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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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mein Verdacht bestätigt, dann hast entweder du selbst den Kelch unbrauchbar gemacht, oder .
    - Oder?
    - ... jemand, der dir nahesteht.
    - Das eine ist so abstrus wie das andere.
    - Vielleicht. Wir können es herausfinden - indem du die Sperre mit deinem Geist zu durchdringen versuchst.
    - Du begleitest mich?
    - Nein! Ich habe es schon versucht - und wäre dabei fast ... absorbiert worden.
    Lilith verharrte für unbestimmte Zeit in solcher Passivität, daß es fast einer Ohnmacht gleichkam. Schließlich fragte sie, immer noch bestürzt: Und dieser Gefahr soll ich mich nun aussetzen? Das wäre es dir wert, nur um endlich wieder neue Vampire zeugen zu können?
    - Wir reden nicht von irgendwelchen Vampiren, sondern einer neuen, nur auf dich und mich zurückgehenden Familie.
    - Worin bestünde dein Anteil und Risiko?
    - Ich vollziehe das Ritual und gebe von mir, was ich schon als Hüter bei jeder Zeremonie einbrachte: meine Seele!
    - In jedem Kelchkind ist ein bißchen Seele des jeweiligen Hüters? fragte Lilith verblüfft.
    - Unbewußt. Aber der Tag sollte kommen, da es sich in den Vordergrund gedrängt hätte.
    - In der Hohen Zeit?
    - In der Hohen Zeit.
    - Und was hätte dieses »bißchen Seele« bewirkt?
    - Es hätte uns Macht und Augen verliehen. Den Einblick in jedes unserer Kinder, wo auch immer es sich gerade aufgehalten hätte.
    - Wie in Mayab? Lilith schwindelte plötzlich. Die Erinnerung an die in einer »Blase« aus Kelchmagie eingekerkerten Vampir-Tyrannen und ihre menschlichen Untertanen war noch frisch. Und schmerzvoll.
    - Wirst du es versuchen? fragte Anum, ohne darauf einzugehen. Ich
    würde dir beistehen, falls ich unrecht haben sollte und die Sperre auch auf dich feindselig reagiert.
    - Versprichst du es?
    - Ich verspreche es.
    - Und auch, daß du nie mehr eine Taufe vollziehen wirst, wenn ich scheitere?
    - Ja. Wenn du im Gegenzug versprichst, dein Blut für künftige Taufen zu geben, wenn es gelingt .
    Trotz eines unguten Gefühls, trotz der Ahnung, womöglich einen furchtbaren Fehler zu begehen, willigte Lilith in den Handel ein, der dem Teufel selbst zur Ehre gereicht hätte .
    *
    Rahel fühlte Davids Hand an ihrem Arm. Er rannte los und riß sie förmlich mit sich. Ohne eine Erklärung. Aber die war auch nicht nötig. Rahel verstand seine Absicht stumm und gab ihren reflexartigen Widerstand sofort wieder auf. Bevor sie mit ihrem Bruder aus der Wohnstube im zweiten Stock des Elternhauses hetzte, warf sie noch einen furchtsamen Blick über die Schulter.
    In Richtung der Frau, die mit ihnen gesprochen hatte.
    Lilith - ja, Lilith war ihr Name. Rahel war ihr nicht erst in den Katakomben der Stadt, dem unterirdischen Labyrinth der Gänge und Schächte und Räume begegnet, sondern schon vorher - in diesem Haus!
    Für die Dauer eines Herzschlags fragte sich das Mädchen, ob Lilith es aufrichtig mit ihnen meinte, oder ob sie aus purer Berechnung die Unterhaltung mit den Waisen gesucht hatte.
    Rahel blieb abrupt stehen. Noch vor dem Passieren der Tür. Waisen . Das Wort traf sie bis in die Wurzeln ihrer Seele.
    David fluchte. »Was ist? Bleib nicht stehen! Begreifst du immer noch nicht ...?«
    Er zerrte fast brutal an ihrem Arm.
    Hinter ihnen spielte sich eine ebenso unglaubliche wie gespenstische Szene ab.
    Ein purpurfarbener Wirbel rotierte um die in ein hautenges Kleid gehüllte Frau. Der Wirbel war über eine »Schnur« mit der Kammer verbunden, deren Tür immer noch verschlossen, die zugleich aber auch durchlässig für das Phänomen war, das Lilith geisterhaft umgarnte.
    Als Rahel klar wurde, daß sie noch Stunden hier hätte stehen können, ohne die Natur dieses Geschehens zu durchschauen, gab sie ihre Erstarrung auf. In halsbrecherischem Tempo hastete sie mit David die Treppe hinunter in den Gang, von dem aus jeweils eine Tür ins Geschäft, in den Keller, den Hof und hinaus auf die Straße führten!
    David orientierte sich zur Vorderfront des Gebäudes.
    Rahel folgte.
    Doch dann zerrten sie vergeblich an der Haustür. Zuerst glaubten sie, sie sei abgeschlossen. Aber der Schlüssel steckte, und ihn zu dre-hen änderte nicht das Geringste daran, daß die Tür blockierte!
    »Egal!« David stürmte zur Hoftür. Doch dort erlebten sie dasselbe Dilemma.
    Der Laden!
    Die Zwischentür in den Geschäftsraum, wo sämtliches Gemüse in den Auslagen welkte, war noch problemlos zu öffnen. Die ins Freie führende Ladentür nicht. Obwohl auch da der Schlüssel steckte und sich drehen ließ, so

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