Kinder der Dunkelheit
dass Luca mit Gewalt nichts zu tun hatte, ein ziemlich böses Grinsen über Stefanos Gesicht gehuscht?
Da er nicht antwortete, fuhr sie nach einer Weile fort: „Sicher ist es für ihn fürchterlich, dort sein zu müssen und sich diesem Wahnsinnigen zu stellen. Noch dazu, da jetzt auch noch Samira vermisst wird und sie alle große Angst um sie haben.“
Nun kam doch Leben in ihn. „Samira wird vermisst? Das ist übel, das Mädel kann man nicht so einfach irgendwo aufklauben. Mist, das klingt nicht gut. Aber Luca wird’s schon richten. Soweit ich weiß, ist ja auch Saif dort, oder?“
„Ja, schon, aber wie wollen sich drei Kinder der Dunkelheit mit e inem Irren aus der Vergangenheit messen? Denn ich glaube, dass sie Abdallah nicht der Gefahr aussetzen, von ihm angegriffen zu werden. Darum sind sie ja eigentlich hingefahren, zu seinem Schutz.“
„Glaub mir, sie bekommen das schon irgendwie hin.“
„Das hoffe ich.“ Sabine war allerdings nicht davon überzeugt. Stirnrunzelnd erkannte sie, dass Stefano, nachdem er vorhin schon die halbe Weinflasche getrunken hatte, nun schon wieder die Whiskyflasche in der Hand hielt.
„Versteh das bitte nicht falsch, aber warum trinkst du eigentlich so viel? Ich dachte, das macht euch eher schwermütig?“
Wieder kam zuerst nur sein stets leicht verbittert klingendes Lachen. „Vielleicht einfach, weil ich ab und zu gern abtauche und mir meine eigene kleine Gefühlswelt eröffne. Wenn es darin etwas finster ist, dann passt das zur Realität.“
„Warum schließt du dich nicht den anderen an? Raffaele, Luca und Angel könnten deine Hilfe brauchen. Du bist so viel stärker als sie, wie soll ich es sagen, so – eindrucksvoll?“
Stefano schüttelte ungläubig den Kopf. „Du meinst nicht wir klich, was du da gerade gesagt hast, oder? Glaubst du, dass Luca mich bräuchte, um im Notfall seine Haut zu retten? Glaub mir, das kann er sehr gut allein.“
Es brach aus Sabine heraus, bevor sie vernünftig darüber nachg edacht hatte. „Aber Luca ist nicht so ein unerbittlicher, kalter Killer, er ist so ... liebevoll.“ Erst als der Satz bereits in der Luft hing, wurde sie sich dessen bewusst, was sie da gerade angedeutet hatte.
Stefano erhob sich halb aus seiner lässigen Pose auf dem Sofa, stützte sich mit einer Hand ab und sah sie wütend an. „Ach, das ist ja reizend formuliert. Er ist ,nicht der kalte Killer‘, aber ich schon, oder wie? Oh, wie ich das alles hasse! Diese Heuchelei! Der liebevolle Luca, ich glaube, du hast tatsächlich keine Ahnung, nicht wahr? Du weißt es tatsächlich nicht. Er hat dir nichts gesagt, wie auch, es könnte ja sein wunderbares Bild vom unfehlbaren Helden ankratzen.“
Langsam wurde ihr etwas unheimlich. Wovon sprach er? Was versuchte er hier anzudeuten? „Stefano, ich wollte dich nicht beleidigen, ich verstehe nicht, wovon du redest. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich jetzt gehe.“ Gerade, als sie aufstehen wollte, zerschnitt Stefanos eisige Stimme die Stille des Raumes.
„Davonlaufen bringt auch nichts. Ich bin nicht so betrunken, dass ich irgendeinen Mist erzähle. Vielleicht solltest du dir ei nfach mal zur Abwechslung die Wahrheit anhören?“
Abwehrend hatte Sabine ihre Arme vor dem Körper verschränkt, ihre ganze Körperhaltung drückte das aus, was sie fühlte: nämlich, dass sie das, was jetzt sicher gleich kommen würde, eigentlich gar nicht hören wollte.
„Tja, Mädel, dann mal willkommen in der Wirklichkeit. Dein Luca ist ein Hüter der Dunkelheit, er ist einer der legendären Sechs, die immer dann gerufen werden, wenn es augenscheinlich keinen anderen Weg mehr gibt.“
„Das weiß ich doch! Sie helfen einander, wenn es Probleme gibt, sie unterstützen sich.“
„Na ja, so kann man es auch nennen. Ich sehe das etwas anders. Sobald einer der Vampire einmal durchdreht – warum auch immer, es soll ja Gründe geben, die auch unsereins mehr als nur an die Nieren gehen –, dann heißt es für ihn: Schwert einpacken und das Problem aus der Welt schaffen.“
„Wie meinst du das?“ Ihr war kalt geworden, selbst das warme Kaminfeuer vermochte nicht mehr, sie zu wärmen.
„Du verstehst es nicht, was? Dein sanfter Luca ist einer der Killer der Dunkelheit. Er ist es, der die tötet, die ausscheren, die verrückt und aus Trauer wahnsinnig werden oder einfach dieses Leben, diese Welt, nicht mehr ertragen! Die Hüter sind besondere Wesen, sie verfügen über weitaus größere Kraft als die normalen Vampire, sie
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