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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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weihte sie diese dann in ihre Pläne ein.
    Teresa verstand sofort, wie wichtig ihre Mission war, und versprach, sich umgehend auf den Weg zu machen. Aufregung und Angst standen ihr ins Gesicht geschrieben, doch als sie sich zum Gehen wandte, drehte sie sich noch einmal um. „Ana? Darf ich Euch um etwas bitten?“
    Ana nickte ungeduldig. „Was auch immer, wenn ich es erfüllen kann.“
    „Nehmt mich mit! Bitte, lasst mich nicht allein in diesem Wahnsinn zurück.“
    Ana strahlte, sie hatte kaum zu hoffen gewagt, dass eine solch lieb gewonnene Person aus ihrem Zuhause sie begleiten würde. Nur zu gern sagte sie Teresa zu, dass sie sich sehr darüber freue, sie zur Begleiterin zu haben. „Aber jetzt beeil dich, alles hängt davon ab, dass die al Hassarins bis zum Nachmittag ihr Haus verlassen haben. Sie dürfen unter keinen Umständen bis zum Einbruch der Dunkelheit bleiben, hörst du? Mach ihnen das eindringlich klar, auch wenn es schon in meinem Schreiben steht. Sag ihnen, wie wichtig es ist!“
    Teresa nickte eifrig, schlang sich ein Tuch um Kopf und Schu ltern und verließ eilig das Anwesen ihrer Herrin. Ana sah ihr nach, das Herz voller Hoffnung, dass nun doch alles noch ein gutes Ende finden würde.
     
    „Sieh einer an. Wen haben wir denn da? Wohin so eilig, meine Schöne?“ Juans Hand schloss sich wie ein Schraubstock um Teresas Arm. Teresa versuchte, sich loszureißen, doch Juan war stärker und es gelang ihr nicht, ihn abzuschütteln.
    „Lass mich los, du Esel! Ich kenne dich, du bist oft bei den Märkten, wenn Pferde verkauft werden. Dies ist kein Markt und ich bin kein Pferd, also lass mich in Ruhe, ich muss Besorgungen machen. Ich bekomme sonst Ärger mit meiner Herrin!“
    Juans Griff wurde nur noch fester und sein Lächeln noch etwas fieser. „Bedauerlich, doch auch ich habe Besorgungen für meinen Herrn zu machen. Eilige, von höchster Wichtigkeit. Ich soll ihm etwas bringen. Etwas, von dem ich schwören könnte, dass du es in deiner Tasche hast verschwinden lassen. Na komm, mein Täubchen, lass mich doch einmal sehen.“
    Teresa starrte Juan wutentbrannt an. „Bist du wahnsinnig g eworden? Du kannst mich doch hier nicht einfach überfallen. Nimm deine dreckigen Finger von mir!“ Langsam bekam Teresa es mit der Angst zu tun. Sie hatte eine kleine Gasse gewählt, um niemandem zu begegnen und rascher an ihr Ziel zu kommen. Mit diesem Strauchdieb hatte sie nicht gerechnet und er schien zu allem entschlossen. „Lass mich gehen, ich habe nichts von Wert bei mir, ich habe es eilig, versteh doch!“
    „Nein, du musst verstehen. Ich entscheide, was von Wert ist, und jetzt gib mir den Brief, wenn dir dein Leben lieb ist!“
    Teresa begann zu zittern. „Der Brief geht dich nichts an, lass mich jetzt los oder ich schreie!“
    Sie kam nicht einmal dazu, ihre Ankündigung in die Tat umzusetzen. Ehe sie auch nur einen Laut von sich geben konnte, hielt ihr Juan grob den Mund zu. Seine Hand glitt in ihre Tasche und so sehr sie sich auch wehrte, er war weitaus kräftiger. Es gelang ihm, an den Brief ihrer Herrin zu gelangen.
    Tränen der Wut und der Angst rannen über Teresas Wangen, wild versuchte sie, ihm die Nachricht wieder zu entreißen und fast hatte sie es geschafft. „Gib ihn mir zurück, es geht um Leben und Tod!“
    „Gib auf, du dummes Weib, du hast ja keine Ahnung, wie recht du hast. Jetzt lass mich lesen und verschwinde.“
    Teresa schluchzte haltlos. „Ich habe meiner Herrin verspr ochen, dass ich diese Nachricht überbringe. Ich könnte ihr nie wieder unter die Augen treten, wenn ich versage!“ Noch einmal zerrte sie an dem Schriftstück, als Juan offenbar seine Entscheidung traf.
    „Dann lass uns dafür sorgen, dass du ihr nicht mehr unter die Augen treten musst.“
    Kurz darauf wischte er seinen blutigen Dolch am Saum ihres Rockes ab, steckte Dolch und Brief in die Falten seines Ärmels und schritt pfeifend davon. Die stöhnende, verblutende Frau in der staubigen Straße würdigte er keines weiteren Blickes.
     
    „Habe ich es doch geahnt! Dummes kleines Ding, verblendetes Kind! Aber das werde ich schon in den Griff bekommen.“ Während Don Ricardo den Brief las, den Ana in aller Eile gekritzelt hatte, verfärbte sich sein Gesicht langsam dunkelrot. „Der Heide wollte sie doch tatsächlich entführen. Dieser Mistkerl! Wie kann er es wagen, auch nur daran zu denken, eine Dame der Gesellschaft, eine gute Christin aus der Zivilisation zu reißen und sie dort in die Ödnis seines

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