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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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tatsächlich zur Vernunft g ekommen sein? „Das ist eine weise Entscheidung, mein Sohn. Unsere Zukunft liegt nicht mehr hier. Ich bin so froh, dass du dich anders entschieden hast.“
    Angesichts der sichtlichen Erleichterung seiner Mutter brachte Mohammed es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass er erst dann mitkommen würde, wenn er Ana überzeugt hatte, ihm zu folgen. Auch wenn sie ihm mehrmals schon gesagt hatte, dass sie ihn liebte, so war er sich keineswegs sicher, ob ihre Liebe groß genug sein würde, dass sie ihre Familie, ihr Heim und ihre Freunde für ihn auf immer verlassen würde.
    Er nahm seine Mutter noch einmal in den Arm und erklärte, er würde jetzt auch packen wollen. Auf dem Weg in sein Schlafzimmer zermarterte er sich den Kopf, wie er am schnellsten zu Ana Kontakt aufnehmen könnte. Er fühlte, dass die Zeit knapp wurde.
     
    Ana zog sich so unbemerkt aus dem Wohnraum ihrer Eltern zurück, wie sie ihn betreten hatte. Zuerst wollte sie die Unterhaltung ihrer Eltern aus Höflichkeit nicht unterbrechen. Doch dann raubte ihr das Gehörte fast die Luft zum Atmen. Ihr Vater war am frühen Morgen zu Don Ricardo gerufen worden, mit der Bitte, einige seiner Männer samt ihrer Waffen mitzubringen. Anas Vater war dem Ruf seines zukünftigen Schwiegersohnes selbstverständlich gefolgt und hatte auf dem Gut des Adligen über hundert bis an die Zähne bewaffnete Männer vorgefunden. Die Erklärung lieferte Don Ricardo umgehend und mit gut vorbereiteten Argumenten. Über Mittelsmänner habe er erfahren, dass die al Hassarins gemeinsam mit anderen Mauren planten, sich für Übergriffe auf zahlreiche Moslems zu revanchieren, dass sie vorhätten, blutige Rache für die durch die Reconquista zu verantwortende Ermordung von mittlerweile sehr vielen Glaubensbrüdern zu nehmen. Ricardo berichtete, dass der Bischof von Cordoba aufgerufen habe, christliches Leben zu schützen und zu verteidigen. Es war offensichtlich, dass die Dons dies gern gehört hatten und dazu bereit waren, Unschuldige zu überrennen. Sie wollten Macht, Ländereien und die wertvollen Schätze der Mauren, von denen man sich erzählte, dass sie jenseits jeder Vorstellungskraft lägen.
    Als Anas Vater zurückkam, zog er sich sofort mit seiner Frau z urück und erst, als Ana ihre Neugierde nicht mehr hatte bezwingen können, war sie in das Zimmer gegangen. Was sie dann zu hören bekommen hatte, entsetzte sie zutiefst. Also hatte sie recht behalten und Mohammed sowie seine ganze Familie waren in noch viel größerer Gefahr, als sie zuerst geglaubt hatte! Ana wurde übel, fürchterlich übel. Was sollte sie jetzt nur tun? Sollte sie alles hinter sich lassen und dem Mann folgen, den sie wirklich liebte? Denn dass es Mohammed war, dem ihr Herz gehörte, darüber bestand kein Zweifel. Würde sie tatsächlich die Kraft haben, alles Vertraute aufzugeben?
    Wie eine Tigerin in ihrem Käfig lief Ana durch ihr Zimmer. Ihr Herz war zerrissen wie nie zuvor. Sie würde nicht nur ihr Zuha use, sondern auch ihre Eltern hinter sich lassen müssen. Andererseits – wie sollte sie ihre Zukunft mit dem Mann verbringen, der gerade die Ermordung einer unschuldigen Familie plante? Nein, sie konnte nicht tatenlos dabei zusehen, wie der Mann, den sie wirklich inniglich liebte, von ihrem Verlobten und den Männern ihres Vaters feige ermordet wurde! Sie lief zu ihrem Sekretär, holte mit zitternden Händen einen Bogen Papier hervor und schrieb mit fliegender Hast ihre Nachricht an Mohammed. Noch während sie die Zeilen verfasste, überlegte sie, welche ihrer Zofen am vertrauenswürdigsten war.
    Ihre Wahl fiel auf die junge Teresa. Bei ihr konnte sie sicher sein, dass sie die Nachricht zuverlässig und ohne Aufsehen zu erregen überbringen würde. Eilig faltete und versiegelte sie den kurzen Brief. Er enthielt ihre Warnung an Mohammed, eine kurze Schilderung von Don Ricardos Plänen und ihren Vorschlag, sich nach Sonnenuntergang zu treffen. Ihre Entscheidung war gefallen! Sie würde Mohammed begleiten, doch er durfte unter keinen Umständen auch nur in die Nähe ihres Hauses oder das von Ricardo kommen. Es würde leichter für sie sein, sich mit den al Hassarins zu treffen und mit ihnen gemeinsam in Richtung Hafen zu flüchten. Weg von diesem Wahnsinn, in eine gemeinsame Zukunft mit Mohammed.
    Ana wagte nicht einmal, nach Teresa zu rufen. Sie machte sich auf die Suche nach der jungen Frau und fand sie in der Küche. Sie bat Teresa in den Garten. Im Schatten eines Olivenbaumes

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