Kinder der Dunkelheit
auf dem Tisch stand. Zu wissen, dass es die Pforte war, durch die Alexandres Nachrichten kommen würden, er aber seinerseits nichts tun konnte, machte ihn krank.
„Fertig mit dem Dessert?“ Stefano stand grinsend im Türra hmen.
„Ja, danke für deine Hilfe. Scheint, als sollte ich tatsächlich auf regelmäßige Nahrung Wert legen.“
„Tja, am frühen Morgen schlägt es nicht so an, weißt du?“ Stefano ließ sich in den Sessel ihm gegenüber fallen.
„Was?“ Luca musterte ihn verständnislos.
„Na, die Menschen sagen doch immer, das, was man morgens zu sich nimmt, macht nicht dick.“
„Stefano, deinen schrägen Humor muss ich noch verstehen le rnen“, seufzte Luca und lehnte sich müde in dem weichen Sofa zurück. Nachdenklich musterte er den dunklen Vampir, dessen Gesicht wie so oft keinerlei Regung mehr zeigte und in dem nur die Augen gefährlich funkelten.
„Stefano?“
„Ja?“
„Kannst du mir sagen, was in den vergangenen Jahren mit uns passiert ist? Warum das alles? Warum diese gegenseitige Ablehnung, dieses Misstrauen? Wie konnte es so weit kommen, wie konnten wir das zulassen? Ich kann es mir einfach nicht erklären.“
„Ich könnte es dir erklären, aber lass uns das bitte auf einen Zeitpunkt verschieben, an dem wir Muße dazu haben. Es wird eine Weile dauern, das haben wir nicht innerhalb von zwei Minuten aus der Welt geschafft. Das Einzige, was ich dir jetzt gerade versichern kann, ist, dass ich für dich und die anderen da sein werde. Ich hau nicht einfach wieder ab, ich werde mich nicht in Luft auflösen oder Ähnliches, das verspreche ich.“
Luca nickte. „Ich glaube es dir. Was auch immer zwischen uns gestanden haben mag, du hast noch niemals in all den Jahren gelogen. Deine Worte waren oft verletzend, aber nie falsch.“
Stefano stieß heftig den Atem aus. „Oh ja, ich bin schon immer ein Freund der klaren Worte gewesen. Glaub mir, das hat mich oft genug mitten in die Scheiße geritten.“
Das Fiepen des Laptops ließ die beiden umgehend hochschr ecken. Einen Sekundenbruchteil später huschten Stefanos schlanke, silbern beringte Finger in Windeseile über die Tasten und Silvanas angespanntes Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
„Guten Morgen, wer auch immer dort gerade ist.“
Stefano drehte den Ton lauter und stellte auch das Mikro so ein, dass Silvana ihn verstehen konnte. „Guten Morgen, Süße, ich bin’s und Luca ist auch hier, was gibt’s? Soll ich die Kamera frei machen?“
„Nein, nein, lass sie zu. Um diese Zeit blendet mich sonst nur eure Schönheit. Ich darf vermelden, dass auf der anderen Seite eures Portals, wenn ich es mal so nennen darf, seit einer Weile etwas hochgeladen wird. Das sind nicht nur Bilder, dieses Mal kommt mehr. Mich ärgert nur, dass ich derzeit noch keine Chance habe, irgendwie an ihn ranzukommen. Es ist, als ob ich gegen eine Mauer laufe! Der Typ ist verdammt gut. Aber wenn ich gleich Glück habe, dann schaffe ich es in dem Augenblick, in dem die Nachricht fertig geladen ist und geschickt wird, aber dazu muss ich echt fix sein und mich konzentrieren. Das heißt jetzt für uns alle: Klappe halten und geduldig warten!“
„Ja, Chefin!“ Stefano salutierte mit ernster Miene.
„Mensch, Italiano, halt den Rand!“
Stefano rutschte auf seinem Stuhl nach hinten, zog Daumen und Zeigefinger wie einen Reißverschluss über die Lippen und verschränkte abwartend die Arme. Luca war hinter ihn getreten und seine Hände krallten sich in die Holzlehnen des Stuhles. Beide starrten gebannt auf den Bildschirm. In dieser Pose fanden die anderen sie vor, als sie von ihrer nächtlichen und offensich tlich erfolgreichen Nahrungssuche zurückkehrten. Luca bedeutete ihnen sofort, zu schweigen, alle versammelten sich wieder um den Laptop und starrten auf den Bildschirm, als sei er das Orakel von Delphi. Sie konnten Silvana ja sehen, nur sie hatte kein Bild, da die Kamera bei ihnen ja noch verklebt war.
Es war Sergej, der sich nicht zurückhalten konnte und leise flüsterte: „Oh Mann, wie kann eine Frau nur so verdammt gut aussehen?“
Ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen oder die Finger, die startbereit auf den Tasten lagen, zu bewegen, brummelte Silvana zurück: „Wenn ich sage, Klappe halten, gilt das auch für den Wikinger.“
Sergejs Augen wurden ganz groß und er warf Craigh einen überraschten Blick zu. „Wie konnte sie das hören, ich hab doch geflüstert?“
„Sie hört alles!“ Silvana saß leise lachend an ihrem Schrei
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