Kinder der Dunkelheit
Leichtigkeit.
Die Wächter sahen ihnen mit offenen Mündern nach. Luca warf einen Blick zurück und rief ihnen warnend zu: „Leute, versucht das lieber nicht, okay?“
„Hatten wir nicht vor, aber danke für die Warnung.“
Ihre Waffen noch im Arm, betraten die beiden das kühle, mit zahlreichen Vorhängen abgedunkelte Wohnzimmer. Drinnen saß Raffaele und verschloss in dem Moment gerade die Halsader einer sehr hübschen, jungen Blutsklavin. „Ich danke dir, mein Kind, hoffentlich habe ich dir keinen Schmerz bereitet.“
Tiefe Röte überzog daraufhin das Gesicht des Mädchens und sie beeilte sich, ihm zu versichern, dass es ihr eine Ehre gewesen sei. Scheu knickste sie vor dem großen Vampir und zog sich rasch zurück.
„Charmeur der alten Schule, was? Du weißt doch genau, dass du ihr alles andere als Schmerzen bereitet hast.“ Luca ließ sich in den Korbsessel neben Raffaele fallen.
Der seufzte mitleidig. „Junge, das nennt sich Höflichkeit. Natürlich weiß ich, was sie empfunden hat, aber es gehört sich einfach, so zu tun, als ob. Du weißt das doch auch.“
„Schon, ich bin auch höflich – immer, fast immer ...“ Luca lächelte. „Ich wünschte, Sabine wäre hier.“
Raffaele nickte. „Kann ich mir lebhaft vorstellen, aber bei aller Treue, du brauchst Nahrung, Junge, und du auch, Saif. Ich werde Abdallah bitten, euch jemanden zu senden.“ Raffaele erkannte, dass Luca protestieren wollte. „Nein, du wirst trinken! Es geht nicht anders. Sabine würde das verstehen, sie ist eine intelligente Frau, der es sicher lieber ist, wenn du lebendig zu ihr zurüc kkommst, denkst du nicht auch?“
Dem hatte Luca nichts entgegenzusetzen und so verschwand Ra ffaele. Nur wenig später traten zwei erwartungsvoll dreinblickende junge Mädchen in das Zimmer. Luca und Saif sahen sich kurz an und Saif fasste die Situation in seiner gewohnt trockenen Art zusammen: „Frühstück ist fertig, lass es dir schmecken, mein Freund.“
„Hervorragend! Alles, was wir tun müssen, ist, einfach nur bis zum Sonnenuntergang hier auszuharren. Solange wir wissen, dass sie hier festsitzen und nicht ahnen, was wir vorhaben, kann alles so ablaufen wie von Ares vorgesehen.“ Alexandre ließ sich entspannt in den Sitz zurücksinken. Der Mann auf dem Vordersitz hatte leichte Schweißperlen im Nacken.
Zögernd wandte er sich zu seinem Auftraggeber um. „Mr. de Thyra, was bringt es uns, sie nur hier festzuhalten? Wollen wir nicht angreifen? Ich war der Meinung, Sie möchten die beiden Kerle ausschalten, die dort vorhin auf der Mauer waren?“
Alexandre knurrte nur leise. „Frank, wenn dir dein bisschen Leben lieb ist, dann kommst du diesen beiden Kreaturen nicht zu nahe. Falls du und deine Männer Lust haben, hier zu sterben, dann bitte, tut euch keinen Zwang an. Ich bin doch nicht so wahnsinnig, Abdallahs Residenz mit vierzehn Menschen anz ugreifen! Hätte ich hier fünfzig Vampire, dann könnte ich nach Sonnenuntergang eventuell darüber nachdenken . Alles, was ich will, ist, dass die beiden Hüter mich spüren. Ich will sie verunsichern und schlicht ein wenig beschäftigen. Sobald die Sonne untergeht, greifen wir zum Schein an wie geplant, und dann verschwinden wir, denn dann habe ich, was ich brauche.“
„Diese Hüter – die beiden, die dort gerade standen – sind sie wirklich so gefährlich, wie man uns erzählt hat? Meine Leute hatten schon Panik allein durch die Erzählungen Ihres Sohnes.“
Alexandre lachte böse. „Sie sind die Killer der Dunkelheit, sie morden so präzise, dass du nicht so schnell schauen kannst, wie sie dich töten. Ich wünschte, ich hätte sie in meinen Reihen, aber leider ist dem nicht so. Ihre Fähigkeiten sind unfassbar. Es liegt ihnen im Blut, sobald sie verwandelt wurden, kam diese Gabe zum Vorschein. Aber darum machen wir uns jetzt keine Geda nken. Ich bin etwas durstig, Zeit für einen kleinen Imbiss.“ Bei den letzten Worten wandte er sich lächelnd einer schönen Frau zu, die ängstlich neben ihm auf dem Rücksitz kauerte. „Na komm, meine Schöne, keine falsche Scheu, es gefällt dir doch.“
Die Frau wagte nicht, sich zu wehren, diverse blaue Flecken an ihren Armen zeugten davon, dass sie es wohl bereits versucht hatte. Alexandre zog sie zu sich herüber und schlug ihr lieblos die Zähne in den Hals.
Frank sah stur nach vorn und umklammerte das Lenkrad. Selbst zur Zeit seines Irakeinsatzes war ihm nie so mulmig zumute gewesen. Alexandre konnte er keinen Vorwurf
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