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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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außer Kraft zu setzen, war es wahrscheinlich ein permanentes und kein vorübergehendes Phänomen. Weiterhin, wenn man die Vorliebe der Edojin für Ausgefallenes berücksichtigte, gab es auf dem ganzen Planeten vielleicht nur einen einzigen…
    Er würde nicht schwer zu finden sein. Ich mußte nur meinen Chip in den Schlitz der nächsten Blase stecken, die Liste mit »Meteorologischen Phänomenen« anfordern, und -
    Merde!
    Ich brauchte Kredit auf meinem Chip oder wenigstens ein paar Münzen Ruegelt, um sie dagegen einzutauschen. So aber führte meine brillante Schlußfolgerung zu einem einzigartigen Zustand der Frustration!
    An diesem karmischen Knotenpunkt – oder vielleicht auch aus reinem Zufall – kreuzte das Schicksal meinen Weg, indem es einen Katalysator in Gestalt eines Mannes sandte, der fähig war, meinen Zustand verlorener Ohnmacht in eine furchtlose – um nicht zu sagen mutige – Entschlossenheit zu verwandeln, so daß ich meines eigenen Glückes Schmied zu werden konnte, indem ich das einzige Ding einsetzte, über das ich noch verfügen konnte, nämlich den Ring, der die tantrische Kraft verstärkte.
    Ein Mann mit blaßweiß bemalter Haut, der ganz in grünen Samt gekleidet war, hatte die Station betreten und wollte sich gerade in eine Blase in der Nähe setzen. Seine persönlichen Eigenarten waren jedoch völlig unwichtig, denn die Allgemeinheit seines Geschlechts war es, die mich zum Handeln bewegte – war dies nicht ein Mann meiner Rasse, und war nicht endlich die Zeit gekommen, die Kraft des Ringes, den mein Vater mir über den Finger gestreift hatte, an ihm zu erproben und zu sehen, ob Moussa wirklich die Tochter von Shasta und Leonardo war?
    Ich drückte auf den Fühler und nahm meinen Mut zusammen, sprach den Mann an, der die Annäherung einer unverkennbaren Bettlerin mit einer abwehrenden Grimasse kommentierte. »Entschuldigen Sie, guter Herr, darf ich vielleicht – «
    »Ruegelt für Kinder des Glücks arimasen! Raus, Göre!«
    Diese Reaktion kam nicht ganz unerwartet; au contraire erlaubte sie es mir, ihm sachte eine Hand auf die Grenzlinie zwischen Hals und Schlüsselbein zu legen, um ihn höflich zurückzuhalten. Ich lachte freundlich und sagte: »Sie verkennen meine Absicht. Ich will keine Almosen, sondern ich bitte Sie um Ihre Hilfe bei einer Wette, die Sie keinen einzigen Kredit kosten wird.«
    »Eine… Wette…?« stammelte er, während er mit einem geändertem Ausdruck zu mir aufschaute, der nicht ausschließlich das Ergebnis meiner Worte zu sein schien, denn unter seiner Alabasterhaut war deutlich ein roter Schimmer zu sehen.
    »Ganz genau«, sagte ich, indem ich den Daumen nach oben schob und einen empfindlicheren Punkt zwischen Kiefer und Kehle berührte, »der Gegenstand der Wette ist, ob es auf Edoku einen Regenbogen gibt oder nicht.«
    »Je ne… wakarimasen… weiß nicht…«, stotterte er, ohne meinem Blick auszuweichen, während er etwas dümmlich zu gaffen begann. Ich dagegen blickte rasch zum Schritt seiner Hose und vergewisserte mich durch harte Tatsachen, daß die Erprobung der raffinierten Erfindung meines Vaters bisher wie gewünscht verlief.
    »Ah, aber dies hier weiß es, was?« sagte ich, indem ich mich über den Sitzenden beugte, die Hand von seiner Schulter nahm und den Handrücken wie zufällig über seinen Schenkel streifen ließ, als ich die Handfläche auf den Bildschirm der Blase zu bewegte; en passant konnte ich spüren, wie sein ganzer Körper zuckte. »Es würde Sie nichts kosten, Ihren Chip einzulegen und nachzufragen, und da ich leider an einer vorübergehenden Flaute leide…«
    Er musterte mich mit einem Gesicht, in dem ich deutlich den Widerstreit zwischen zynischem Intellekt und dem natürlichen Verlangen ablesen konnte. Einerseits mußte er nun erkennen, daß er tatsächlich von einer Art Bettlerin angesprochen worden war, doch andererseits informierte ihn sein Ungarn, daß selbige eine plötzliche und ursprüngliche Lust in ihm erzeugte, die dieses unschuldige junge Wesen, soweit er wußte, nicht vorsätzlich hervorgerufen hatte. Es brauchte nur einen kleinen Akt der Kühnheit, um meine Position zu festigen; Leonardos Fähigkeiten als Zauberer der persönlichen Verstärkung sollten sich bestätigen.
    Ich setzte den allerschönsten, unschuldig bettelnden Kinderausdruck auf, den ich unter den Umständen hinbekam. »Oh, bitte!« schmeichelte ich, indem ich ihm bittend eine Hand auf die Wange legte, wie es ein Kind tun mochte, das seinen

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