Kinder der Dunkelheit
btisch.
„Okay, ich gebe auf, ich schweige wie ein Grab.“ Sergej setzte sich folgsam auf den leeren Stuhl neben Stefano.
„Guter Plan, Odins Sohn.“ Plötzlich kam Leben in Silvanas angespannte, bewegungslose Miene. Ihre Finger flogen über die Tastatur und einen Augenblick später vermeldete das offene Programm einen Posteingang.
Keiner wagte es auch nur, sich zu bewegen, geschweige denn, das Postfach zu öffnen.
„Yeah! Ich hab ihn! Der Kanal ist zwar schon wieder zu, aber ich bin drin. Ihr werdet staunen: Der Server steht in Spanien. Noch eine Nachricht und ich hab ihn auch noch genauer lokalisiert. Hilft euch das schon etwas?“
Die Freunde grinsten sich an. „Auf jeden Fall. Vor allem, wenn du tatsächlich die Möglichkeit hast, den Serverstandort rausz ufinden.“ Raffaele war zufrieden. „Sehr gute Arbeit, wie immer, Silvana.“
„Sekunde, Männer, der Standort des Servers allein würde uns noch nichts nutzen. Es gab Gelegenheiten, da stand der Server in Florida und die Nachrichten kamen aus Belgien. Ich aber werde anhand des Sendesignals in der Lage sein, euch seinen eigenen Standort auf grob sechs Quadratkilometer einzugrenzen. Na, gute Nachrichten?“ Silvana klang sehr zufrieden.
„Das sind wahrlich gute Infos. Süße, du bist ein Engel.“
„Danke, Stefano, der Engel fliegt jetzt mal kurz schlafen, sonst kippe ich noch um. Also, Jungs, schaut euch an, was da geko mmen ist. Bei der Datenmenge tippe ich auf ein Video. Ich hoffe, es ist nichts allzu Schlimmes. Bis später.“
„Gute Nacht, Silvana, schlaf gut und träum was Schönes.“ Raffa ele lächelte, obwohl die rassige Schöne ihn gar nicht sehen konnte.
„Worauf ihr Gift nehmen könnt!“ Es klackte in der Leitung und Silvanas Gesicht war verschwunden.
Stefano klickte das auf Symbol der neuen Datei und kurz darauf startete tatsächlich, wie von Silvana prophezeit, ein Video. Kurzfristig glaubten sie, die Kamera hätte im Castello gestanden, doch dann erschloss sich doch, dass der Raum, den die Kamera aufnahm, zwar auch groß und weitläufig wie der Rittersaal, jedoch anders möbliert war. Sie sahen die sechs Betten und die ihnen nur zu gut bekannten Frauen. Wütend mussten sie ansehen, dass die Frauen darauf mit Eisenketten an der Wand fixiert waren. Sie sahen allesamt recht lebendig aus, lediglich Samira erregte ihrer aller Aufmerksamkeit. Sie lag zusammengekrümmt auf ihrem Lager und erst, als die Tür geöffnet wurde, richtete sie sich mühsam auf und gab sich den Anschein, es sei alles in Ordnung. Zwei Männer, von denen einer ein Tablett mit Gläsern trug, betraten den Raum. Der Reihe nach erhielten die Gefangenen jede eines der Gläser, wobei ein jedes Mal das Gesicht der jeweiligen Frau herangezoomt wurde.
Trotz aller Wut und Anspannung konnte Saif ein Kichern nicht unterdrücken, als man das böse Gesicht Luisas sah, wie sie mit Todesverachtung das ihr dargebotene Blut hinunterstürzte. Was dann eher seine Besorgnis hervorrief, war die Tatsache, dass Selda übergangen wurde. Ein wütendes Knurren war die Reaktion auf die letzte Einstellung. Die Männer verließen den Raum mit den Gefangenen. Die Kamera schwenkte nach oben und gab den Blick auf die von dicken Vorhängen verdunkelten Fenster frei.
Mit einem Mal begannen die Vorhänge, sich wie von Geiste rhand zu öffnen und helles Sonnenlicht fiel in den Raum. Die festgeketteten Frauen reagierten erschrocken auf die plötzliche Helligkeit, beschirmten ihre Augen und versuchten, sich vor der Sonne zu schützen. Nur langsam erkannten sie offenbar, dass die Strahlen der Sonne sich ein ganzes Stück über ihnen an der Wand brachen. Allein das helle Licht aber hatte ihren empfindlichen und an die dauernde Dunkelheit der letzten Tage gewöhnten Augen Schmerzen bereitet. Die Kamera wandte sich von den Frauen ab und zoomte hinauf zu einem der Fenster, die Schlusseinstellung war ein Blick in gleißendes Sonnenlicht.
Wieder einmal war es Stefano, der das ebenso betretene wie ratlose Schweigen unterbrach. „Leute, so ungern ich das sage, aber ich glaube, ich weiß, was das Schwein vorhat. Mit seinem reinen Blut sensibilisiert er die Mädels zusätzlich. Sie werden immer empfindlicher auf Sonnenlicht reagieren, wenn das so weitergeht. Irgendwann sind sie genauso sensibel wie wir. Ich mag es kaum aussprechen, aber wenn wir sie nicht rechtzeitig finden, wird er uns alle dabei zusehen lassen, wie sie bei lebendigem Leib verbrennen.“
42.
„Na, besser?“ Sabine strich
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