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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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hob seine Hand, an der noch immer Seldas Blut klebte. „Ich musste leider auch einige der Wunden schließen. Ich habe die Selbstheilungskraft der Dame wohl etwas überschätzt.“ Mit der ihm früher eigenen, ausdruckslosen Miene trat er an seinem Vater vorbei an Seldas Lager. Die zog scheinbar schützend die Beine an den Körper und drückte sich sichtlich verängstigt an das Kopfteil ihres Bettes.
    „Schon gut“, meinte Ares in etwas ungehaltenem Ton. „Ich tue dir nicht mehr weh. Hoffentlich hast du gelernt, dich zu benehmen. Hier hast du Kleidung zum Wechseln. Zieh das blutbeschmierte Zeug aus.“ Er wandte sich ab, trat neben seinen Vater und lächelte ihn beruhigend an. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du keinen Ärger mehr mit ihr haben wirst.“
    Alexandre musterte seinen Sohn voller Stolz. „Na, das ist doch wieder der Ares, denn ich kenne. Gut so, mein Sohn. Komm, lass uns noch etwas Spaß haben, die Damen nehmen jetzt sowieso dann erst einmal ihr tägliches Sonnenbad.“
    Alexandre deutete gegenüber seinen Gefangenen einen eleganten Abschiedsgruß an, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum, gefolgt von einem deutlich erleichterten Ares. Die Frauen, Selda eingeschlossen, tranken gehorsam ihre Blutration und bereiteten sich auf die hoch stehende Sonne vor, der man sie wohl gleich wieder aussetzen würde. Doch zuerst geschah nichts dergleichen. Die Diener verschwanden samt den leeren Kelchen. Zurück blieben sechs ratlose Gesichter.
    „Was jetzt? Sagte er nicht, dass wir unser Sonnenbad beko mmen? Klemmt der Vorhang oder wie?“ Audrey blickte fragend zur Zimmerdecke. Ihre Frage beantwortete sich wenige Minuten später, als zwölf starke Krieger in den Raum kamen. Nachdem sie sich einen kurzen Überblick verschafft hatten, öffneten sie die Schlösser mit denen die Ketten mit den Ringen an der Wand verbunden waren. Je einer hielt die Kette und einen Arm einer der Frauen fest, der andere fixierte jeweils den anderen Arm. Sie gingen absolut auf Nummer sicher. Die Gefangenen hatten nicht genug Kraft, sich zu befreien.
    Samira konnte sofort riechen, dass sie keine Vampire waren. Jeder hatte gerade so viel Blut in sich, dass er wesentlich kräftiger war, als er es sonst hätte sein können. Als man sie aus dem Zimmer und vorbei an zwei großen Vampiren führte, die an einer großen, dunklen Holzpforte Wache standen, meinte einer der beiden: „Bringt sie hinaus, nur zehn Minuten, das reicht für den ersten Tag. Ach ja, Mädels, die erste, die schreit, bekommt die Peitsche zu spüren. Haben wir uns verstanden?“
    Ohne zu begreifen, was vor sich ging, sahen die Frauen ratlos von einer zur anderen. Erst, als sich die Pforte öffnete, begannen sie zu ahnen, was kommen würde. Ihre Wächter hatten sich große, schützende Sonnenbrillen aufgesetzt, bevor sie die Gefangenen hinaus in die Nachmittagssonne zerrten. Die Frauen schlossen sofort die Augen. Selbst schon sehr empfindlich bei Sonneneinstrahlung und nun, durch Alexandres Blut zusätzlich sensibilisiert, brannte selbst die schon schwächer werdende Nachmittagssonne auf ihrer Haut und schmerzte unglaublich in den Augen. Ungläubig blickten sie auf die sechs Holzpfähle, die auf der Burgmauer verankert waren. An jedem wurde nun mit wenigen Handgriffen eine von ihnen festgekettet.
    „Tja, Mädels, ihr habt es gehört. Jetzt heißt es, zehn Minuten durchhalten. Keine Angst, ihr schafft das.“ So rasch sie konnten, eilten die Krieger zurück in die Burg. Luisa öffnete tapfer die Augen und versuchte, ihre Umgebung zu erkennen. Sie waren wirklich in der schon recht tief stehenden, doch noch immer prallen Sonne an die Stämme gekettet worden! Mit den Füßen standen sie auf dem wohl gerade einmal dreißig Zentimeter breiten Mauersims, eine einzige falsche Bewegung konnte bewirken, dass sie abstürzten.
    Luisas Augen brannten bereits wie Feuer und doch wagte sie noch einen Blick zu den anderen. „Sabine! Kannst du etwas sehen? Hast du auch Schmerzen?“
    „Geht so. Ich fühle mich jetzt schon, als stünde ich seit etwa einer Stunde in der Mittagssonne. Das Blut dieses Widerlings hat meine Haut wohl so sensibel gemacht. Die Augen gehen noch einigermaßen, tränen etwas, aber es hält sich in Grenzen. Wenn es mir schon so geht, wie um Himmels willen müsst ihr euch fühlen?“
    „Frag lieber nicht, das willst du nicht wissen“, flüsterte Audrey, die direkt neben ihr stand. Sie alle hoben trotz der schweren Eisenketten so gut wie möglich die

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