Kinder der Dunkelheit
Rover unversperrt aufgefunden hatten, dass Samira verschwunden zu sein schien und ihre Dienerin jetzt tot im Kofferraum lag. Gegen Ende seiner Berichterstattung schlich sich bereits wieder der panische Unterton in seine Stimme und so würgte Saif ihn kurzerhand ab.
„Jorge, wo bist du?“
Nach Jorges Antwort wandte sich der Vampir an den Fahrer und nannte ihm den Ort, an dem Samiras Gefährte sich aufhielt. Der nickte nur und gab Gas, so gut er konnte.
„Jorge, halte die Augen offen, wir sind gleich da.“
Lucas Blick war eisig. „Sie ist verschwunden, oder? Sie haben Samira? Nein!“ Voller Zorn schlug er gegen die Türe des Jeeps.
„Gemach, Junge, das Auto kann nichts dafür und wir brauchen es noch. Davon, dass du es jetzt in Stücke schlägst, wird es nicht besser.“ Raffaele war keinesfalls weniger in Sorge als Luca, doch er wusste, dass er ruhig bleiben und rationale Entscheidungen fällen musste. Innerlich aber tobte die Angst um die Frau, die ihm so sehr am Herzen lag wie eine eigene Tochter.
Sie näherten sich Tunis und über Funk wies Luca die Fahrer der anderen Wagen an, ihnen zu folgen. Kurz bevor sie den Stadtrand erreichten, bog der Fahrer scharf rechts auf eine Landstraße, wo er endlich wieder richtig Gas geben konnte.
Luca spähte aus dem Fenster. „So geht das nicht, wir erregen mit dieser Fahrzeugkolonne zu viel Aufmerksamkeit. Saif, lass uns anhalten, dann wechselst du das Auto und steigst zu Janan und Abdallah um. Fahrt in die Stadtwohnung in Tunis und wartet dort auf uns, einverstanden?“
D er Freund nickte. Sofort hielten die Wagen an und Saif rannte zum Auto des Fürsten und seiner Gefährtin. Nun konnten sich die Fahrzeuge aufteilen. Zwei begleiteten Abdallah, die anderen folgten in vernünftigen Abstand dem Wagen, in dem Raffaele und Luca saßen.
Wenige Minuten später konnte Luca das Werbeschild eines kleinen Hotels erkennen und darunter, fast direkt an der Straße, wartete Jorge mit seinen Männern.
„Was konntest du noch fühlen?“ Luca sparte sich ausnahmsweise die Begrüßung und überfiel Jorge sofort mit Fragen.
„Nichts, rein gar nichts. Ich konnte Samira riechen, das war aber auch alles. Ich weiß nicht, wer oder was dort zugange war, aber es waren keine Amateure und es waren keine Menschen, das hätte ich sonst wahrnehmen können. Bitte helft mir, ich darf Samira nicht verlieren.“
Jorge war nahe daran, durchzudrehen, Luca kannte die Anzeichen nur zu gut. Beruhigend legte er eine Hand auf Jorges Brust und ließ etwas von seiner Kraft in ihn strömen. Selbst wenn der über siebenhundert Jahre alte Mann sicher viel Lebenserfahrung und selbst viel Kraft hatte, so war doch Lucas Fähigkeit der seinen weit überlegen.
„Wo ist das Auto von Samira?“
„Etwa einen Kilometer weit weg. Willst du hinfahren?“
„Ja, und zwar sofort, ich will auch die tote Dienerin sehen.“
„Gut, rasch, hier entlang.“ Jorge wies ihnen den Weg zu der Stelle, an der sie den Rover gefunden und ins Dunkel gestellt hatten.
Wenig später öffnete Luca vorsichtig die Fahrertür und ließ seinen Geist durch das Fahrzeug gleiten. Er spürte Angst und er spürte Tod, aber da war auch eine enorme Menge an Wut, die noch immer in der Luft hing. „Wo ist die Kleine?“
Einer von Jorges Wächtern zeigte betreten auf den Kofferraum. „Wir wussten uns keinen anderen Rat, bis ihr kommt. Wir wollten sie nicht weiter auf dem Beifahrersitz lassen.“
„Schon gut, das war die richtige Entscheidung.“
Luca und Raffaele öffneten den Kofferraum und in dem Augenblick, in dem sie das tote Mädchen erblickten, brodelte der Hass in ihnen hoch. Die Dienerin war mit zahllosen Messerstichen übersät und regelrecht ausgeblutet. Ohne das heilende Blut eines Kindes der Dunkelheit war sie zu einem qualvollen Tod verdammt gewesen. Samira hatte sie nie verwandelt, da sie auch so, mit einer geringen Menge ihres kostbaren Blutes, stets gesund und zufrieden und außerdem Samiras liebste Dienerin und Blutsklavin gewesen war.
Luca schluckte mühsam seine aufwallenden Gefühle herunter und ließ eine Hand über den toten Körper gleiten. „Sie ist noch nicht lange tot, allerhöchstens zwei Stunden. Sie hat um ihr Leben gekämpft, das arme Ding. Vampire haben sie getötet, Vampire vom alten Blut. Sie haben sie nicht gebissen, es ist, als wollten sie uns eine Nachricht übermitteln. Als wollten sie uns sagen: Das Wertvolle haben wir, alles andere ist nutzlos. Alexandre hat sich seine Kreaturen gut erzogen,
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