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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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gut sein, denn sonst ahne ich wirklich Böses. So gern ich diesen gastlichen Ort noch etwas länger genießen würde, wir sollten uns wieder anziehen. Ich habe keine Ahnung, wie lange es der rassigen Gespielin, die Andro meinem Vater zugeführt hat, gelingt, ihn zu fesseln. Wir sollten das Glück nicht allzu sehr herausfordern.“
    Eilig kleideten sich beide wieder an und als Ares seinen Gürtel schloss, fiel ihm etwas ein. „Wie lange hat er dich ohne Nahrung gelassen?“
    „Vor zwei Tagen bin ich mal wieder in Ungnade gefallen. Ich gebe zu, deine Stärke und deine Kraft haben mir mehr als gut getan, aber mir knurrt der Magen, und zwar gewaltig.“
    Ares schmunzelte. Seldas unverblümte Art gefiel ihm ausne hmend gut. „Ich hätte mir gewünscht, dass das erste Mal, wenn du mein Blut trinkst, unter anderen Voraussetzungen sein würde, aber es ist jetzt schlicht eine Notwendigkeit. Bitte komm her.“
    „Aber...“, wollte Selda widersprechen, aus Furcht, dass sein V ater auch ihn bestrafen könnte, doch Ares ließ keine Widerworte gelten.
    „Keine Diskussion, wir haben keine Zeit. Komm, trink, du wirst nicht viel brauchen.“ Er biss sich in ein Handgelenk, zog Selda wieder an sich und streckte ihr den Arm entgegen. Allein der Geruch seines Blutes ließ sie jede Gegenwehr vergessen. Selda legte ihre Lippen an sein Gelenk und trank in tiefen Schlucken sein köstliches Blut. Kaum hatte sie die ersten zwei Schluck getrunken, erinnerte sie sich, warum sie gezögert hatte. Sein Blut löste in ihr eine solch unglaubliche Sehnsucht nach ihm aus, dass es regelrecht wehtat. Am liebsten hätte sie sich ihre Kleider wieder vom Körper gestreift und ihn sofort verführt. Oh, verflixt! Selda riss sich mit aller Mühe zusammen, nahm noch einen tiefen Schluck und spürte dann bereits, wie sein Blut wie flüssige Hitze durch ihre Adern tobte und wie ihre gewohnte Kraft und Zuversicht zurückkehrten. Sanft löste sie die Zähne aus seinem Handgelenk, verschloss die Wunden und sah dankbar zu ihm auf. Erst, als sie in sein Gesicht sah, wurde ihr bewusst, wie viel mehr an Selbstbeherrschung und Kraft er soeben hatte aufbringen müssen. Seine Augen funkelten wie Lapislazuli, seine Lippen hatte er fest aufeinander gepresst – und doch konnte man dahinter seine Reißzähne erkennen. Sein ganzer Körper war angespannt wie eine Bogensehne.
    „Gütiger Himmel, ich hoffe, du weißt, was dir blüht, wenn wir das irgendwann im richtigen Ambiente wieder machen?“
    „Ja, und ich muss eingestehen, dass ich mich jetzt schon darauf freue.“
    „Unmäßiges Wesen!“ Ares zog Selda mit einem Ruck an sich und küsste sie noch einmal mit aller Leidenschaft. Als er seine Lippen endgültig von ihren löste, spürte Selda mit Bedauern die Kühle. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass dies die letzte Zärtlichkeit auf lange Zeit zwischen ihnen gewesen sein könnte.
    Ares ließ seinen Blick über sie gleiten. „Warte, ich muss dich ein wenig präparieren. Es hilft leider nichts, aber es wird uns Zeit verschaffen und – falls er uns jetzt durch einen dummen Zufall sehen sollte – die Haut retten. Erschrick nicht, ich muss dich kurz beißen.“ Ares ritzte mit seinem Eckzahn ihre Haut und begann, die hervortretenden Blutstropfen malerisch unter ihren Lippen und an ihrem Hals zu verteilen. Einige Tröpfchen sprenkelte er unter ihre Nase. Mit Wohlgefallen betrachtete er sein Werk und schmierte sich zuletzt noch ein wenig ihres Blutes auf seinen Handrücken. Er schloss die kleine Wunde mit einem schnellen Kuss und nahm dann ihre Hand. „So leid es mir tut, aber ich muss dir den Ring wieder anlegen.“
    „Na toll, sag mal, wie bin ich da eigentlich rausgekommen?“ Verblüfft starrte Selda auf den massiven Metallring. „So wie du auch jetzt wieder hineinkommst. Pass auf.“
    Ares nahm den Ring, bog ihn mühelos auseinander, legte ihr schmales Handgelenk hinein und bog ihn wieder zusammen. Selda staunte. „Respekt, sowas könnte ich auch gern. Warum zum Henker bin ich kein Mann geworden?“ Er grinste sie nur frech an. „Das fragst du jetzt nicht im Ernst, oder?“
    „So gesehen, hast du natürlich recht. Und was jetzt?“
    „Komm mit, jetzt heißt es schauspielern.“ Ares schnappte sich die Eisenkette, nahm Selda ohne Mühe auf die Arme und lief mit ihr zurück zur Treppe. An der obersten Stufe hinter der massiven Türe angekommen, setzte er sie ab, atmete tief durch, drückte ihr einen letzten Kuss ins Haar und öffnete dann die

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