schienen.
Denn nun waren Berührung und Gefühl die sensorische Krönung meines Wesens. Meine Haut wurde eine Schnittstelle empfindsamer Nervenzellen, die darum flehten, gestreichelt zu werden; mein Mund sehnte sich danach, sich mit warmem, weichem Fleisch zu füllen, und meine Lenden brannten in einem lustvollen Feuer, das die Unbedingtheit und die Dringlichkeit eines lebensgefährlichen Durstes annahm.
Ich war mit dieser plötzlichen Verwandlung in ein feuriges Wesen voller polymorpher Lust nicht allein. In weniger Zeit, als das Nachdenken darüber erfordert hätte, hatte ich mich auf den nächstbesten männlichen Körper geworfen, riß das notwendige Loch in den Stoff meiner Hose und drückte den Feuerkreis meines Joni auf ein Lingam.
Doch es reichte nicht. Saugend und tastend legte ich die Lippen um die erste phallische Frucht, die ich zu fassen bekam, und sog sie bis zur Wurzel ein. Vraiment, meine untere Öffnung wurde zu meiner lebhaften Zufriedenheit aufgebrochen, und ich fühlte Münder an meinen Nippeln, Hände und Zungen im Kreuz und auf den Schenkeln, und dann existierte nichts mehr außer einem roten Nebel, der alle meine Sinne erfaßte, und einer endlosen Folge vielfältiger Höhepunkte, die immer und immer weitergingen.
Vraiment, mehr als Anstand und Scham verbietet mir, die Vielfalt, die Dauer und den Wechsel der immer wieder veränderten tantrischen Figuren näher zu beschreiben; doch ich nahm aktiv und begeistert an ihnen teil, denn um ehrlich zu sein, ich war in einem zeitlosen und bewußtlosen Reich verloren, in dem sogar der Unterschied zwischen dem Fleisch und der Befriedigung desselben völlig aufgelöst war.
Unnötig zu betonen, daß dieser Zustand eine Weile vorherrschte, um dann mit derselben Plötzlichkeit aufzuhören, mit der er begonnen hatte. Ein kühler pheromonischer Wind wehte durch mich, wie die kalte, kristallene Klarheit der Leere zwischen den Sternen, und auf einmal schwand jegliches Gefühl aus meiner Haut und den kundalinischen Spalten meiner erotischen Stellen; alles, was noch existierte, war ein entkörperlichter Geist, der das absolute, verzückte Nichts suchte.
Dieser Geist fand sich von einem tauben, fleischlichen Automaten transportiert wieder, von dem er unter der Lavendelglocke abgelegt wurde, wo vier weitere Bloomenkinder bereits lagen und reglos in den klaren, wolkenlosen Himmel hinaufstarrten.
Die Zeit blieb stehen. Alle Geräusche schliefen ein. Geruch, Geschmack und Tastsinn, das Empfinden für meinen eigenen Körper verblaßten. Ich war nichts als ein leerer Behälter der Raumzeit, der gebannt in ein ebenso vollkommenes, gestaltloses, himmlisches Mandala des stillen Nichts blickte. Ich war eins mit dem Bloomenveldt. Ich hatte die bewußtlose Vollkommenheit der klaren, blauen Leere erreicht.
21
Blau, blau, blau, blau… eine endlose, maßlose, zeitlose Vollkommenheit in Blau…
Und doch nahm schließlich etwas, falls man in einem solchen Zustand überhaupt in Zeitbegriffen sprechen kann, eine Störung im klaren blauen Nichts seines Wesens wahr.
Gelb… bewegte sich da nicht etwas Gelbes kaum merklich durch das Blau…?
Es begann Substanz und eine Form anzunehmen… ein feuriger, gelber Kreis, umgeben von Strahlen aus derselben Farbe… wie ein von einer Korona aus glühendem, goldenem Haar umgebenes Gesicht… wie der kreisrunde Eingang in einen langen Tunnel aus Licht… an dessen Ende… an dessen Ende…
Ein Geist schien zögernd zum Leben zu erwachen, was heißen soll, daß, genau wie die klare blaue Leere durch den goldenen Lichtkreis gestört worden war, die Vollkommenheit des Nichtseins nun durch ein Verlangen gestört wurde, einen Tropismus, einen formlosen Drang, dem Gelb aus dem Blau zu folgen und… und…
Doch dann wurde der goldene Kreis dunkler und orange, während er durch die
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