Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
seiner Zukunft kamen. Einige blieben ihm erhalten, andere vergingen wieder. Ihm wurde klar, dass das notwendig war, dass das alles dazugehörte, seine Identität neu zu schaffen. Enthüllungen kamen in der Gestalt kleiner Berührungen, in der Gestalt von Fingerabdrücken seines Lebens, das verging. Aber als die Vergangenheit an Ort und Stelle war, blieb die Zukunft immer noch fließend und konnte nicht vollkommen definiert werden. Er verstand, warum das so war, und ließ sich davon nicht beunruhigen.
    Als es zu Ende war, kam seine Mutter wieder, beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen, ihn noch einmal zu trösten, ihn ihre Präsenz spüren zu lasen, die sie ihm nie wieder nehmen würde.
    Verlass dich auf mich, flüsterte sie ihm zu, bevor sie verblasste.
    Mutter, rief er.
    Ja, das Wesen seines Erwachens war ihm vollkommen klar – die Visionen und Stimmen, die Geschichte seiner Geburt und seiner Mutter, die aufregende Reise, die vor ihm lag. Er verstand sogar zum ersten Mal, was zwischen Cheney und ihm geschehen war, als die Wunden des sterbenden Hundes rätselhafterweise in seiner Gegenwart heilten. Als Zigeunermorph, als ein Geschöpf magischen Ursprungs, verfügte er über eine gewisse angeborene Fähigkeit zu heilen. Warum diese Fähigkeit sich nie zuvor gezeigt hatte, verwirrte ihn allerdings.
    Aber was ihm nicht klargemacht wurde, was er nicht verstand, war das, was nun von ihm erwartet wurde. Er saß in dieser Zelle fest und hatte nur noch wenige Stunden zu leben. Logan Tom hatte ihm beim Abschied gesagt, dass er zurückkommen würde, dass er ihn nicht sterben ließe. Aber Hawk war sich nicht sicher. Logan Tom schien nicht stark genug zu sein, um Wände und Türen aus Beton und Stahl niederzureißen. Er schien nicht stark genug zu sein, um sich gegen alle Bewohner des Lagers stellen zu können. Er war nur ein einziger Mann, und ganz gleich, wie gut er es auch meinte und wie entschlossen er war, wie furchterregend seine Fähigkeiten sein mochten, es schien ganz unmöglich zu sein, dass er das Notwendige tun konnte.
    Aber Hawk hatte in den Visionen seine Zukunft gesehen, und sie endeten nicht mit seinem Tod am Fuß der Lagermauern. Damit diese Zukunft sich bewahrheiten konnte, würde er aus dem Gefängnis ausbrechen müssen.
    Sollte er das alleine machen?
    Er versuchte, es zu verstehen, zu einem Schluss zu kommen, was er tun sollte. Aber ihm fiel einfach nichts ein. Falls ihm wirklich Magie zur Verfügung stand, so wusste er nicht, wie er sie nutzen sollte. Er kam wieder auf das Bild seiner Mutter zurück, die diese vier kleinen Worte sprach. Verlass dich auf mich. Aus einem Grund, den er nicht erklären konnte, bildeten sie ein mächtiges Netz des Glaubens, das ihn einfach nicht losließ. Aber wie wollte seine Mutter ihm helfen? Und wie sollte er seinerseits Tessa helfen?
    Er fand keine Antworten. Er steckte die Fingerknochen in die Tasche und lehnte sich zurück, erschöpft von allem, was geschehen war. Vielleicht, dachte er, würde Logan Tom ihn ja wirklich herausholen. Vielleicht musste er sich nur auf ihn verlassen, wie seine Mutter sagte.
    Aber er war machtlos in dieser dunklen Zelle, hinter diesen Lagermauern und in den Händen von Menschen, die ihn hassten und fürchteten. Er fühlte sich nicht wie etwas Besonderes, wo auch immer sein Ursprung liegen mochte. Er war nur jemand, der versucht hatte, ein Heim und eine Familie zu finden, in die er gehörte.
    Was mehr sollte er sein?
    Verlass dich auf mich, hörte er das Flüstern seiner Mutter ein letztes Mal.
    Dann schlief er ein.
    * **
    Logan Tom stand mit Panther im tiefen Schatten des Eingangs eines Hauses am Pioneer Square. Die anderen befanden sich oben und waren immer noch mit Vorbereitungen für den Aufbruch beschäftigt. Als Owl ihn über ihre Pläne informiert hatte, war Logan ganz ihrer Meinung gewesen: Was auch geschah, es wurde Zeit für sie aufzubrechen. Sie hatte ihm von dem riesigen Tausendfüßler erzählt, einem Geschöpf, von dem er noch nie gehört hatte, ganz zu schweigen davon, dass er jemals einem begegnet wäre. Zu viele seltsame Geschöpfe traten in die Welt, und Logan wusste, was das bedeutete. Wenn es in Zukunft Zivilisation geben sollte, wenn es Menschen geben sollte, wurde es allmählich Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie das alles bewerkstelligen wollten.
    »Du wirst Folgendes tun«, sagte er jetzt zu Panther. »Sobald wir in Sichtweite des Lagers sind, wirst du zum Haupttor gehen und anfangen zu schreien,

Weitere Kostenlose Bücher