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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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und noch intimere Knotenpunkte der Kundalini-Energie erreichen konnte, wurde er rasch in so verzückte Höhen versetzt und dort gehalten, daß ich sicher war, die Kredite verdient zu haben, falls ich nicht in den Armen eines Gauners und Schurken lag.
    Außerdem erlebte ich eine Freude, die etwas völlig anderes als die Erwartung meines Verdienstes war. Einmal wird ein Mann, der die Ekstase des vollen kundalinischen Erwachens gewährt bekommt, ein unermüdlicher und selbstloser Geliebter, und zweitens besitzt die erste Darbietung für einen tantrischen Künstler immer einen gewissen spirituellen Reiz, und was von allem vielleicht das beste war, ich konnte mich zum erstenmal in meinem jungen Leben in dem Gefühl sonnen, für das Erhaltene einen echten Gegenwert zu liefern, wirklich zu arbeiten und meine Arbeit gut zu tun.
     
    Vraiment, solch ernsthafte und mächtige, wenn auch nicht völlig makellose Handwerkskunst blieb nicht ohne gerechte Belohnung, was heißen soll, daß ich ihn bis an den Rand völliger Erschöpfung erfreute, worauf er bereitwillig und dem Handel entsprechend mit mir zur Rapid-Station zurückkehrte und mich großzügig auf den Weg schickte.
    Und so, dank der Umsicht meines Vaters, meiner eigenen Tapferkeit und dem ersten Stück ehrlicher Arbeit, das ich in meinem Leben vollbracht hatte, tauchte ich wenige Minuten später aus einer Rapid-Station wieder auf, die in einer großen, einzeln stehenden Statue verborgen war. Das Standbild ahmte direkt neben dem bunten Baldachin des prächtigen Regenbogens ein Stück grober, primitiver Kunst nach.
    Die Umgebung, in der ich mich nun befand, war ein Bezirk mit wunderschönen Türmen auf einer Alpenwiese zwischen zwei völlig unterschiedlichen Gebirgszügen. Zu meiner Rechten funkelten und blitzten zackige Wüstengipfel in heller Mittagssonne, und ein mächtiger Katarakt ergoß sich über die höchste Klippe, krachte unter gewaltigen Schaum- und Dunstschleiern in ein felsiges Flußbett. Links befanden sich grüne, bewaldete Hügel, mit Villen und Häusern übersät, die mich irgendwie an die Oberstädte von Nouvelle Orleans bei einbrechender Dämmerung erinnerten, wenn die Lichter der Menschen noch die vereinzelten Sterne überstrahlten. Über dem fernen Höhenzug lag sogar eine Nebelbank.
    Das dazwischen im Nachmittagslicht liegende Tal wurde von einem gewaltigen, übernatürlich strahlenden Regenbogen überspannt, der sich aus dem Dunst am Fuß des Katarakts zu erheben schien und den Himmel durchmaß, um in der Nebelbank hinter den bewaldeten Hügeln zu versinken.
    Die Architektur der weiten, städtischen Gegend unter dem Regenbogen war auf ihre Art nicht weniger extravagant als der Stil der Landschaft, in der sie sich befand. Das Stadtbild wurde von Dutzenden hoher, irgendwie organisch geformter Türme aus vielfarbigem Glas mit fließenden Umrissen geprägt; sie verschmolzen und gingen wirbelnd ineinander über, als spiegelte sich der Regenbogen in einem Ölfleck, der über Eisbergen ausgekippt worden war. Die untersten Stockwerke dieser Gebäude waren allen Arten von Restaurants, Tavernen, Boutiquen und Cafes vorbehalten, die zum Straßenleben offen waren; die Straßen selbst waren nicht mit Stein und auch nicht mit Gold gepflastert, sondern mit einem moosähnlichen Gras, in dem Arabesken aus dazwischen gemischtem Grün, Rot, Blau und Gelb lagen.
    Außerdem waren die Straßen stark mit Fußgängern bevölkert – das übliche Gedränge der Edojin mit ihren gefärbten Häuten, bizarren Frisuren und extravaganten Kleidern; doch außerdem gab es zahlreiche Imbißverkäufer, Straßenmusiker, Schmuckhändler und so weiter, die mit dem Vielfarbigen Gewand der Gypsy Joker bekleidet waren.
     
    Nachdem ich energisch und kühn so weit gekommen war, mußte ich nun erheblich vorsichtiger sein; jedenfalls schien es mir angebracht, nicht zuviel Aufmerksamkeit zu erwecken, ehe ich mit dem Terrain vertraut war und mir einen Plan zurechtgelegt hatte. Wenn ich an mein einziges Erlebnis mit den Manieren des Stammes gegenüber den ärmeren Kindern des Glücks dachte, schien es sinnlos, mich einfach an den nächsten Gypsy Joker zu wenden und um ein Gespräch mit Pater Pan zu bitten – und ebensowenig würde es mir etwas anderes außer einer groben Zurückweisung einbringen, wenn ich ihr Lager fand und ihnen großzügig verkündete, daß ich als neues Stammesmitglied und Geliebte ihres Domo zur Verfügung stünde. Obwohl ich durch meinen Triumph in der Rapid-Station ermutigt

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