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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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gleichen Geistes, du und ich«, fuhr Pater erbarmungslos fort. »Was für ein Mann, was für ein falsches Kind des Glücks wäre ich, wenn ich einer Geliebten erlaubte, sich an mich zu binden und auf diese Weise genau den Geist zu verlieren, den sie in mir liebt, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin? Vraiment, daß sie schon nach den ersten Schritten auf der Zauberstraße ihr sogar ganz den Rücken kehrt?«
    Er lächelte. Er nahm meine Hände in seine. »Statt dessen wollen wir ein Abkommen unter gleichen Geistern schließen, zwischen einem Gypsy Joker und einem anderen. Nimm aus der Hand eines Geliebten diesen Karneval, Edoku und alle Menschenwelten. Laß mich deinen Geliebten sein und dich meine Geliebte, aber leb das Leben, das ich gelebt habe, werde dem Geist, den wir teilen, gerecht. Esse, trinke, nimm Drogen, wandere, lerne, erlebe Abenteuer, wage alles, nimm dir zehn Geliebte, hundert, tausend, wetteifere mit dem großen Pater Pan und werde nicht meine Frau, sondern ein wirklicher Trost meines Herzens! Denn was verliere ich dadurch? Welche Substanz nimmt damit ab? Und du hast Welten zu gewinnen, die ich bereits kenne. Also erlaube mir, dir ein Geschenk zu machen, das größer ist als das, was du suchst, chère Moussa, die Gabe der Freiheit als meine Geliebte und als ein gleicher Geist. Und versuche du umgekehrt, nicht den meinen zu fesseln.«
    Ich zitterte unter seiner Hand, ich wußte nicht, was ich erwidern sollte, denn der größere Teil in mir wollte dieses weise und edle Wesen in die Arme nehmen, während die Schlange des Intellekts in meinem Ohr flüsterte, daß ich irgendwie nur das letzte Opfer dieses Meisters der aufrichtigen Lüge war.
    »Nun?« sage Pater. »Was wählst du? Schwester und Bruder desselben freien Geistes? Oder Geizhälse im Herzen?«
    So gefragt war die Antwort bereits gegeben. Selbst jetzt, mit der Weisheit des Rückblicks, lange Jahre und viele Geliebte später, finde ich immer noch keinen Makel in dieser unausweichlichen logique d’amour. Und ebensowenig kann ich mich von der völlig unlogischen Überzeugung lösen, daß es einen solchen gibt.
    Ich schüttelte wehmütig den Kopf, erkannte an, daß ich mich in der Gegenwart eines perfekten Meisters befand; nur von was, wußte ich nicht sicher. »Du hast die Zunge eines Engels und die Schläue einer Schlange«, sagte ich. »Warum nur, nachdem ich es weiß, vertraue ich von ganzem Herzen einem solchen Monster?«
    Pater lachte. Er umarmte mich und küßte mich auf die Lippen. Mit einem gewaltigen, erleichterten Seufzer kuschelte ich mich in seine Umarmung. »Weil hinter dem Mythos und der Flunkerei des großen Pater Pan nichts Dunkleres steckt als die Seele eines kleinen Jungen.«
     
    In dieser Nacht schlief ich in den Armen Pater Pans, oder besser, er sank in meiner Umarmung in einen unschuldigen Schlummer, nachdem wir eine etwas kürzere passage d’amour als unser erstes mächtiges Duett hinter uns gebracht hatten, die dennoch dazu diente, meine geheimnisvolle tantrische Meisterschaft über sein Fleisch und meine Vorrangstellung zu festigen, und so unseren bizarren »Handel zwischen gleichen Geistern« bekräftigte.
    Vraiment, in den folgenden Tagen und Wochen schliefen wir recht häufig zusammen; und wenn ich alle Hoffnung aufgegeben hatte, die einzige Gefährtin des großen Meisters zu sein, so konnte ich mich doch zumindest mit dem Eingeständnis trösten, das ich seinen keuchenden Lippen mit der Hilfe des Fühlers entriß – daß ich, wann immer der Geist mich dazu bewegte, ihn nicht nur erfreuen konnte wie keine andere Geliebte, sondern ihn bezwingen und mit einem Übermaß an Vergnügen überwältigen konnte, diesen männlichsten aller Liebhaber, bis er erschöpft keuchte und rief: »Genug!«
    Nachdem ich mich in meinem und seinem Bewußtsein im offenen Wettbewerb als die geheime Meisterin des Gegenstands weiblicher Begierde etabliert hatte, begann ich die Weisheit des Paktes zu schätzen, den er mir aufgezwungen hatte. Wenn ich auch zuerst schmollte und Trübsal blies, wenn ich Pater in inniger Umarmung mit anderen sah, so begann ich doch bald eine gewisse Befriedigung aus diesem erotischen Wettbewerb zu ziehen, in welchem ich, dank Leonardos Erfindungsgeist, einen gewissen, wenn auch nicht ganz sportlichen Vorteil besaß.
    Als auf diese Weise mein Vertrauen auf meine eigene erotische Kraft wiederhergestellt war, gewann ich abermals den Geist jener Moussa Shasta Leonardo zurück, die auf ihre eigene junge Art keine

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