Kinder der Apokalypse
und riss sie wieder hoch. Er sah ihr in die Augen. Sie zitterte am ganzen Körper, konnte sich aber nicht abwenden.
»Wo hat die Ritterin des Wortes sie hingebracht?«, fragte er.
»Bitte«, flüsterte die Frau.
Er gab ihr noch einen Moment, dann brach er ihr das Genick und warf sie beiseite. Dann griff er nach unten und zog den Mann hoch. »Kannst du mir sagen, wohin sie gegangen sind?«
»Durch die Tunnel … die zur Straße führen«, keuchte der Mann. Ein Auge war ausgerissen, das andere zugeschwollen. Sein Gesicht war eine blutige Maske. »Sie sagte uns voraus … dass das hier geschehen würde. Wir … hätten auf sie hören sollen.«
»Ja, das hättet ihr.« Er ließ den Mann fallen und sah Arien an. »Wo sind diese Tunnel?«
Arien zuckte mit den Achseln – ein Schulterzucken zu viel für Findo Gask. Schnell wie eine Schlange schoss seine Hand vor, packte die Kehle des anderen und begann zuzudrücken. »Vielleicht solltest du besser einen Suchtrupp organisieren, der sich in die unteren Ebenen des Lagers begibt und sie findet.«
Er betonte jedes Wort, ohne die Stimme zu heben, dann warf er den unglücklichen Arien neben den angeketteten Gefangenen. »Vielleicht sollte ich auch dafür sorgen, dass du den Platz mit ihm tauschst. Vielleicht werde ich das sogar tun, wenn du diese Kinder nicht findest.«
Arien kroch auf allen vieren in Sicherheit, dann stand er wieder auf und taumelte davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Findo Gask ließ ihn gehen. Die Kinder waren ihm gleich. Es gab immer andere Kinder. Was ihn interessierte, waren Disziplin und Gehorsam. Was ihn interessierte, war der Respekt, der aus der Angst entstand. Wenn sie ihn für weich oder unentschlossen hielten, würden sie ihn zerreißen.
Diese Gefahr bestand immer.
Und wo, fragte er sich plötzlich, steckte eigentlich Delloreen?
* **
Angel brauchte lange Zeit, um die Stadt zu verlassen. Sie war zu verwundet und zu müde, um sich schnell bewegen zu können, so zerschlagen von ihrem Kampf mit der Dämonin, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Wenn sie jetzt einem anderen Dämon begegnete oder auch nur einer Gruppe von Einst-Menschen, würde sie vielleicht nicht die Kraft haben, sich gegen sie zu wehren. Also hielt sie sich in den Gassen und Schatten, umging alles, was gefährlich aussah, und sammelte, was sie an Kraft aufbringen konnte, um Helen und die Kinder einzuholen. Mehr als einmal schaute sie zurück, um zu sehen, ob die Dämonin aus dem Hotel ihr folgte. Sie hatte nie zuvor etwas so Wildes erlebt. Dass sie weiblich war, machte es nur noch widerwärtiger, gab ihr das Gefühl, einer Perversion ihrer Selbst als Ritterin des Lichts gegenübergestanden zu haben, einem Ungeheuer, das keinen anderen Zweck kannte als die Vernichtung. Sie hoffte, sie getötet zu haben, glaubte es aber nicht. Schlimmer, sie wusste, wenn die Dämonin noch lebte, würde sie sie jagen, vielleicht zusammen mit Einst-Menschen, vielleicht mit diesem alten Mann.
Wenn sie das tat, wusste Angel nicht, wie sie sich retten konnte. Wäre diese Treppe nicht eingestürzt, hätte die andere sie erwischt. Sie hatte Glück gehabt. Sie konnte nicht erwarten, dass sich das wiederholte.
Hinter ihr stiegen schwarze Rauchwolken aus dem Lager von Anaheim auf. Die Dämonen waren durch die Tore gebrochen und hielten sich jetzt im Inneren auf. Die letzten Verteidiger wurden niedergemetzelt, sie konnte ihre Schreie durch den Rauch hören. Warum hatten sie sie nicht angehört? Was hätte sie mehr tun können? Es gab keine Antworten, und die Fragen, die sie sich stellte, machten ihre Anstrengungen als Ritterin des Wortes nur noch vergeblicher.
Sie blieb einen Moment stehen und schaute zurück auf die verwüstete Landschaft. Es half ihr nicht zu wissen, was dort im Lager geschah. Die Glücklichen würden getötet werden, die Unglücklichen zu Sklaven gemacht. Wenn es noch Kinder gab, würde man sie für Experimente missbrauchen. Sie hoffte, dass sie alle herausgekommen waren. Sie wünschte sich, sie könnte zurückkehren, um sich zu überzeugen. Sie wollte nichts so sehr wie ein weiteres winziges Leben retten.
Schmerzen und Müdigkeit erfassten sie plötzlich heftiger, und sie begann, leise zu weinen. Sie weinte dieser Tage nicht viel, aber hin und wieder konnte sie nicht anders. Sie trauerte um die in den Lagern, Männer und Frauen, die sich schwer angestrengt hatten, um zu überleben. Sie trauerte um alles, was die Welt verloren hatte, um die ganz
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