Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
Vom Netzwerk:
Teresa. Ich bin die Zofe von Herzogin Ana, sie schickt mich. Bitte, Herr, es geht um Leben und Tod.“
    Fathi zögerte kurz, doch da er von der Verbindung des ältesten Sohnes seines Herrn zu der schönen Herzogin Ana wusste, übe rwand er sich und ließ das Mädchen durch. Was konnte so ein kleines Ding schon an Schaden anrichten? Er wies Netta den Weg zum Zimmer Mohammeds.
    Während die Kleine durch die Flure lief und dann die Treppe hinaufeilte, kam sie an zahlreichen Menschen vorbei, von denen jeder ein Lächeln für sie übrig hatte. Eine kalte Faust begann, Nettas Herz zusammenzudrücken und diese hatte mehr Kraft, als Netta sich jemals hätte vorstellen können. Als sie vor Moha mmed al Hassarins Tür stand, fiel es ihr unsagbar schwer, die Hand zu heben und zu klopfen. Als sie es endlich getan hatte, erklang von drinnen die tiefe, warme Stimme eines Mannes.
    „Ja, wer ist da?“
    Netta drückte zaghaft die Türe auf. „Ich bin es, Herr, Teresa, darf ich eintreten?“
    „Ja, komm doch herein. Kenne ich dich?“
    Endlich hob Netta den Kopf und sah Mohammed al Hassarin zum ersten Mal aus der Nähe. Sie hatte ihn oft schon in der Stadt gesehen, doch immer nur von Weitem oder im raschen Galopp an ihr vorbeireitend. Die anderen Frauen bei ihr im Haus und ebenso die Dienerinnen der ganzen anderen befreundeten Familien, sie alle schwärmten für ihn. Seine Schönheit war bei allen immer das beliebteste Gesprächsthema. Nun stand er direkt vor ihr und Netta konnte kaum mehr atmen. Die langen, fast schwarzen Locken fielen ihm bis weit über die Schultern, sein Gesicht war von genau diesem warmen Braunton, wie die anderen gesagt hatten, und die großen mandelförmigen Augen waren fast schwarz – aber dennoch so warm und freundlich! Als er sie jetzt auch noch anlächelte und näher kam, hätte sie sich ihm am liebsten zu Füßen geworfen, doch es ging nun einmal nicht nur um ihr Leben. Der Don würde keine Gnade zeigen, wenn sie einen Fehler beging.
    Das Sprechen fiel ihr schwer. „Herr, Donna  Ana, meine Herrin, schickt mich. Ich habe Euch eine Nachricht zu überbringen, die von größter Wichtigkeit ist. Donna Ana hat ihre Entscheidung getroffen. Sie wird mit Euch kommen, doch Ihr sollt größte Vorsicht walten lassen. Es ist unbedingt notwendig, dass Ihr das tut, worum meine Herrin Euch bittet. Sie belauschte am heutigen Morgen ein Gespräch zwischen Don Ricardo und ihrem Vater, wobei sie hörte, dass der Don Euch und Eure Familie in einen Hinterhalt zu locken gedenkt. Später am Nachmittag wird Don Ricardo einen Boten zu Euch senden, einen Eurer eigenen Männer, der Euch warnen und auffordern wird, umgehend abzureisen. Er wird Euch raten, die Straße zur Küste zu nehmen und im Schutz der Dunkelheit zu reisen, doch anstatt in Sicherheit wird der Weg in Euer Verderben führen. Don Ricardos Männer und die des Herzogs werden Euch auflauern. Meine Herrin bittet Euch, im Haus zu bleiben und dort die Nacht über auszuharren. Sie denkt, dass Ihr Euch dort verteidigen könnt, falls sie bemerken, dass Ihr nicht auf den Hinterhalt hereingefallen seid. Sie wird in den frühen Morgenstunden fertig sein und auf Euch warten. Sie wird das Haus über den Ausgang am hinteren Garten verlassen, wartet dort auf sie. Es muss noch dunkel und sehr früh sein, wenn Ihr sie holt, sodass auch noch keine Diener wach sind. Eure Familie soll in dieser Zeit das Haus über den Weg durch die Berge verlassen, der Weg ist länger, aber niemand wird Euch dort vermuten. Habt Ihr das alles verstanden, Herr?“
    Mohammed hatte nach Nettas Schultern gegriffen und der feste Druck seiner starken Hände brachte sie fast ins Wanken. „Teresa, du bringst mir eine bessere Nachricht, als du glaubst. Selbst wenn der größte Teil mehr als traurig ist, so ist die Hauptsache doch wunderbar. Ich habe dich sehr gut verstanden. Ich werde mit me iner Familie sprechen und den Rat von Donna Ana befolgen. Geh zu ihr und sag ihr, wie sehr ich mich freue, wie glücklich sie mich macht! Liebe, kleine Teresa, sobald wir all die Sorgen hinter uns gelassen haben, werde ich dafür sorgen, dass es auch dir an nichts fehlen wird. Du wirst Donna Ana doch begleiten, nicht wahr?“
    Mohammeds strahlende Augen so nahe vor ihrem Gesicht zu s ehen, war mehr, als Netta ertragen konnte. Sie nickte und stammelte leise, dass sie Donna Ana nie allein würde gehen lassen. Dann verabschiedete sie sich, so rasch sie konnte; sie bewahrte nur mühsam die Fassung, als Mohammed in seiner

Weitere Kostenlose Bücher